Kolonie Sagradowka

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Die Kolonie Sagradowka war eine russlandmennonitische Ansiedlung in der Ukraine.

Die Siedler stammten aus der Kolonie Molotschna. 1872 bis 1879 wurden 16 Dörfer gegründet, auf Land das ehemals dem Gutsbesitzer Sagradsky gehörte. Die Siedlungen lagen am Westufer des Inhulez westlich von Nikolopol und der Kolonie Kronau gegenüber. Zu Hause wurde meist Danziger Dialekt gesprochen. Anfangs war die Kolonie eher ärmlich, aber nachdem die Kolonie 1916 einen Bahnanschluss erhielt, entstanden Fabriken und Windmühlen. 1897 entstand im Kaukasus bei der Bahnstation Suorowskaja die Gemeinde Nikolaifeld als eine Tochterkolonie von Sagradowka. 1893 gingen einige Familien an den Don, 1894 wanderten einige nach Ufa aus. 900 erhielt Sagradowka einen Anteil an der neugegründeten Kolonie Terek. 1902 entstanden 75 südlich von Sagradoka die Tochterkolonien Alexandrowka und Werowka. Nach dem Bürgerkrieg wanderten viele Bewohner Sagradowkas nach Übersee aus. Später gehörten die Dörfer zusammen mit den Ansiedlungen der Kolonie Kronau zum Deutschen Nationalrayon Fritz Heckert. Bis 1938 war Deutsch die Unterrichtssprache, danach Russisch und Ukrainisch. Die Verbliebenen schlossen sich beim Rückzug der deutschen Truppen 1943 dem Flüchtlingstrek an.

Kirchengemeinden

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Eine erste Kirchengemeinde sollte ursprünglich im zentralen Ort Tiege gegründet werden, doch tatsächlich wurde die Kirche in Nikolaifeld gebaut, so dass die Gemeinde Nikolaifelder Gemeinde hieß. Jedoch waren viele mit dieser Gemeinde unzufrieden, so dass eine weitere Gemeinde entstand, die 1888 nach dem eine neue Kirche nach dem Muster der Lichtenauer Kirche erbaute. Diese Kirche wurde 1889 eingeweiht. Die Mennoniten-Brüdergemeinde Tiege hatte bereits 1888 ein Versammlungshaus gebaut. In Ohrloff entstand 1907 eine eigene Mennonitengemeinde.

Die Forstei Wladmirowo schob sich als zwei Erst breiter Streifen Land in die Mitte der Ansiedlung hinein. Am östlichen Ende lagen die Kaserne und Bauten der Forstei selbst. Diese Anlage war eine von sechs Kasernen für mennonitische Dienende im südlichen Russland. Der heutige Ort Lissowe (ukrainisch Лісове) scheint sich auf die Forstei zu beziehen. Hier mussten Mennoniten Dienst als Ersatz für den verweigerten Wehrdienst leisten.

Dörfer der Kolonie
Nr. ursprünglicher Name heutiger Name ukrainisch Gründung
1 Alexanderfeld, Nowo Alexandrowka Nowoolexandriwka Новоолександрівка 1892
2 Neu-Schönsee Oseriwka Озерівка 1872
3 Friedensfeld / Mariwka Oseriwka Озерівка 1872
4 Neu-Halbstadt Riwnopillja Рівнопілля 1876
5 Nikolaifeld, Nikolskoje Mykilske Микільське 1827
6 Orloff Orlowe Орлове 1872
7 Blumenort Switliwka Світлівка 1873
8 Tiege, Tigelikotschubejew Kotschubejiwka Кочубеївка 1873
9 Altonau Pryhirja Пригір'я 1873
10 Rosenort Rosiwka Розівка 1875
11 Münsterberg Sahradiwka Заградівка 1875
12 Gnadenfeld, Gnadowka Blahodatne Благодатне 1876
13 Schönau Krasniwka Краснівка 1877
14 Steinfeld Kamjanka Кам'янка 1879
15 Nikolaidorf nicht mehr existent 1879
16 Reinfeld Sofijiwka Софіївка 1883
17 Alexanderkrone nicht mehr existent 1883
  • Rudy P. Friesen, Edith Elisabeth Friesen: Bauwerke der Vergangenheit: mennonitische Architektur, Landschaft und Siedlungen in Russland/Ukraine. Tweeback.
  • Sagradowka Kolonie. In: chortitza.org. Abgerufen am 2. November 2024.
  • Gerhard Lohrenz: Sagradowka. Die Geschichte einer Mennonitischer Ansiedlung im Süden Russlands. Echo-Verlag Buch 4, Rosthern, Sask., Kanada 1947
  • Ulrich Mertens, Anto Bosch: Handbuch Russland-Deutsche: Mit Ortsverzeichnis ehemaliger Siedlungsgebiete.

Historischer Forschungsverein der Deutschen aus Russland e.V.