Kurt Fried

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Kurt Max Fried (* 30. März 1906 in Aschersleben; † 22. März 1981 in Ulm) war ein deutscher Publizist, Kunstsammler und Verleger der Schwäbischen Donau-Zeitung.

Kurt Fried war das Kind von Martha und Franz Friedrich Fried, Inhaber des Schuhhauses „Pallas“ in Ulm. 1912 zog die Familie nach Ulm, wo Kurt bis 1923 die Schule besuchte. Im Anschluss daran absolvierte er eine kaufmännische Lehre. 1926 volontierte er bei der Ulmer Abendpost, der Parteizeitung der DDP. 1930 wurde die Zeitung eingestellt.

Fried schrieb sich als Gasthörer an der Universität München ein und belegte zwischen 1930 und 1933 Seminare in Germanistik, Archäologie und Theaterwissenschaften. Nebenbei war er Lektor und Herausgeber in einem Verlag, dozierte an der Ulmer Volkshochschule und schrieb Theater- und Kunstkritiken.

1933 lehnte die Reichsschrifttumskammer seine Aufnahme ab, da sein Vater jüdischer Abstammung war und Fried daher nach Ansicht der Nationalsozialisten als Halbjude zu gelten hatte. Um das wirtschaftliche Überleben der Familie zu sichern, überschrieb Franz Fried das Schuhhaus Pallas im Mai 1933 seiner Ehefrau Martha. Am 30. November 1938, nachdem die Verordnung zur Ausschaltung von Juden aus dem deutschen Wirtschaftsleben in Kraft getreten war, übergab der Vater das Schuhhaus mit Hilfe des Wirtschaftstreuhänders Robert Scholl (1891–1973) an Kurt Fried. Von 1940 bis zur Schließung des Schuhhauses 1943 wegen Inanspruchnahme der Räume für kriegswichtige Zwecke arbeitete Kurt Fried im Schuhgeschäft als Geschäftsführer mit.[1]

1937 gab Fried unter dem Namen seiner Ehefrau Elsie Gotsmann bei Gustav Kiepenheuer zwei Bücher heraus, erhielt aber daraufhin von der Gestapo offizielles Publikationsverbot. 1939/40 erhoffte er sich durch seinen freiwilligen Wehrdienst die Entlassung seines Vaters aus der Haft, wurde aber im Juli 1940[1] als „jüdischer Mischling“ selber entlassen. Trotz dieses „Makels“ wurde er 1943/44 zum Rüstungseinsatz eingezogen und verrichtete als Werkzeugschleifer seinen Dienst. 1944 wurde er in das Zwangsarbeiterlager Leimbach im Harz eingeliefert und verblieb dort bis zur Befreiung durch die amerikanischen Truppen 1945.

Nach seiner Rückkehr nach Ulm erhielt er gemeinsam mit Johannes Weißer und Paul Thielemann eine Zeitungslizenz und brachte die Schwäbische Donau-Zeitung heraus. Zwischen 1946 und 1948 veröffentlichte er weitere eigene Bücher. Zeitgleich war er von 1945 bis 1950 Kulturbeauftragter der Stadt Ulm.

Von 1954 bis 1960 arbeitete er als Chefredakteur in seiner Zeitung und anschließend bis zu seinem Tode als Leiter der Kulturredaktion mit den Schwerpunkten Kulturpolitik und Kritik. 1968 wurde die Zeitung in Südwest Presse umbenannt.

Der Kunstsammler Fried war ein engagierter Anhänger zeitgenössischer Kunst. So eröffnete er 1959 seine eigene Kunstgalerie, das studio f, das er bis zu seinem Tode 1981 selber leitete. 1978 vermachte er seine beachtliche Privatsammlung Kunst des 20. Jahrhunderts dem Ulmer Museum.

In dritter Ehe war Kurt Fried seit 1957 mit Inge Ruthardt verheiratet. Dieser Ehe entstammen drei Kinder: die Fernsehmoderatorin und Autorin Amelie Fried sowie zwei jüngere Söhne, Nico Fried (eigentlich: Nicolaus Florian Fried, Publizist, nach 22 Jahren bei der SZ[2] seit August 2022 Politikchef des Stern[3]) und Rainer Fried (Musical-Regisseur und -Produzent)[4].

Kurt Fried ruht auf dem Hauptfriedhof Ulm.[5]

Ehrenamtliches Engagement

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kurt Fried war sowohl politisch als auch kulturell engagiert. So saß er von 1949 bis 1957 im Ulmer Stadtrat, zunächst als Abgeordneter der Demokratischen Volkspartei, in deren Vorstand er 1949 auch Mitglied war, und ab 1953, nach seinem Austritt, für die Freie Wählergemeinschaft.

