Kudelski
Kudelski S.A.
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Rechtsform | Aktiengesellschaft |
ISIN | CH0012268360 |
Gründung | 1951 |
Sitz | Cheseaux-sur-Lausanne, Schweiz |
Leitung | André Kudelski (CEO und VR-Präsident) |
Mitarbeiterzahl | 3'152 (31. Dezember 2023)[1] |
Umsatz | 761,5 Mio. US-Dollar (31. Dezember 2023)[1] |
Branche | Elektronik |
Website | www.nagra.com |
Stand: 31. Dezember 2016 |
Kudelski S.A. ist ein börsennotiertes, auf digitale Sicherheitssysteme spezialisiertes Schweizer Unternehmen mit Sitz in Cheseaux-sur-Lausanne.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die von Kudelski entwickelten Technologien finden Anwendung vor allem im Bereich der Informationsübertragung, dem Schutz von Inhalten im Digitalfernsehen und der Zutrittskontrolle von Personen oder Fahrzeugen bei Veranstaltungen, Liegenschaften oder Skipisten.[2]
Von 2001 bis 2024 war das österreichische Unternehmen Skidata im Besitz der Kudelski-Gruppe. Im Juli 2024 wurde über den Verkauf von Skidata an das schwedische Unternehmen Assa Abloy berichtet.[3] Der Verkauf wurde im Juli 2024 abgeschlossen.[4][5]
Bekannt wurde das Unternehmen für Nagravision – ein Verschlüsselungssystem für Bezahlfernsehen, wie es z. B. von Sky Deutschland verwendet wird. Davor hatte sich die Firma – bzw. ihr Gründer Stefan Kudelski – einen Namen mit den legendären Nagra-Tonbandgeräten gemacht.
Nagra-Tonbandgerät
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nagra leitet sich von der perfektiven (einen abgeschlossenen Vorgang bezeichnenden) Form des polnischen Verbs „nagrywać“ (aufnehmen) her. Diese Form lautet „nagrać“ und heißt wörtlich so viel wie: (etwas) „aufgenommen haben“.
- 1951: Nagra I – Prototyp, noch mit Miniaturröhren und Federspeicherantrieb, dieses Modell wurde 1952 auf die – gescheiterte – Schweizer Mount-Everest-Expedition unter Raymond Lambert und ab 1953 von Auguste Piccard in seinen Bathyscaph Trieste mitgenommen
- 1953: NAGRA II – erstes Serienmodell
- 1955: NAGRA II CI – (Circuit Imprimé) mit gedruckter Leiterplatte statt Chassisverdrahtung
- 1957: Nagra III – transistorisiert (ausgestattet mit Transistoren statt der schwereren, mehr Leistung verbrauchenden und mechanisch empfindlicheren Röhren) und mit Elektromotor und elektronischer Bandgeschwindigkeitskontrolle
- 1960: Nagra SN – (Série Noire) brieftaschengroßes Miniaturtonbandgerät für 0,15-Zoll-Band (3,81 mm)[6], bis 1971 nur an den US-Geheimdienst[7] geliefert, danach Produktion auch ziviler Versionen, z. B.
- Nagra SNN – Mono, Vollspur, Bandgeschwindigkeit 3¾ i. p. s. (9,525 cm/s)
- Nagra SNS – Mono, Halbspur, Bandgeschwindigkeit 15/16 i. p. s. (2,38 cm/s) für Polizeiaufgaben, viermal längere Aufnahmezeit pro Spur auf Kosten von Dynamikbereich und Höhenwiedergabe
- Nagra SNST – Zweikanalausführung für Geheimdienstanwendungen
- Nagra SNST-R – Hi-Fi Stereo
- 1962: Nagra III NP – erstes Nagra für die Filmindustrie
- 1968:
- 16-spurige Bandmaschine
- Nagra IV – mit Silizium-Transistoren
- Nagra IV-L – mit Audiolimiter
- 1970: Nagra 4.2 – verbessertes Nachfolgemodell der N. IV; bis Anfang des 21. Jhd. gefertigt.
- 1971: Nagra IV-S – (Stereo) für Film- und Musikindustrie mit quarzgesteuertem Pilottonsystem
- 1972:
- Nagra 4.2 – Version des IV-S mit Mikrofon-Tonaderspeisung und Equalizer, für die Filmindustrie
- Nagra IV-SJ – für Schallmessanwendungen, mit Stufenschaltern statt Potentiometern für präzise Verstärkungseinstellung, kein Audiolimiter
- 1974: Nagra IS – für Reportereinsatz, in den Versionen:
- Nagra IS-T – mit zwei Geschwindigkeiten
- Nagra IS-L – mit Pilottonsystem
- 1976: Nagra E – (Économique) Low-Budget-Version
- 1978: Nagra TI – transportabler Schallmessrekorder, häufig vom Militär genutzt
- 1984: Nagra IV-STC – mit SMPTE-Timecode, ältere Pilotton-IV-S und -4.2 können nachgerüstet werden
- 1992: Nagra D – 4-Kanal-PCM-Digitalrekorder, verwendet Helical-Scan-Aufzeichnung auf Viertelzollband
- 1995: Nagra ARES-C – tragbarer Stereo-Digitalrekorder
- 2001: Nagra V – 24-Bit-Stereo-CompactFlash/Festplattenrekorder, Nachfolger des Nagra IV-STC
- 2008: Nagra VI – 6-Kanal-CompactFlash/Festplattenrekorder
- 2009: Nagra LB – Nachfolger der ARES-Serie, mit graphischem Audioeditor, 2 GB internem Speicher, CompactFlash-Slot, Ethernet, Bluetooth, USB
Die analogen Nagras waren früher das Standard-Tonbandgerät bei Rundfunk, Film und Fernsehen; sie wurden unter anderem 1965, 1977, 1978 und 1983 bei den Academy Awards mit Technik-Oscars ausgezeichnet. Alle außer dem SN benutzen ¼-Zoll-Band.
Conditional-Access-Systeme
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Firma begann 1991 mit der Entwicklung von Verschlüsselungssystemen für Pay-TV; die bekanntesten diesbezüglichen Produkte der Kudelski Group sind:
- Nagravision
- Mediaguard
- Mediacrypt
Mitbewerber
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- NDS, Vereinigtes Königreich: VideoCrypt (für Analogfernsehen), VideoGuard (für DVB)
- Irdeto, Niederlande: Irdeto, Irdeto-2
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b Annual Report 2023 (englisch)
- ↑ Group Factsheet 2017
- ↑ Neuer Eigentümer für Skidata-Zutrittssysteme. In: ORF.at. 22. Juli 2024, abgerufen am 22. Juli 2024.
- ↑ Kudelski schliesst Verkauf von Skidata an Assa Abloy ab. In: cash.ch. Abgerufen am 14. November 2024 (Schweizer Hochdeutsch).
- ↑ Kudelski-Aktie im Plus: Verkauf von Skidata an Assa Abloy abgeschlossen. In: finanzen.ch. Abgerufen am 14. November 2024.
- ↑ Website Roland und Elsbeth ( vom 25. März 2012 im Internet Archive) unter Die legendären Nagra-Geräte, Nagra SN
- ↑ Denise Tonella: Erfolgsgeschichte eines Schweizer Spionagerecorders Im Blog des Schweizerischen Nationalmuseums vom 10. Juli 2019