Kommunalfriedhof Witten-Annen

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Erhaltene und denkmalgeschützte Grabsteine des ersten Kommunalfriedhofs an der Nordseite des heutigen Kommunalfriedhofs
Gedenksteine für den zweiten jüdischen Friedhof in Annen
Denkmal für Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter, u. a. des Außenlagers Annener Gußstahlwerk des KZ Buchenwald
Halbkreisförmig angeordnete, gleichförmige Gräber überwiegend von Opfern der Luftangriffe 1945

Der Kommunalfriedhof Witten-Annen oder Friedhof Annen ist ein kommunaler Friedhof in Witten im Ortsteil Annen. Er hat eine Größe ca. 4,8 ha.[1]

1861 stellten zahlreiche Haus- und Grundbesitzer Annens einen Antrag an das Landratsamt auf Errichtung eines Friedhofs. Die evangelische Mehrheit war in Lütgendortmund eingepfarrt. Nach Widerspruch sowohl der Bauern, die in Lütgendortmund Erbbegräbnisplätze besaßen, wie auch der Pfarrer, konnte der an der Stockumer Straße (damals Bahnhofstraße)[2] gelegene Friedhof nach schwierigen Verhandlungen erst 1865 eingeweiht werden. 1876 wurde auf dem Kommunalfriedhof auch ein jüdischer Friedhof eingerichtet.

Nachdem sich der erste Friedhof aufgrund des Bevölkerungszuwachses bald als zu klein herausstellte, wurde 1881 ein größeres Gelände „am Fuß der Wullener Berge“, heute Diesterwegstraße, erworben. Der neue Kommunalfriedhof wurde 1883 vom Regierungspräsidenten Arnsberg genehmigt und 1884 eingeweiht. 1898 wurde am nordwestlichen Ende ein zweiter jüdischer Friedhof eingerichtet.[3] Der alte Kommunalfriedhof und damit auch der erste jüdische Friedhof wurde vor dem Zweiten Weltkrieg vom Annener Gussstahlwerk überbaut. Als erhaltenswert angesehene Grabsteine wurden am Nordrand des neuen Friedhofs aufgestellt.

1938 wurde auch der zweite jüdische Friedhof eingeebnet und zur Beisetzung von Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern, u. a. aus dem KZ-Außenlager Annener Gußstahlwerk, genutzt. An den zweiten jüdischen Friedhof erinnern seit 1993 zwei Gedenksteine. (Lage) 1959 wurde neben den Gräbern der KZ-Häftlinge und Zwangsarbeiter ein Gedenkstein mit der irreführenden Aufschrift „Tote der Alliierten“ aufgestellt.[4] 1990 wurde die irreführende Aufschrift entfernt und 1993 eine Gedenktafel für die in Witten ums Leben gekommenen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter aufgestellt. (Lage)

  • Jürgen Dodt, Wilhelm Fisse, Karl-Gustav Sprave, Gabriele Schnurr: Annen. Vom Bauerndorf zum Industriestandort. 12. Jahrhundert bis zu Eingemeindung 1929. Hrsg.: Geschichtsverein Witten-Annen. 1. Auflage. Geschichtsverein Witten-Annen, Witten 2010, S. 55–56.
  • Martina Kliner-Fruck: Friedhöfe. Orte der Stadtgeschichte. Kleiner Exkurs zum Friedhofs- und Bestattungswesen in Witten. In: Friedhöfe in Witten. Prowiss-Verlag, Gladbeck 2005, S. 20–26.
  • Martina Kliner-Fruck: Ortsartikel Witten-Annen. In: Historisches Handbuch der jüdischen Gemeinschaften in Westfalen und Lippe. Die Ortschaften und Territorien im heutigen Regierungsbezirk Arnsberg. Hrsgg. von Frank Göttmann, Münster 2016, S. 829–832 Online-Fassung der Historischen Kommission für Westfalen.
Commons: Kommunalfriedhof Witten-Annen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Friedhöfe. Stadt Witten, abgerufen am 22. März 2017.
  2. Paul Brandenburg, Karl-Heinz Hildebrand: Witten. Straßen, Wege, Plätze. Mit einem Beitrag zur Siedlungsgeschichte Wittens von Heinrich Schoppmeyer (= Beiträge zur Geschichte der Stadt Witten. Band 1). VOHM, Witten 1989, ISBN 3-920611-13-6 (Straßenverzeichnis im Internetarchiv (Memento vom 15. Mai 2006 im Internet Archive) [abgerufen am 27. Dezember 2012]).
  3. Annen. In: Jüdische Friedhöfe in Deutschland. Dezember 2002, abgerufen am 22. März 2017.
  4. Susanne Linka: Freie Sicht. Wildwuchs vor Tafeln am Kommunalfriedhof entfernt. In: Ruhr Nachrichten. 13. April 2011, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 21. Januar 2018; abgerufen am 20. Januar 2017.

Koordinaten: 51° 27′ 13,3″ N, 7° 22′ 1,9″ O