Koban-Kultur

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Koban-Kolchis-Kultur)
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Prähistorische Kulturen Russlands[1]
Mittelsteinzeit
Kunda-Kultur 7400–6000 v. Chr.
Jungsteinzeit
Bug-Dnister-Kultur 6500–5000 v. Chr.
Dnjepr-Donez-Kultur 5500–4000 v. Chr.
Sredny-Stog-Kultur 4500–3500 v. Chr.
Jekaterininka-Kultur 4300–3700 v. Chr.
Kammkeramische Kultur 4200–2000 v. Chr.
Fatjanowo-Kultur um 2500 v. Chr.
Kupfersteinzeit
Nordkaspische Kultur
Kurgankultur 5000–3000 v. Chr.
Samara-Kultur um 5000 v. Chr.
Chwalynsk-Kultur 5000–4500 v. Chr.
Botai-Kultur 3700–3100 v. Chr.
Jamnaja-Kultur 3600–2300 v. Chr.
Afanassjewo-Kultur 3500–2500 v. Chr.
Ussatowe-Kultur 3300–3200 v. Chr.
Glaskowo-Kultur 3200–2400 v. Chr.
Bronzezeit
Poltavka-Kultur 2700–2100 v. Chr.
Potapovka-Kultur 2500–2000 v. Chr.
Katakombengrab-Kultur 2500–2000 v. Chr.
Abaschewo-Kultur 2500–1800 v. Chr.
Sintaschta-Kultur 2100–1800 v. Chr.
Okunew-Kultur um 2000 v. Chr.
Samus-Kultur um 2000 v. Chr.
Andronowo-Kultur 2000–1200 v. Chr.
Susgun-Kultur um 1700 v. Chr.
Srubna-Kultur 1600–1200 v. Chr.
Kolchis-Kultur 1700–600 v. Chr.
Begasy-Dandybai-Kultur um 1300 v. Chr.
Karassuk-Kultur um 1200 v. Chr.
Ust-Mil-Kultur um 1200–500 v. Chr.
Koban-Kultur 1200–400 v. Chr.
Irmen-Kultur 1200–400 v. Chr.
Spätirmen-Kultur um 1000 v. Chr.
Plattengrabkultur um 1300–300 v. Chr.
Aldy-Bel-Kultur 900–700 v. Chr.
Eisenzeit
Baitowo-Kultur
Tagar-Kultur 900–300 v. Chr.
Nosilowo-Gruppe 900–600 v. Chr.
Ananino-Kultur 800–300 v. Chr.
Tasmola-Kultur 700–300 v. Chr.
Gorochowo-Kultur 600–200 v. Chr.
Sagly-Baschi-Kultur 500–300 v. Chr.
Jessik-Beschsatyr-Kultur 500–300 v. Chr.
Pasyryk-Stufe 500–300 v. Chr.
Sargat-Kultur 500 v. Chr.–400 n. Chr.
Kulaika-Kultur 400 v. Chr.–400 n. Chr.
Tes-Stufe 300 v. Chr.–100 n. Chr.
Schurmak-Kultur 200 v. Chr.–200 n. Chr.
Taschtyk-Kultur 100–600 n. Chr.
Tschernjachow-Kultur 200–500 n. Chr.

Die Koban-Kultur ist eine spätbronzezeitliche und eisenzeitliche Kultur im Norden des Kaukasus. Sie wurde nach dem 1869 im Dorf Verchni Koban in Nordossetien entdeckten Gräberfeld benannt, das ungefähr 600 Bestattungen umfasste. Besondere Aufmerksamkeit fand der reiche Bronzeschmuck. Die Koban-Kultur findet sich im heutigen Inguschetien, Ossetien, Kabardino-Balkarien und Tschetschenien. Unter dem Sammelbegriff Koban-Kolchis-Kultur wurden auch noch Funde aus dem Vorgebirge, aus Kolchis und Abchasien gerechnet.

Nicht zu verwechseln ist die Koban-Kultur mit der früheren, westlicheren Novotitarovskaja-Kultur und der ebenfalls westlicheren, etwa zeitgleichen Maikop-Kultur entlang des Flusses Kuban und der ebenfalls etwa gleichzeitigen Kolchis-Kultur in westlichen Georgien, südlich des Großen Kaukasus. Alle genannten Kulturen waren wichtige, überregional exportierende Zentren eisenzeitlicher Metallurgie, besonders ausgeprägt die Koban- und Kolchis-Kultur, hatten allerdings verschiedene Stile, verschiedene regionale Ausbreitungen in der Großregion Kaukasien und verschiedene Trägergruppen.

