Kondehnen (Kreis Fischhausen/Samland)

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Kondehnen war ein Gutsbezirk und Wohnplatz in der nach 1945 abgegangenen Ortschaft Schuditten im ehemaligen Kreis Fischhausen im Regierungsbezirk Königsberg der preußischen Provinz Ostpreußen des Deutschen Reichs.

Geographische Lage

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Das Gut lag in der historischen Region Ostpreußen, im Samland, etwa 22 Kilometer westnordwestlich der Stadt Königsberg, 15 Kilometer östlich der Stadt Fischhausen und vier Kilometer südlich des Dorfs Medenau.

Gutshaus Condehnen, erbaut um 1780 (Sammlung Duncker)

Der Ortsname Kondehnen kommt im 13. Jahrhundert als Kandeyn oder Candeyn vor und gilt in der Geschichtsschreibung als Wohnort des legendären ‚alten Gedun‘,[1] eines autochthonen Landwirts, bei dem der böhmische König Ottokar II. während seines Winter-Feldzug 1254 nach Samland, der dem Aufstand der Samen galt, Erkundigen eingeholt hatte.[2][3] 1301 verschreibt der samländische Bischof Siegfried den Erben des Samen Gedun ein Feld in der Gegend von Condehnen.[4] Das Dorf wurde 1368 von Bischof Bartholomäus dem Senketen ohne Angabe der Hufenanzahl zu kölmischem Recht verliehen.[5] Candeyn als Gut findet sich in Urkunden von 1371 und 1401.[2]

Im Mittelalter waren die von Albe Besitzer; im 15. Jahrhundert saß Martin Segeler von Gaudecker (* ca. 1385, auch Hans von Condehnen, genannt Wargen) auf Condehnen, der mit einer von der Albe aus dem Hause Condehnen vermählt war.[6] Nach 1688 waren die zu Waldburg Besitzer, danach die Holstein-Beck, und nach 1776 die Dohna-Schlodien. Die Dohna-Schlodien erbauten um 1780 ein eingeschossiges Herrenhaus. Der Bau hatte zwei kräftige Flügelstümpfe und einen Mittelgiebel.

Nach 1820 ging der Besitz des Gutsbezirks an einen sächsischen Zweig der zu Dohna.

Die Regulierung der bäuerlichen und gutsherrlichen Verhältnisse wurde im Gutsbezirk Kondehnen im Jahr 1820 in Angriff genommen und war 1826 abgeschlossen; zur Gutsherrschaft hatten vor der Regulierung folgende Ortschaften gehört:[7]

  • Lindenau, 2 ½ km ostnordöstlich vom Hauptgut gelegen, mit einem Vorwerk und fünf Bauernhöfen (mit im Jahr 1933 155 und im Jahr 1939 186 Einwohnern).[8] (Gegen Ende des 15. Jahrhunderts hatte sich der im Deutschordensstaat angesehene Hans von Lindenau im Besitz von Lindenau befunden, der 1518 kinderlos verstorben war.[9])
  • Polleppen, 3 ½ km nordöstlich vom Hauptgut gelegen, Freigut und sechs Bauernhöfe
  • Pollwitten, 2 ½ km nordöstlich vom Hauptgut gelegen, Vorwerk
  • Dorotheenhof, 2 km südöstlich vom Hauptgut gelegen, Vorwerk
  • Elendskrug (teilweise), 3 km südwestlich vom Hauptgut am Greibauschen Mühlenfließ gelegen, Dorf, später in Elenskrug umbenannt[10]

Unter den von Dorgau wurde das Gutshaus Mitte des 19. Jahrhunderts gotisierend umgebaut.

