Konrad Julius Hieronymus Tuckermann

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Konrad Julius Hieronymus Tuckermann (* 3. Dezember 1765 in Grund am Harz[1]; † 8. Juli 1831 in Göttingen[2]) war ein deutscher Jurist und Bürgermeister von Göttingen.

Ausbildung und Wirken

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1784 immatrikulierte Tuckermann sich an der Universität Göttingen.[3] Nach seinem Studium der Rechtswissenschaften und einer juristischen Dissertation von 1789 war er zunächst bis 1794[4] Privatdozent an seiner Universität.[5][6] 1792[7] wurde er zum Vizesyndikus und 1794[8] zum Syndikus des Magistrats der Stadt Göttingen bestellt. Ab 1799 war Tuckermann als Nachfolger von Christian Ludwig Richard „über alle Systemwechsel hinweg als Bürgermeister, Maire und wieder Bürgermeister für ein Vierteljahrhundert die beherrschende Figur in Göttingen“[9]: Während der Franzosenzeit und Zugehörigkeit der Stadt Göttingen zum Königreich Westphalen als Kanton Göttingen wurde er – „ein Moment der Kontinuität“[10] – vom März 1808 bis zum Jahr 1813 Maire der Stadt, und auch nach Ende der französischen Besetzung 1813[11] blieb er als nunmehr königlich hannoverscher Bürgermeister bis zu seinem Tod im Sommer 1831 im Amt.

Der neuer Markt zu Göttingen mit rechts dem Haus Tuckermann. Kupferstich von Friedrich Besemann, entstanden zwischen 1830 und 1835[12]

In Tuckermanns Amtszeit fielen bedeutende kommunalpolitische Veränderungen wie die Gewerbefreiheit mit der Auflösung der Gilden,[13] 1801 die Gründung der ersten Stadtsparkasse in Deutschland[14] und 1831 die Gründung einer Suppen-Anstalt für Bedürftige.[15]

Gemeinsam mit dem befreundeten Bauunternehmer Christian Friedrich Andreas Rohns betrieb Bürgermeister Tuckermann die städtebauliche Entwicklung Göttingens zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Auf Tuckermanns Initiative geht die Aufforstung des Hainbergs zurück.[16]

Als Göttingens Bürgermeister folgte ihm Georg Christoph Ernst Ebell (1786–1853[11]).

Wohnhaus Tuckermann

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Bürgermeister Tuckermann besaß in Göttingen seit 1804 ein palaisartiges, repräsentatives Wohnhaus an der verlängerten Barfüßerstraße (Hausnummern 262/363[17]), nördlich des ehemaligen Barfüßerklosters. Später haben sich Grundstück, Bebauung und das gesamte Umfeld grundlegend geändert und sind heute nicht wiederzuerkennen: Anstelle des 1822–1824 abgerissenen Klosters entstand noch zu Lebzeiten Tuckermanns der erweiterte Neue Markt, an dem sein Palais eines der größten Anwesen war. Ein Vierteljahr nach Tuckermanns Tod erwarb die Königliche Regierung im Oktober 1831 das Grundstück[18] und ließ das Wohnhaus abreißen; anschließend entstand dort am nunmehrigen Wilhelmsplatz in den Jahren 1835–1837 die repräsentative neue Aula der Georg-August-Universität, eingeweiht zur Hundertjahrfeier der Universitätsgründung.[12]

Tuckermann wurde 1765 in dem Harz-Städtchen Grund als Sohn des Stadtrichters Johann August Tuckermann (1719–1768) und dessen Frau Sophia Friderika Luttermann (1726–1794) geboren[19] und wuchs in jungen Jahren als Waise auf.[20] Er war verheiratet mit Anna Elisabeth Blumenhagen (* 1760), der zu Ehren er 1789 ein Geburtstagsblatt[21] verfasste; beide hatten einen Sohn, Carl Heinrich August Gottfried Tuckermann (1793–1828),[22] der noch vor dem Vater verstarb.

