Kursell
Kursell ist der Name eines deutsch-baltischen Adelsgeschlechts.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ab dem Jahre 1442 tritt die Familie Kursell, zuerst mit Georg (Jörg, Jürgen) von Kursell, als Vasallen und Lehnsträger des Deutschen Ordens in Kurland auf, breitet sich von dort nach Livland, Estland und Ösel sowie nach Schlesien aus. Woher die Familie ursprünglich stammt, ist nicht belegt. Einige Genealogen halten eine Herkunft aus Frankreich für möglich, diese Vermutung beruht jedoch ausschließlich auf dem Gleichklang mit dem französischen Namen Courcelle(s).
Stammsitz der Familie war das Schloss Sommerpahlen im Kreis Werro in Estland, das 1558 zu Beginn des Livländischen Krieges zerstört wurde. Später stellte die Familie einige hochrangige Offiziere für Schweden, Russland, Preußen und Deutschland.
So war Alexander Otto Adolf Werner von Kursell (1881–1905) Kaiserlich russischer Seeoffizier und versank mit dem Flaggschiff der baltischen Flotte, der Fürst Suworow[1] im Jahre 1905 in der Seeschlacht bei Tsushima. Claus von Kursell (1910–1959) war Offizier in der Wehrmacht, im Oktober 1944 wurde ihm das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes verliehen, später trat er als Major in die neu gegründete Bundeswehr ein.[2] In der Zeit des Nationalsozialismus untersuchte er als Landwirt die Nutzbarkeit der Saflor-Pflanze zur Gewinnung von Öl.[3]
Am Anfang des 18. Jahrhunderts wanderte ein Teil der Familie in das Königreich Preußen aus und wurde in Schlesien ansässig. Dieser Ast der Familie nannte sich Kurssel und starb Anfang des 20. Jahrhunderts aus.
Wappen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Estland: In Gold ein laufender schwarzer Eber, bestückt mit drei fächerförmig gestürzten roten Pfeilen mit blauen Flitschen, deren mittleren mit silberner Spitze in den Schildfuß reicht; auf dem Helm mit schwarz-goldenen Decken drei fächerförmig gestürzte Pfeile mit blauen Flitschen und silbernen Spitzen.
- Schlesien: In Silber auf grünem Boden ein schreitender schwarzer Eber, bestückt mit drei gestürzten eisernen Pfeilen mit goldenen Flitschen; auf dem Helm mit schwarz-silbernen Decken drei blaue Rosen mit goldenen Butzen, je bestückt mit einem der Pfeile.
Bekannte Familienmitglieder
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Klaus Kursell († 3. Juni 1570 hingerichtet), 1558 Herr auf Sommerpahlen, 1567 Herr auf Schloss Leal und Matzal, 1567–1570 schwedischer Feldobrist, Führer der deutschen Hofleute in Estland
- Johann Friedrich von Kursell (1678–1758), schwedischer Oberst, estländischer Landrat und evangelisch-lutherischer Konsistorialpräsident
- Christopher Engelbrecht von Kursell (1685–1756), schwedischer Kapitän und Estländischer Ritterschaftshauptmann
- Heinrich Adolf von Kurssel (1693–1758), preußischer Generalmajor und Chef des Regiments Nr. 37, Ritter des Ordens Pour le Mérite, Stammvater der schlesischen Linie
- Christopher Heinrich von Kursell (1722–1795), war Herr auf Ocht, preußischer Leutnant und russischer Generalleutnant
- Moritz Engelbrecht von Kursell (1744–1799), Estländischer Ritterschaftshauptmann, Governmements-Adelsmarschall, russischer wirklicher Staatsrat, Präsident des Gewissensgerichts in Estland, Kurator der Domschule zu Reval
- Karl Heinrich von Kurssel (1780–1853), preußischer Generalleutnant
- Karl Otto von Kursell (1788–1813), russischer Offizier, Ritter des Ordens Pour le Mérite
- Alexander von Kursell (1801–1857), russischer Generalmajor
- Konstantin von Kursell (1806–1880), russischer Generalleutnant
- Friedrich (Fedja) Theodor von Kursell (1831–1891), russischer Generalmajor
- Otto von Kursell (1884–1967), deutsch-baltischer Maler und Grafiker, Ministerialrat und Mitglied des Reichstags
- Claus von Kursell (1898–1990), Vertreter der IG-Farben in Estland.[4][5]
- Claus von Kursell (1910–1959), Offizier der Wehrmacht und der Bundeswehr, Träger des Ritterkreuzes des Eisernen Kreuzes, Pflanzenforscher
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Genealogisches Handbuch des Adels. Band 97, Adelslexikon. Band VII, 1989, S. 98–99.
- Genealogisches Handbuch der adeligen Häuser B 13. 1980, S. 177–202.
- Genealogisches Handbuch der baltischen Ritterschaften. Teil 2, 1.2: Estland, Görlitz, 1930, (S. 115ff.)
- Jahrbuch des deutschen Adels. Dritter Band. Bruer, Berlin 1899, S. 195–198
- Otto Magnus von Stackelberg: Moritz Engelbrecht von Kursell, estländischer Ritterschaftshauptmann. 1744–1799.Baltische Monatsschrift Bd. 55, S. 277ff.
- Ernst Seraphim: Der Feldoberst Klaus Kursell und seine Zeit. Ein Bild Estlands in der ersten Zeit schwedischer Herrschaft. (= Bibliothek Livländischer Geschichte Bd. 1.) Reval 1897.
- Deutschbaltisches biographisches Lexikon 1710–1960. Hrsg. von Wilhelm Lenz. Böhlau, Köln/Wien 1970. S. 432
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Igor Bunitsch: Knjas Suworow. Istoritscheskaja Chronika. Sankt Petersburg 2003 (Бунич Игорь: Князь Суворов. Историческая хроника. Санкт-Петербург 2003)
- ↑ Michael Garleff, Karl-Ernst von Baer-Stiftung, Baltische Historische Kommission (Hrsg.): Deutschbalten, Weimarer Republik und Drittes Reich. Band 1 von Das Baltikum in Geschichte und Gegenwart. Böhlau Verlag, Köln Weimar 2007, ISBN 978-3-412-12299-7, S. 331.
- ↑ Claus von Kursell: Zuchtarbeiten an der neuen Ölpflanze Saflor. Pflanzenbau 15 (12) Leipzig 1939, S. 467; Ders.: Züchtung und wirtschaftliche Bedeutung des Saflor. in: Die Mühle. Heft 41, Leipzig 1940.
- ↑ Johann Gottfried Herder-Institut: Zeitschrift für Ostmitteleuropa-Forschung. Band 45, J.G. Herder-Institut, 1996, S. 603.
- ↑ Jürgen von Hehn: Die Umsiedlung der baltischen Deutschen. Das letzte Kapitel baltischdeutscher Geschichte. Thorbecke, 1982, ISBN 9783879691692, S. 80.