Im Jahr 1863 hieß der Rittergutsbesitzer Georgsohn,[11] dessen Familie das Gut Condehnen auch noch 1885 besaß.[12]

Im Jahr 1908 kaufte Alexander Graf von Keyserlingk (* 15. Mai 1869)[13] das Gut, dessen Familie es auch noch 1919 in Besitz hatte.[12]

Am 1. April 1927 hatte der Gutsbezirk Kondehnen eine Flächengröße von 541 ha, 56 ar und 62 m², und am 16. Juni 1925 hatte der Gutsbezirk 180 Einwohner.[14] Am 30. September 1928 erfolgte die Eingliederung des Gutsbezirks Condehnen in die Landgemeinde Schuditten im Amtsbezirk Medenau.[12]

Vor Ende des Zweiten Weltkriegs besetzte im Januar 1945 die Rote Armee die Region. Die Gutsbesitzer wurden 1945 von einer sowjetischen Truppe ermordet. Das Herrenhaus wurde völlig zerstört.[15]

Nach Einstellung der Kampfhandlungen wurde die Region mit Schuditten zusammen mit der nördlichen Hälfte Ostpreußens von der Sowjetunion besatzungsrechtlich in eigene Verwaltung genommen. Das durch Kriegshandlungen zerstörte Dorf Schuditten wurde nach 1945 nicht wieder aufgebaut.

Bevölkerungsentwicklung bis 1945
Jahr Einwohner Anmerkungen
1782 adliges Gut, mit neun Feuerstellen (Haushaltungen), im Besitz des Grafen zu Dohna, eingepfarrt in Medenau gehörig[16]
1816 152 Gut, adlige Besitzung, zum Kirchspiel Medenau gehörig[17]
1828 153 [18]
1831 161 in zehn Häusern[19]
1840 170 adliges Gut, mit neun Wohnhäusern[20]
1852 157 Gut[21]
1858 165 in sieben Wohngebäuden, sämtlichEvangelische,[22]
1864 166 am 3. Dezember, Gutsbezirk[23]
1867 189 am 3. Dezember, Gutsbezirk[24]
1871 176 am 1. Dezember, Gutsbezirk, sämtlich Evangelische[24]
1910 114 am 1. Dezember, Rittergut[25][26]
1925 180 am 16. Juni 1925[14]
  • Kondehnen, Rittergut, Kreis Fischhausen, Regierungsbezirk Königsberg, Provinz Ostpreußen, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Kondehnen (meyersgaz.org).
  • Lindenau, Dorf, Kreis Fischhausen, Regierungsbezirk Königsberg, Provinz Ostpreußen, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Lindenau (meyersgaz.org).
  • Karl Emil Gebauer: Nachrichten über die Lehngüter des ehemaligen Hauptamtes Fischhausen, in: Preußische Provinzial-Blätter, Jahrgang 57, Königsberg 1857, S. 206–216, insbesondere Abschnit 11: Kondehnen, S. 210–211 (Google Books).
  • Leopold Krug: Die Preussische Monarchie. Teil 1: Provinz Ostpreussen, Berlin 1833, S. 131, Ziffer 52 (Google Books).