Tuckermann gehörte schon um 1790 der in Göttingen bis 1793 bestehenden Freimaurerloge Zum goldenen Zirkel an, in der auch Mitglieder des Göttinger Hainbunds Mitglied waren.[23]

  • 1964 wurde der Tuckermannweg im Göttinger Ostviertel nach ihm benannt.[2]

(Autorenname: Conradus Julius Hieronymus Tuckermann)

  • De tutore ad praestandas usurarum usuras haud obligato, commentatio. Quam consentiente illustri iurisconsultorum ordine ad summos in utroque iure honores (...). H. M. Grape, Goettingae 1789 (Dissertation). (Digitalisat auf pendata.uni-halle.de, abgerufen am 25. März 2023)
  • Ankündigung seiner Vorlesungen über aussergerichtliche Rechts-Praxis [sic]. H. M. Grape, Göttingen 1791.

(chronologisch)

Einzelnachweise

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  1. Geburtsort nach: Tuckermann (Konrad Julius Hieronymus), in: Georg Christoph Hamberger, Johann Georg Meusel: Das gelehrte Teutschland, oder Lexikon der jetzt lebenden teutschen Schriftsteller, Band 8, Meyersche Buchhandlung, 5. Ausgabe, Lemgo 1800, S. 138. (Entgegen: DNB/GND, dort: Hannover)
  2. a b Gerd Tamke, Rainer Driever: Göttinger Straßennamen. 3. neu überarbeitete, wesentlich erweiterte Auflage, Göttingen 2012 (= Veröffentlichung des Stadtarchivs Göttingen, 2). Digitalisat auf stadtarchiv.goettingen.de, abgerufen am 25. März 2023, PDF-Seite 203.
  3. Günther Meinhardt: Conrad Hieronymus Tuckermann, in: Niedersächsische Lebensbilder, Band 7, Hrsg. Edgar Kalthoff, August Lax Verlagsbuchhandlung, Hildesheim 1971, S. 284–310, hier S. 285.
  4. Günther Meinhardt: Conrad Hieronymus Tuckermann, in: Niedersächsische Lebensbilder, Band 7, Hrsg. Edgar Kalthoff, August Lax Verlagsbuchhandlung, Hildesheim 1971, S. 284–310, hier S. 285.
  5. Johannes Tütken: Privatdozenten im Schatten der Georgia Augusta: Statutenrecht und Alltagspraxis. Göttingen 2005 (Digitalisat auf webdoc.sub.gwdg.de, abgerufen am 25. März 2023), S. 33.
  6. Stadtarchiv Göttingen, Signatur: AA Nr. 8221a (Sammlung von Schriftstücken, eigenen Exzerpten rechts- und stadtgeschichtlichen Inhalts des Privatdozenten jur., 1789 ff.). Findbucheintrag auf arcinsys.niedersachsen.de, abgerufen am 25. März 2023.
  7. Tuckermann (Konrad Julius Hieronymus), in: Georg Christoph Hamberger, Johann Georg Meusel: Das gelehrte Teutschland, oder Lexikon der jetzt lebenden teutschen Schriftsteller, Band 8, Meyersche Buchhandlung, 5. Ausgabe, Lemgo 1800, S. 138.
  8. Angabe der Stadt Göttingen.
  9. Jörg H. Lampe: Politische Entwicklungen in Göttingen vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zum Vormärz. In: Ernst Böhme, Rudolf Vierhaus (Hrsg.): Göttingen, Geschichte einer Universitätsstadt, Band 2: Vom Dreißigjährigen Krieg bis zum Anschluss an Preußen – Der Wiederaufstieg als Universitätsstadt (1648–1866). Vandenhoeck und Ruprecht, Göttingen 2002, ISBN 3-525-36197-1, S. 43–137, hier S. 48.
