Kurt Goebel

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Kurt Gerhard Erich Goebel (geboren am 8. Juni 1892 in Glogau; gestorben am 18. Mai 1983 in Garmisch-Partenkirchen[1][2]) war ein deutscher Jurist und Landrat in den Landkreisen Neuwied und Simmern. Goebel gehörte seit 1945 der CDU an[3] und war 1947 Gründungsmitglied der Landespartei der CDU in Rheinland-Pfalz.[4]

Kurt Goebel wurde in Glogau als Sohn des protestantischen Hauptmanns à la suite des Infanterie-Regiments von Boyen (Nr. 41) und Lehrers an der Kriegsschule, Paul Goebel, und dessen Ehefrau, der Katholikin Catharina gnt. Käthe Goebel, geb. Thiel geboren.[5] Paul und Kurt Goebel entstammen einem alten Königsberger Stadtgeschlecht, zu ihren Ahnen gehören Severin Göbel der Ältere und Severin Göbel der Jüngere.[6] Im Anschluss an den Besuch des Gymnasiums und einem Studium der Rechtswissenschaften war Kurt Goebel zum Zeitpunkt seiner Verheiratung 1921 als Regierungsassessor bei der Regierung in Wiesbaden beschäftigt.[5] Zuvor hatte er von 1914 bis 1918 seinen Militärdienst während des Ersten Weltkriegs abgeleistet. Von 1921 bis 1945 verblieb Goebel im Preußischen Verwaltungsdienst.[3] Im Weiteren fand Goebel zunächst Einsatz bei der Regierung in Wiesbaden, wo er im Adressbuch der Stadt von 1928 als Regierungsrat geführt wird.[7] Später wechselte er in gleicher Stellung nach Stade und Koblenz, bevor er 1942 als Dezernent für das Verkehrswesen zum Reichsstatthalter nach Danzig abgeordnet wurde.[3]

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und der Zeit des Nationalsozialismus setzten die Besatzungsbehörden Goebel zunächst im Juni 1945 als Landrat im Landkreis Neuwied ein, wo er bis zum Februar 1947 im Dienst blieb.[8] Die französische Militärregierung hatte ihn entlassen, weil Goebel ihrer Sicht nach „der französischen Verwaltung gegenüber eine wenig korrekte Haltung eingenommen“ und zugelassen habe, „daß sein Landratsamt ein wahrer Zufluchtsort für ehemalige Nazis wurde“. In der Folge ernannte der damalige Ministerpräsident des neu gebildeten Bundeslandes Rheinland-Pfalz, Wilhelm Boden, im Nachgang zur Absetzung des bisherigen Landrats in Simmern, Lutwin Jülich, Kurt Goebel zum kommissarischen Landrat im Landkreis Simmern, mit Dienstantritt am 27. Mai 1947. Hierauf ließ der französische Landesgouverneur Claude Hettier de Boislambert den Ministerpräsidenten wissen, dass er Goebel „bei der geringsten Klage, die gegen ihn von der französischen Verwaltungskontrolle erhoben wird, ... endgültig aus der deutschen Verwaltung entfernen werde“.[9]

Im März 1949 teilte der rheinland-pfälzische Innenminister Jakob Steffan dem nunmehrigen Ministerpräsidenten Peter Altmeier mit, dass gegen einen Beamten der Neuwieder Kreisverwaltung ein Ermittlungsverfahren wegen Diebstahl eingeleitet worden sei. Der in Rede stehende Beamte hatte bei Befragungen vor der Sûreté schwere Vorwürfe unter anderem gegen den früheren Landrat Goebel wegen Hehlerei erhoben, weshalb der Innenminister die sofortige Suspendierung Goebels bis zur Klärung des Sachverhalts beantragte.[9] Der SPD-Finanzminister Hoffmann hatte sich in diesem Verfahren im Gegensatz zu seinen CDU-Kollegen für eine Suspendierung Goebels eingesetzt.[10] Der Vorwurf gegen Goebel ging dahin, dass er sich beschlagnahmtes Mobiliar zu Unrecht angeeignet habe. Das Justizministerium erließ am 2. Juni 1949 eine Einstellungsverfügung mangels Beweises in dem Ermittlungsverfahren gegen Goebel, wodurch die Durchführung eines Dienststrafverfahrens gegen ihn möglich wurde.[11]

Altmeier versetzte Goebel daraufhin zum 1. September 1949 in den Wartestand, während ab dem 15. September erneut der Erste Kreisdeputierte Hans Rinsch das Amt in Simmern für gut ein Jahr versah.[12] Nachdem das am 13. September eingeleitete Dienststrafverfahren bereits drei Monate darauf per Erlass Altmeiers[10] vom 15. Dezember 1949 eingestellt worden war, wurde die Kürzung der Bezüge von Goebel ebenso zurückgenommen wie sein Status als Beamter im Wartestand. Vielmehr erhielt er einen Verweis ausgesprochen. Goebel beantragte in der Folge seine Versetzung nach Mainz.[9]