Einzelnachweise

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  1. Adolf Rogge: Der alte Gedun. In: Alt-Preußische Monatsschrift. Neue Folge, Band 12, Königsberg i. Pr. 1875, S. 299–309 (Google Bookd).
  2. a b Johannes Voigt: Geschichte Preussens, Band III: Die Zeit vom Frieden 1249 bis zur Unterwerfung der Preussen 1283, Bornträger, Königsberg 1828, S. 79–80, Fußnote 4) (Google Books).
  3. Karl Emil Gebauer: Die samländische Ostseeküste und ihre Umgebungen, Hartung, Königsberg 1837, S. 122 (Google Books).
  4. C. P. Woelky und H. Mendthal (Hrsg.): Urkundenbuch des Bisthums Samland, Band 2, Duncker & Humblot, Leipzig 1891, S. 106–107 (Google Books).
  5. Karl Emil Gebauer: Nachrichten über die Lehngüter des ehemaligen Hauptamtes Fischhausen, in: Preußische Provinzial-Blätter, Jahrgang 57, Königsberg 1857, S. 206–216, insbesondere Abschnit 11: Kondehnen, S. 210–211 (Google Books).
  6. Eckard Preuschhof: Ahnen der Geschwister Preuschhof Band I, Homberg (Elze) 2024, S. 161–162 (Google Books, eingeschränkte Vorschau).
  7. Leopold Krug: Die Preussische Monarchie. Teil 1: Provinz Ostpreussen, Berlin 1833, S. 131, Ziffer 52 (Google Books).
  8. Michael Rademacher: Ostpreußen – Kreis Fischhausen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  9. George Adalbert von Mülverstedt: Ein verschollenes Adelsgeschlecht der Oberlausitz in Preußen, in : Neues Lausitzisches Magazin, Band 67, Görlitz 1891, S. 147–192, insbesondere S. 159 (Google Books).
  10. Elenskrug, Dorf, Kreis Fischhausen, Regierungsbezirk Königsberg, Provinz Ostpreußen, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912 (meyersgaz.org).
  11. Amtlicher Bericht über die 24. Versammlung deutscher Land- und Forstwirthe zu Königsberg vom 23. bis 29. August 1863, Band 24, Königsberg 1864, S. 19 (Google Books)
  12. a b c Amtsbezirk Groß Blumenau (Territorial.de)
  13. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Gräflichen Häuser, Teil B, 112. Jahrgang, Perthes, Gotha 1939, S. 266 (Google Books).
  14. a b Kurt Albrecht: Die preußischen Gutsbezirke, in: Zeitschrift des Preussischen Statistischen Landesamts, 67. Jahrgang, Berlin 1927, S. 344–477, insbesondere S. 372, 3. Kreis Fischhausen, Ziffer 48 (Google Books).
  15. Helmut Sieber: Schlösser und Herrensitze in Ost- und Westpreußen. Verlag Wolfgang Weidlich, 1958, S. 44.
  16. Johann Friedrich Goldbeck: Volständige Topographie des Königreichs Preußen. Teil I: Topographie von Ost-Preußen. Marienwerder 1785, Anhang: Volständige Topographie vom Ost-Preußischen Cammer-Departement, S. 30 (Google Books).
  17. Alexander August Mützell und Leopold Krug: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preußischen Staats, Band 2: G–Ko, Halle 1821, S. 380, Ziffer 3970 (Google Books).
  18. Leopold Krug: Die Preussische Monarchie. Teil 1: Provinz Ostpreussen, Berlin 1833, S. 131, Ziffer 52 (Google Books).
  19. Vollständiges geographisch-statistisch-topographisches Wörterbuch des preußischen Staates, Band I: A – E, Müller, Erfurt 1835, S. 580 (Google Books).
  20. Karl Emil Gebauer: Kunde des Samlandes oder Geschichte und topographisch-statistisches Bild der ostpreußischen Landschaft Samland. Königsberg 1844, S. 119, 8. Medenau, Ziffer 9 (Google Books)
  21. Topographisch-statistisches Handbuch des Preußischen Staats (Kraatz, Hrsg.). Berlin 1856, S. 99 (Google Books).
  22. Adolf Schlott: Topographisch-statistische Uebersicht des Regierungs-Bezirks Königsberg, nach amtlichen Quellen. Hartung, Königsberg 1861, S. 66, Ziffer 44 (Google Books).
  23. Preußisches Finanzministerium: Die Ergebnisse der Grund- und Gebäudesteuerveranlagung im Regierungsbezirk Königsberg. Berlin 1966, 4. Kreis Fischhausen, S. 2–9, Ziffer 35 (Google Books).
  24. a b Königliches Statistisches Bureau: Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Preussen und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. December 1871 bearbeitet und zusammengestellt. Berlin 1874, S. 22–23, Ziffer 180 (Google Books).
  25. Kondehnen, Rittergut, Kreis Fischhausen, Regierungsbezirk Königsberg, Provinz Ostpreußen, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Kondehnen (meyersgaz.org).
  26. Gemeindeverzeichnis.de

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