Konrad Latte
Konrad Latte (* 5. Mai 1922 in Breslau; † 21. Mai 2005 in Berlin[1][2]) war ein deutscher Musiker und Überlebender des Holocaust.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Latte wuchs in einer assimilierten Familie auf. Er war Schüler von Edwin Fischer und Leo Borchard. Nach den Nürnberger Rassegesetzen galt er jedoch als Jude und war der Verfolgung ausgesetzt. Zuletzt arbeitete er als Organist in der St.-Annen-Kirche in Dahlem. 1943 tauchte er zusammen mit seinen Eltern in Berlin unter.[3] Während seine Schwester Gabi an Scharlach starb und seine Eltern Margarete und Manfred Latte im KZ Auschwitz ermordet wurden, überlebte Konrad Latte die Kriegsjahre im Untergrund. Unter seinen prominenten Helfern waren der Komponist Gottfried von Einem, Pfarrer Harald Poelchau, der Pianist Edwin Fischer, der Dirigent Leo Borchard, die Journalistin Ruth Andreas-Friedrich, die Schauspielerin Ursula Meißner und Anne-Lise Harich, bei der er laut den Autoren des Blauen Buches über Erich Kästner, der ihn ebenfalls unterstützte, wohnte. In der Zeit mit Anne-Lise Harich in Zehlendorf verwendete er den Decknamen Bauer. Als Tarnung trug er zudem ein Abzeichen der Deutschen Arbeitsfront.
Nach dem Krieg arbeitete Konrad Latte als Korrepetitor mit Dirigierverpflichtung in Cottbus (1949–52) und als musikalischer Oberleiter in Bautzen (1952/53). 1953 gründete er das Berliner Barock-Orchester, das er bis 1997 leitete. Zuletzt lebte er mit seiner Ehefrau Ellen in Berlin-Wannsee.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Peter Schneider: Und wenn wir nur eine Stunde gewinnen. Wie ein jüdischer Musiker die Nazi-Jahre überlebte. Rowohlt, Berlin, ISBN 978-3-87134-431-2
- Konrad Latte – Überleben unterm Hakenkreuz (1999), Dokumentarfilm, Regie: Irmgard von zur Mühlen
- Anat Feinberg: Nachklänge – Jüdische Musiker in Deutschland nach 1945. Philo Verlag, Berlin / Wien 2005, ISBN 978-3-86572-503-5
- Michael Schweizer: Der jüdische Musiker hat Peter Schneider von seinen Jahren im Untergrund erzählt: Wie Konrad Latte die Nazi-Zeit überlebte. In: Berliner Zeitung. 30. Juni 2001 .
- Peter Schneider: Konrad oder die Liebe zur Musik. In: Der Spiegel. Nr. 42, 2000 (online).
- Anita Lasker-Wallfisch: Ihr sollt die Wahrheit erben: Die Cellistin von Auschwitz. Erinnerungen. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt, 2000, ISBN 978-3499226700
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Literatur von und über Konrad Latte im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Peter Schneider: Saving Konrad Latte. In: The New York Times. 13. Februar 2000 (englisch). (Artikel hinter Paywall)
- Klaus Harpprecht: Lebensgeschichte: Das andere Deutschland. In: Die Zeit. 22. März 2001 .
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Willy Cohn: Kein Recht, nirgends. Tagebuch vom Untergang des Breslauer Judentums 1933–1941. Herausgegeben von Norbert Conrads. 2 Bände, 2. Auflage Böhlau, Köln / Weimar / Wien 2007, S. 761, ISBN 3-412-32905-3 (= Neue Forschungen zur schlesischen Geschichte. Band 13, 1–2).
- ↑ Nicole Ristow: Konrad Latte. In: Lexikon verfolgter Musiker und Musikerinnen der NS-Zeit. Universität Hamburg, abgerufen am 6. Juni 2020.
- ↑ Webseite des Landes Berlin, Bezirkslexikon [1]
Personendaten | |
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NAME | Latte, Konrad |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Musiker und Überlebender des Holocaust |
GEBURTSDATUM | 5. Mai 1922 |
GEBURTSORT | Breslau |
STERBEDATUM | 21. Mai 2005 |
STERBEORT | Berlin |