  10. Rudolf Vierhaus: Göttingen vom Ende des Dreißigjährigen Krieges bis zur Zeit der Französischen Revolution und Napoleons. In: Ernst Böhme, Rudolf Vierhaus (Hrsg.): Göttingen, Geschichte einer Universitätsstadt, band 2: Vom Dreißigjährigen Krieg bis zum Anschluss an Preußen – Der Wiederaufstieg als Universitätsstadt (1648–1866). Vandenhoeck und Ruprecht, Göttingen 2002, ISBN 3-525-36197-1, S. 19–42, hier S. 40.
  11. a b Jörg H. Lampe: Politische Entwicklungen in Göttingen vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zum Vormärz. In: Ernst Böhme, Rudolf Vierhaus (Hrsg.): Göttingen, Geschichte einer Universitätsstadt, band 2: Vom Dreißigjährigen Krieg bis zum Anschluss an Preußen – Der Wiederaufstieg als Universitätsstadt (1648–1866). Vandenhoeck und Ruprecht, Göttingen 2002, ISBN 3-525-36197-1, S. 43–137, hier S. 58.
  12. a b Rolf Wilhelm Brednich: Denkmale der Freundschaft. Göttinger Stammbuchkupfer. Quellen der Kulturgeschichte. Verlag Hartmut Bremer, Friedland 1997, ohne ISBN, S. 31, Nr. 059.
  13. Günther Meinhardt: Conrad Hieronymus Tuckermann, in: Niedersächsische Lebensbilder, Band 7, Hrsg. Edgar Kalthoff, August Lax Verlagsbuchhandlung, Hildesheim 1971, S. 284–310, hier S. 297 f.
  14. Günther Meinhardt: Conrad Hieronymus Tuckermann, in: Niedersächsische Lebensbilder, Band 7, Hrsg. Edgar Kalthoff, August Lax Verlagsbuchhandlung, Hildesheim 1971, S. 284–310, hier S. 302.
  15. Günther Meinhardt: Conrad Hieronymus Tuckermann, in: Niedersächsische Lebensbilder, Band 7, Hrsg. Edgar Kalthoff, August Lax Verlagsbuchhandlung, Hildesheim 1971, S. 284–310, hier S. 304.
  16. Günther Meinhardt: Conrad Hieronymus Tuckermann, in: Niedersächsische Lebensbilder, Band 7, Hrsg. Edgar Kalthoff, August Lax Verlagsbuchhandlung, Hildesheim 1971, S. 284–310, hie S. 298 ff.
  17. Stadtarchiv Göttingen, Signatur: F 3 Nr. 11391 (Hauskaufvertrag von 1803); Findbucheintrag auf arcinsys.niedersachsen.de, abgerufen am 25. März 2023.
  18. Stadtarchiv Göttingen, Signatur: F 3 Nr. 15540 (Verkaufsvertrag zwischen dem Amtsassessor Philipp Tuckermann und als Regierungsvertreter dem Landbauinspektor Otto Praël vom 4. Oktober 1831). Finbucheintrag auf arcinsys.niedersachsen.de, abgerufen am 25. März 2023.
  19. Chronik Dezember. In: horn-petra.de. Abgerufen am 25. März 2023.
  20. Günther Meinhardt: Conrad Hieronymus Tuckermann, in: Niedersächsische Lebensbilder, Band 7, Hrsg. Edgar Kalthoff, August Lax Verlagsbuchhandlung, Hildesheim 1971, S. 284–310, hier S. 284 f.
  21. Konrad Julius Hieronimus Tuckermann: Dem Geburtstage der besten Freundin, Mamsell Betty Blumenhagen gewidmet : Göttingen am 22 Jun. 1789. Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek, Hannover, Signatur: Cm 303:37-65 (Stück 50 in Sammelband).
  22. Genealogische Angaben nach gedbas.genealogy.net, abgerufen am 25. März 2023. - Zur Ehefrau Anna Elisabeth Tuckermann, geb. Blumenhagen vgl. auch Stadtarchiv Göttingen, Signatur F 3 Nr. 14275 (Kaution und Hypothek der Eheleute für das Doppel-Brauhaus Barfüßerstraße 362/363 von 1824), Findbucheintrag aufarcinsys.niedersachsen.de, abgerufen am 25. März 2023.
  23. Arndt Wolf: 1747–1997. 250 Jahre Freimaurer in Göttingen. PFD auf gottfried-august-buerger-molmerswende.de, abgerufen am 25. März 2023, S. 47 f.