Er war Mitglied in Vorständen, Komitees und Beiräten verschiedener kultureller Einrichtungen:

  • Mitglied des Kuratoriums der Ulmer Volkshochschule und des Münsterbau-Komitees (1949)
  • Kunstverein Ulm (Vorsitzender, 1952–1959)
  • Kulturinitiative Gesellschaft 1950 e.V. (Vorstandsmitglied 1960–1972)
  • Arbeitskreis Universität Ulm (1960–1967)
  • Beirat der Universitätsgesellschaft (1960–1981)
  • Vorstandsmitglied der Gemeinschaft für den Neubau des Ulmer Theaters (1963)

Für seine Verdienste um die Kunst und Kultur in Ulm wurde ihm 1976 die Bürgermedaille der Stadt verliehen.

  • Ulmer Volkshochschule. Graphische Kunstanstalt, Ulm 1946
  • Wörterbuch Deutsch–Englisch / Englisch–Deutsch mit Aussprachebezeichnung (Bearb., mit Hedwig Frommann und Ludwig Hepperle). 2 Bände. Ebner, Ulm 1946
  • Geliebte Stadt. Bilder aus dem alten Ulm. Ebner, Ulm 1946
  • Von bewegenden Dingen. Beiträge und Betrachtungen. Ebner, Ulm 1947
  • Über den Tag hinaus. Betrachtungen und Bemerkungen. Ebner, Ulm 1947
  • Der Mauerweg. Erzählungen. Ebner, Ulm 1948

Herausgeberschaft

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • Deutsche Briefe der Liebe und Freundschaft. Kiepenheuer, Berlin 1937; 3. A. ebd. 1943
  • Philipp Otto Runge: Briefe und Gedichte. Kiepenheuer, Berlin 1937
  • Amelie Fried: Schuhhaus Pallas. Wie meine Familie sich gegen die Nazis wehrte. Hanser, München 2008; erweitert: dtv, München 2010, ISBN 978-3-423-62464-0 (Familienbiographie aus der Sicht der Tochter von Kurt Fried).
  • Inge Fried: Matzen mit Rübensirup. In: Lillian Gewirtzman und Karla Nieraad (Hrsg.): Nach dem Schweigen. Geschichten von Nachfahren. Ulm 2016, ISBN 978-3-86281-105-2 (Autobiographische Reflexion der Ehefrau von Kurt Fried).
  • Jürgen Morschel: Leiche im Garten: Zehn Jahre "studio f". In: Merian, Ulm, Heft 8, Hamburg 1969. (S. 45)
  • Frank Raberg: Biografisches Lexikon für Ulm und Neu-Ulm 1802–2009. Süddeutsche Verlagsgesellschaft im Jan Thorbecke Verlag, Ostfildern 2010, ISBN 978-3-7995-8040-3, S. 109 f.
  • Brigitte Reinhardt (Hrsg.): K.F. Kurt Fried zu Ehren. Erinnerungen an einen Kritiker, Förderer und Sammler von Avantgardekunst. Katalog zur Ausstellung vom 7. April bis 20. Mai 1991 im Ulmer Museum, Ulm 1991 DNB 920284043.
  • Thekla Zell: Das studio f in Ulm. Untersuchung einer Avantgardegalerie im Fokus der sechziger Jahre. In: Ulm und Oberschwaben, 57. Jg. 2011, S. 397–480 (Digitalisat)

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. a b Amelie Fried: Das Schuhhaus Pallas in Ulm und das Schicksal der Familie Fried. In: Heinz Högerle, Dr. Peter Müller, Dr. Martin Ulmer (Hrsg.): Ausgrenzung – Raub – Vernichtung. NS-Akteure und "Volksgemeinschaft" gegen die Juden in Württemberg und Hohenzollern 1933 bis 1945. Verlagsbüro Högerle, Horb 2019, ISBN 978-3-945414-69-9, S. 584.
  2. Schelm mit Tiefgang politik & kommunikation, 1. November 2008, abgerufen am 23. Mai 2016.
  3. Nico Fried. Politikchef stern Berlin. In: Stern. Abgerufen am 14. Januar 2023.
  4. Abschied aus Ulm (Memento vom 23. Mai 2016 im Internet Archive) Südwest Presse, 7. Januar 2011.
  5. Klaus Nerger: Das Grab von Kurt Fried. In: knerger.de. Abgerufen am 5. Mai 2023.