Zum 1. April 1950 und unter Ernennung zum Oberregierungsrat (30. März)[13] an die Bezirksregierung in Mainz versetzt, trat Goebel dort zum 1. November 1956 in den Ruhestand.[8] Goebel war Mitglied des Deutschen Rats der Europäischen Bewegung.[3]

Goebel heiratete am 14. Mai 1921 in Kassel die promovierte[14] Juristin Cornelie Margarethe Daehn (geboren am 8. April 1895 in Wesel; gestorben am 17. September 1975 in Garmisch-Partenkirchen).[15] eine Tochter des Kriegsgerichtsrats zur Disposition Ludwig Daehn und dessen Ehefrau Angelika Daehn, geb. Gernsheim.[5]

Einzelnachweise

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  1. Landrat a.D. Kurt Goebel † in: Garmisch-Partenkirchner Tagblatt v. 21.–23. Mai 1983 (Nachruf mit Bild).
  2. Nach dem Überblicksartikel von Jürgen Johann zu den Landräten des Kreises Simmern: Die Landräte im Altkreis Simmern. Erinnerungen an verdienstvolle Persönlichkeiten in: Rhein-Hunsrück-Kalender 2009. Heimatjahrbuch des Rhein-Hunsrück-Kreises, 65. Jahrgang, Simmern 2008, S. 102–112, hier S. 110 mit Bild S. 111 starb Goebel am 27. März 1983; Johann gibt zu diesem Datum jedoch keine separate Quelle an.
  3. a b c d Christine Fabian (Bearb.): Die Protokolle des Ministerrats von Rheinland-Pfalz 1949. Erste Regierung Altmeier 110.–161. Ministerratssitzung (6.1.–21.12.1949) (= Veröffentlichungen der Landesarchivverwaltung Rheinland-Pfalz, Sonderreihe Ministerratsprotokolle. Band 2). Koblenz 2012, ISBN 978-3-931014-87-2, S. 422 Anm. 29.
  4. Peter Brommer (Bearb.): Quellen zur Geschichte von Rheinland-Pfalz während der französischen Besatzung'. März 1945 bis August 1949(=Veröffentlichungen der Kommission des Landtages für die Geschichte des Landes Rheinland-Pfalz, Band 6), Hrsg. Landesarchivverwaltung Rheinland-Pfalz, Mainz 1985, S. 377–383.
  5. a b c Evangelisches Kirchenbuchamt Hannover; Filmnummer: 492452; Fol. 205: Kirchliche Trauung, Kassel, Garnisonkirche 14. Mai 1921. Dort wird die Ehefrau sowie die Eltern Dehn geschrieben
  6. Goebel in: Genealogisches Handbuch bürgerlicher Familien, Band 2, F.Mahler, Charlottenburg 1889, S. 142–151, hier S. 144, 145 und 150 f.
  7. Adressbuch der Stadt Wiesbaden und Umgebung 1928, Teil II, S. 90, Goebel, Kurt, Reg.-Rat, Kaiser-Friedrich-Rg. 19 II.
  8. a b Jürgen Johann: Die Landräte im Altkreis Simmern. Erinnerungen an verdienstvolle Persönlichkeiten in: Rhein-Hunsrück-Kalender 2009. Heimatjahrbuch des Rhein-Hunsrück-Kreises, 65. Jahrgang, Simmern 2008, S. 102–112, hier S. 110 mit Bild S. 111
  9. a b c Christine Fabian (Bearb.): Die Protokolle des Ministerrats von Rheinland-Pfalz 1949. Erste Regierung Altmeier 110.–161. Ministerratssitzung (6.1.–21.12.1949), S. 422 Anm. 30.
  10. a b Christine Fabian (Bearb.): Die Protokolle des Ministerrats von Rheinland-Pfalz 1949. Erste Regierung Altmeier 110.–161. Ministerratssitzung (6.1.–21.12.1949), S. 466 u. Anm. 76.
  11. Christine Fabian (Bearb.): Die Protokolle des Ministerrats von Rheinland-Pfalz 1949. Erste Regierung Altmeier 110.–161. Ministerratssitzung (6.1.–21.12.1949), S. 422.
  12. Nach Jürgen Johann: Die Landräte im Altkreis Simmern. Erinnerungen an verdienstvolle Persönlichkeiten war Goebel zum 1. September 1950 in den Wartestand versetzt, diese Verfügung wäre im Januar 1950 zurückgenommen worden und er hätte zum 1. April 1950 eine neue Stellung angetreten. Diese Chronologie ist unstimmig und weist zudem einen Widerspruch zu Rinsch auf.
  13. Christine Fabian (Bearb.): Die Protokolle des Ministerrats von Rheinland-Pfalz 1949. Erste Regierung Altmeier 110.–161. Ministerratssitzung (6.1.–21.12.1949), S. 422 Anm. 31.
  14. Promotion 1921 als Cornelie Daehn an der Universität Göttingen mit der Schrift: Beiträge zur Geschichte der Freiheitsstrafe in Hessen-Cassel unter besonderer Berücksichtigung der beiden Casseler Zuchthäuser.
  15. Standesamt Kassel I Heiratsregister 1921, Eintrags-Nr. 1–500 (StadtAKS Best. A 3.35.1 Nr. 2.1.147), Urk. Nr. 468.