Kosakenfriedhof in der Peggetz
Der Kosakenfriedhof in der Peggetz befindet sich im Lienzer Ortsteil Peggetz in Österreich. Er wurde ab 1945 in der Folge der Lienzer Kosakentragödie errichtet. In 28 Gräbern birgt er etwa 300 Kosaken. Der Friedhof steht unter Denkmalschutz (Listeneintrag).
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Auf diesem Friedhof sind Kosaken begraben, die in einem Feldlager am nördlichen Ufer der Drau bei Lienz in Osttirol im Frühjahr 1945 gestorben sind, als das Kosakenlager von der britischen Armee geräumt wurde (die Kosaken sollten in Judenburg an die Rote Armee übergeben werden). In 28 Gräbern liegen dort etwa 300 Kosaken.[1][2] Es handelte sich um militärische Einheiten und ihren Tross, die vor den Tito-Partisanen aus dem nördlichen Jugoslawien über Italien nach Österreich geflohen waren.
Bereits im Juni 1945 wurden die Gräber angelegt. In den folgenden Jahren wurden die Grabstellen eingefasst, Grabkreuze (aus hellem geädertem Marmor) aufgestellt und das ganze Areal eingezäunt. Außerdem wurde ein Gedenkobelisk errichtet (mit orthodoxem Kreuz auf der Spitze und Dornenkrone mittig auf der westlichen Seitenfläche). Links und rechts des Gedenkobelisken stehen auf zwei marmornen Tischaltären verglaste Ikonenkästen, im linken Ikonenkasten befindet sich eine Marienikone, im rechten die Ikone des Pantokrator-Christus. In den 1960er Jahren gab es Pläne, zusätzlich eine Kapelle zu errichten, dieses Vorhaben wurde vorerst wieder aufgegeben. Im Jahr 2015 wurde eine kleine Holzkapelle im orthodoxen Stil errichtet.
Hintergrund
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Kosaken hatten auf der Seite der Wehrmacht auf dem Balkan als Besatzungstruppe gegen die Widerstandsbewegungen gekämpft und wurden, nachdem sie nach Österreich geflohen waren, von britischen Armeestellen entwaffnet und zwangsweise an die Rote Armee ausgeliefert, was als Lienzer Kosakentragödie bekannt wurde.
Nach Ansicht von Harald Stadler[3] wurden diese Ereignisse in Österreich zur geschichtspolitischen Neujustierung von Siegern und Besiegten benutzt, indem Briten zu „Tätern“ stilisiert wurden.
Gedenkfeiern
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Alljährlich treffen sich am ersten Wochenende im Juni ein Gedenk-Verein, Vertreter einer Soldatenkameradschaft und Einheimische am Kosakenfriedhof im Lienzer Ortsteil Peggetz, um der Ereignisse zu gedenken. Das Österreichische Schwarze Kreuz betreut den Friedhof.
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Martha Fingernagel-Grüll u. a.: Die Kunstdenkmäler des politischen Bezirkes Lienz. (= Österreichische Kunsttopographie. Band 57/Teil 1). Berger, Horn 2007, ISBN 978-3-85028-446-2, S. 235 f.
- Armin Wilding: Die Kosaken im oberen Drautal und ihre Auslieferung an die Sowjetunion 1945. Hermagoras/ Mohorjeva, Klagenfurt/ Ljubljana/ Wien 1999, ISBN 3-85013-636-1, S. 111 f.
- Josef Mackiewicz: Die Tragödie an der Drau: die verratene Freiheit. Ullstein, Frankfurt am Main/ Berlin 1992, ISBN 3-548-33158-0, S. 234–246.
- Nikolai Tolstoy: Die Verratenen von Jalta: Englands Schuld vor der Geschichte. Ullstein, Frankfurt am Main/ Berlin 1987, ISBN 3-548-33079-7, S. 243–305.
- Adi Holzer: Die Kosakentragödie in Kärnten und Osttirol. Mit einem Vorwort und lyrischen Texten von Gertraud Patterer. Verlag Storm Tryk, Bagsværd, Dänemark 2007, ISBN 978-87-90170-29-5.
- Harald Stadler, Martin Kofler, Karl C. Berger: Flucht in die Hoffnungslosigkeit. Die Kosaken in Osttirol. StudienVerlag, Innsbruck-Wien-Bozen 2005, ISBN 3-7065-4152-1.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Stefan Dietrich: Auf der Spur von Hitlers Kosaken. In: Spiegel online. 21. August 2006.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Bundesdenkmalamt
- ↑ Österreichisches Schwarzes Kreuz, Kriegsgräberfürsorge
- ↑ Rezension von Andreas Hilger in „sehepunkte“ (PDF-Datei; 58 kB)
Koordinaten: 46° 49′ 20,6″ N, 12° 47′ 24,7″ O