Träger der Maikop- und Novototarovskaja-Kultur im nordwestlicheren Kaukasien waren nach wissenschaftlich allgemein anerkannten Indizien höchstwahrscheinlich Stammesverbände mit frühen Sprachformen der dort alteingesessenen nordwestkaukasischen Sprachfamilie. Träger der Kolchis-Kultur waren Stammesverbände mit frühen südkaukasischen Sprachen (wohl besonders der westlichen sanischen Sprachen, heute Mingrelisch und Lasisch, sowie des nördlicheren Swanischen, das heute in der Region dominierende Georgische breitete sich erst seit der Antike nach Westen aus). Die Träger der Koban-Kultur waren dagegen frühe Sprecher nachischer Sprachen, eines westlichen Sonderzweiges der nordostkaukasischen Sprachen (heute noch Tschetschenisch, Inguschisch und Batsisch), welche nach erhaltenen Toponymen, Hydronymen und antiken und mittelalterlichen Überlieferungen sich in der Eisenzeit noch weiter nach Westen ausbreiteten, etwa den gesamten mittleren Nordkaukasus umfassend, mit den Sprachgebieten der sich erst später in der Region etablierenden iranischen Sprache Ossetisch und der Turksprache Karatschai-Balkarisch und auch mit dem Gebiet der Kabardiner, die erst im Spätmittelalter vom Westen her einwanderten.

Phase Datierung Verbreitung
1 12.–11. Jh. v. Chr. Nordossetien, Tschetscheno-Inguschien, Kabardino-Balkarien
2 9.–7. Jh. v. Chr. gesamter mittlerer Kaukasus
3 7.–4. Jh. v. Chr. Nordkaukasus

Siedlungen lagen meist auf Hügeln. Sie waren sorgfältig angelegt, mit einem rechtwinkligen Netz gepflasterter Straßen. Die recht großen Häuser waren rechteckig, auf einer Basis aus Stein standen lehmbeworfene Flechtwerkwände. Der Wohnteil der Häuser hatte einen Stampflehmboden und mehrere Herdstellen. In manchen der Häuser befanden sich auch Werkstätten. Teilweise befanden sich in den Häusern auch Stallungen.

Neben Flachgräbern und Bestattungen in Grabhügeln sind auch mit Steinen gepflasterte Schachtgräber bekannt. Meist handelt es sich um Einzelbestattungen. Die meisten Gräber enthalten reiche Beigaben, Gefäße, Waffen, Schmuck und Pferdegeschirr. Auch Pferdebestattungen sind bekannt. Ab dem 7. Jahrhundert v. Chr. finden sich in den Koban-Gräbern auch Gegenstände, die skythisch beeinflusst sind. Auch urartäische Importe finden sich gelegentlich.

Materielle Kultur

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Keramik ist handgemacht, meist schwarz und oft sorgfältig poliert. Eine Verzierung bestand meist aus geometrischen Mustern, es sind jedoch auch figürliche Darstellungen bekannt. Neben Gefäßen sind auch Tierfiguren und Spinnwirtel bekannt. Typisch sind auch verzierte Äxte mit ausladender halbkreisförmiger Schneide und Gürtelbleche mit figürlichen Darstellungen, und bronzene Gürtelschnallen mit Spiralmustern. Unter den Waffen finden sich Dolche mit pilzförmigem oder durchbrochenem Griff.

Wichtige Fundorte

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • Koban, Nordossetien, Gräberfeld
  • Rekom, Nordossetien, Heiligtum
  • Serschen-Jurt, Tschetscheno-Inguschien, befestigte Siedlung
  • Tli, Gräberfeld
  • Franz Hančar: Urgeschichte Kaukasiens von den Anfängen seiner Besiedlung bis zur Zeit seiner frühen Metallurgie (= Bücher zur Ur- und Frühgeschichte. Bd. 6, ZDB-ID 1138028-7). Schroll u. a., Wien u. a. 1937.
  • Wladimir Iwanowitsch Markowin, Rauf Magomedowitsch Muntschajew: Kunst und Kultur im Nordkaukasus. Seemann, Leipzig 1988, ISBN 3-363-00361-7.
  • Rudolf Virchow: Das Gräberfeld von Koban im Lande der Osseten, Kaukasus. Eine vergleichend-archäologische Studie. 2 Bände (Textbd. Atlas.). Asher, Berlin 1883, (Digitalisate: Textbd. Atlas).
  • Walentina Kosenkowa: Кобанская культура и окружающий мир = Koban culture and beyond : (взаимосвязи, проблемы судьбы и следов разнокультурных инфильтраций в местной среде). Таус, Moskau 2013.
  • DAI-Bericht
  • Wladimir Aleksandrowitsch Kusnezow: Ruhmreiches altes Koban. aus: Reisen im alten Iriston. (=Ossetien), Moskau 1974 (russisch). (Die heute oft in der Eremitage ausgestellten Artefakte wurden 1869 durch einen hochwasserbedingten Einsturz der von oben angelegten Schachtgräber, vgl. erstes Bild, entdeckt.)

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Die Datierungen in der Tabelle sind den einzelnen Artikeln entnommen und müssen nicht immer zuverlässig sein. Kulturen auf Gebieten anderer ehemaliger Sowjetrepubliken wurden einbezogen.