Kunsthandlung Hugo Graetz
Die Kunsthandlung Hugo Graetz war eine Galerie in Berlin, die zwischen 1923 und 1933 in der Achenbachstrasse 21 (heute Lietzenburger Straße) in Berlin-Wilmersdorf existierte. Inhaber war der jüdische Kaufmann Hugo Graetz († 1961).[1]
Unternehmensgeschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Hugo Graetz war der Bruder[2] des Berliner Industriellen und Kunstsammlers Robert Graetz (1878–1945),[3] durch dessen Verbindungen dieser bereits schon vor Eröffnung seiner Galerie zahlreiche Kontakte zu Künstlern hatte. Die Existenz von zahlreichen Porträtgemälden des Kaufmannes (u. a. von Jacob Steinhardt[4] und Ludwig Meidner[5]) belegen diese Künstler-Beziehungen.[6]
Anfang der 1920er Jahre wurde Hugo Graetz Geschäftsführer der 1918 neugegründeten Künstlervereinigung Novembergruppe, deren erste Ausstellung 1920 in der Galerie Fraenkel & Co. (Josef Altmann) stattfand.[5] Ab etwa 1923 war auch die Geschäftsstelle der Novembergruppe in den Räumen von Hugo Graetz untergebracht.[7] Auch fanden manche der von der Künstlervereinigung veranstalteten Konzerte in der Galerie statt.[5] Laut dem Kunstmarktforscher Werner J. Schweiger dürften Themen- oder Personalausstellungen in der Kunsthandlung Hugo Graetz nicht stattgefunden haben, weshalb keine Kataloge oder Rezensionen bekannt sind. Die Präsentationen von Werken verschiedener Künstler waren Verkaufsausstellungen. Zu den Künstlern, die nach Information über die Eröffnungsausstellung und den wenigen bekannten Anzeigen bei Graetz 1923 und 1924 mit Werken vertreten waren, gehörten u. a. Heinrich Campendonk, Charles Crodel, Heinrich Maria Davringhausen, Lyonel Feininger, Friedrich Feigl, Ernst Fritsch, Erich Heckel, Willy Robert Huth, Emil Nolde, Max Pechstein, Franz Radziwill, Martel Schwichtenberg und Jacob Steinhardt.[6]
Ein wichtiger Kunde dürfte wohl sein sammelnder und ihn unterstützender Bruder Robert Graetz gewesen sein, der seine ursprüngliche Sammlung von Impressionisten unter dem Einfluss seines beratenden Bruders auf die zeitgenössische Kunst ausweitete. Zahlreiche Künstler der Sammlung Robert Graetz wurden von Hugo Graetz ausgestellt und vertreten.[8] Eine der letzten Ausstellungen in der Achenbachstrasse 21 1931 wurde dem polnischen Maler und Graphiker Henryk Barczynski gewidmet.[9]
Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten sah sich Graetz gezwungen seine Kunsthandlung 1933 aufzugeben. Mit Hilfe seines Bruders Robert konnte er im gleichen Jahr nach Palästina auswandern. Über sein weiteres Schicksal ist nichts bekannt.[6]
Ausstellungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]1923
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Eröffnungsausstellung mit Werken von u. a. Heinrich Campendonk, Charles Crodel, Heinrich Maria Davringhausen, Lyonel Feininger, Friedrich Feigl, Erich Heckel, Willy Robert Huth, Emil Nolde, Max Pechstein, Franz Radziwill, Martel Schwichtenberg, Jacob Steinhardt[6]
1924
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Heinrich Campendonk[6]
- Lyonel Feininger[6]
- Ernst Fritsch[6]
- Erich Heckel[6]
- Emil Nolde[6]
- Max Pechstein[6]
- Jacob Steinhardt[6]
1931
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Henryk Barczynski[6]
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Berliner Adreßbuch. 1919 (zlb.de [abgerufen am 31. August 2022]).
- ↑ Graetz, Hugo | Proveana. Abgerufen am 1. September 2022.
- ↑ Graetz, Robert. In: Proveana. Abgerufen am 31. August 2022.
- ↑ Arno Nadel: Jacob Steinhardt (= Graphiker der Gegenwart. Band 4). Neue Kunsthandl, Berlin 1920 (dnb.de [abgerufen am 31. August 2022]).
- ↑ a b c Helga Kliemann: Die Novembergruppe (= Bildende Kunst in Berlin. Band 3). Mann, Berlin 1969 (dnb.de [abgerufen am 31. August 2022]).
- ↑ a b c d e f g h i j k l Werner J. Schweiger: Kunsthandlung Hugo Graetz. In: [Eintrag für geplante Publikation "Lexikon des Kunsthandels der Moderne im deutschsprachigen Raum 1905-1937"]. Berlinische Galerie, abgerufen am 31. August 2022.
- ↑ Handbuch des Kunstmarktes 1926, S. 259
- ↑ Angelika Enderlein: Der Berliner Kunsthandel in der Weimarer Republik und im NS-Staat Zum Schicksal der Sammlung Graetz. Berlin/Boston 2006, ISBN 978-3-05-008589-0.
- ↑ Neue Revue. Heft 2 vom Mai 1931, S. 124