Kvænangen (Kommune)

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Wappen Karte
Wappen der Kommune Kvænangen
Kvænangen (Norwegen)
Kvænangen (Norwegen)
Kvænangen
Basisdaten
Kommunennummer: 5546
Provinz (fylke): Troms
Verwaltungssitz: Burfjord
Koordinaten: 69° 53′ N, 21° 58′ OKoordinaten: 69° 53′ N, 21° 58′ O
Fläche: 2.109,75 km²
Einwohner: 1.157 (1. Jan. 2024)[1]
Bevölkerungsdichte: 1 Einwohner je km²
Sprachform: neutral
Webpräsenz:
Verkehr
Straße: Europastraße 6
Lage in der Provinz Troms
Lage der Kommune in der Provinz Troms

Kvænangen (nordsamisch: Návuona suohkan[2]) ist eine Kommune im norwegischen Fylke Troms. Die Kommune hat 1157 Einwohner (Stand: 1. Januar 2024). Verwaltungssitz ist die Ortschaft Burfjord.

Blick auf den Kvænangen-Fjord

Die Gemeinde grenzt an Loppa im Norden, Alta im Osten, Kautokeino im Südosten sowie Nordreisa im Südwesten und Westen. Des Weiteren besteht im Westen eine im Meer verlaufende Grenze zur Kommune Skjervøy. Von Nordwesten kommen schneidet sich der Fjord Kvænangen in die Gemeinde ein. In diesem liegen mehrere kleinere Inseln. So etwa die heute unbewohnte Insel Skorpa. Neben dem Gebiet um das Fjord umfasst die Kommune Kvænangen auch Teile des Küstenhinterlands. Bis auf die weitgehend schmalen Küstenstreifen ist das Gemeindeareal von Bergen geprägt. Mehrere Erhebungen erreichen Höhen von über 1000 moh.[3] Die Erhebung Beahcegealháldi auf der Südgrenze stellt mit einer Höhe von 1323,96 moh. den höchsten Punkt der Kommune Kvænangen dar.[4] Auf der Grenze zu Loppa im Norden befindet sich der Gletscher Øksfjordjøkelen.[3]

Ein großer Teil der Einwohner hat samische Vorfahren. Durch die Norwegisierungspolitik verschwand die samische Kultur und der Gebrauch der samischen Sprachen weitgehend. Des Weiteren gibt es Kvenen, also Nachfahren von finnischen Einwanderern. Die dichteste Besiedlung liegt um die Ortschaft Burfjord im Osten des Kvænangen-Fjords vor. In den 1950er-Jahren wuchs die Einwohnerzahl zunächst noch an, später begann sie zu sinken.[5] Burfjord ist der einzige sogenannte Tettsted, also die einzige Ansiedlung, die für statistische Zwecke als eine Ortschaft gewertet wird. Zum 1. Januar 2024 lebten dort 415 Einwohner.[6] Ein weiterer kleinerer Ort ist Alteidet, das etwas nördlich von Burfjord liegt.[3]

Die Einwohner der Gemeinde werden Kvænangsværing genannt.[7] Kvænangen hat wie viele andere Kommunen der Provinz Troms og Finnmark weder Nynorsk noch Bokmål als offizielle Sprachform, sondern ist in dieser Frage neutral.[8]

Einwohnerentwicklung seit 1986
Jahr 1986 1990 1995 2000 2005 2010 2015 2020
Einwohnerzahl[9] 1691 1615 1602 1435 1401 1316 1226 1191
Blick auf die Insel Skorpa

Die Kommune Kvænangen entstand im Jahr 1863, als sie von Skjervøy ausgegliedert wurde. Kvænangen hatte bei seiner Gründung 1677 Einwohner. Skjervøy verblieb mit 2785 Personen. Zum 1. Januar 1965 wurde eine von zwölf Personen bewohnte Gegend von Skjervøy an Kvænangen überführt. Im Jahr 1972 folgte ein weiteres unbewohntes Gebiet.[10]

Auf der Insel Skorpa war im Mai und Juni 1940, nach der deutschen Invasion Norwegens, ein norwegisches Kriegsgefangenenlager für rund 450 gefangene deutsche Soldaten und internierte Besatzungen deutscher Handels- und Fischereischiffe eingerichtet. Während der deutschen Besatzung Norwegens existierte in Kvænangen ein Arbeitslager der Wehrmacht. Die Gefangenen wurden von der Bevölkerung mit Lebensmitteln unterstützt und hatten daher vergleichsweise gute Haftbedingungen. Beim Rückzug der Deutschen wurde das Lager zwangsevakuiert und niedergebrannt.[11]

In der Kommune liegen mehrere Kirchen. Die Skorpa kirke im Osten der Insel Skorpa ist eine Holzkirche aus dem Jahr 1850.[12] Die Burfjord kirke ist ebenfalls eine Holzkirche. Sie wird erst seit 2009 als Kirche genutzt.[13]

Wirtschaft und Infrastruktur

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Brücke Sørstraumen bru

Durch die Kommune führt die Europastraße 6 (E6). Diese führt von Westen kommend am Westufer des Kvænangen-Fjords entlang, bevor sie über die Brücke Sørstraumen bru hinweg über den Fjord weiter in den Osten führt. In ihrem weiteren Verlauf führt sie in den Norden, durch die Ortschaft Burfjord hindurch und weiter nach Alta.[3] Früher führte die E6 nicht über eine Brücke über den Fjord, sondern weiter am Fjord zunächst in den Süden und dann wieder in den Norden. Die Straße wird heute als Fylkesvei weiter genutzt. Die bewohnten Inseln sowie kleinere Orte ohne Straßenanbindung werden über Boote angesteuert.[5]

Im Dezember 2023 öffnete der 3,4 Kilometer lange Kvænangsfjelltunnel, ein Teil des Tunnelprojekts, das die E6 ganzjährlich passierbar machen sollte.[14] Zuvor führte die E6 an der Westgrenze zu Nordreisa über den Berg Kvænangsfjellet und war im Winter häufig aufgrund von Lawinengefahr gesperrt. Da die E6 in dieser Region Norwegens die einzige Verbindungsstraße darstellt, wurde das Land bei Sperren in zwei Teile gespalten. Bei einer Überschwemmung Ende Mai 2022 wurde die E6-Brücke Badderen bru über den Fluss Badderelva beschädigt und von der Behörde Statens vegvesen als irreparabel eingestuft. Damit einher ging eine nur über Finnland umfahrbare temporäre Unterbrechung des nordnorwegischen Straßennetzes.[15][16]

Traditionell war die Fischerei und die Landwirtschaft die Grundlage der Wirtschaft. Mit der Zeit ging deren Bedeutung allerdings zurück. Aufgrund des in der Kommune vorherrschenden Klimas ist die Landwirtschaft vor allem auf den Anbau von Futter und die Tierhaltung beschränkt. Der Bereich der industriellen Produktion ist von geringerer Bedeutung für die Kommune und ist vor allem im Bereich der Fischverarbeitung anzusiedeln. Tourismus findet überwiegend auf dem Gebiet des Naturtourismus statt.[5] Im Jahr 2020 arbeiteten von etwa 540 Arbeitstätigen etwa 400 in Kvænangen selbst, der Rest verteilte sich auf Kommunen wie Alta, Tromsø und Nordreisa.[17]

Kvænangen wurde im Jahr 1567 als Quenanngenn erwähnt. Der Name setzt sich aus den beiden Bestandteilen „kven“ und „angr“ zusammen, erster leitet sich von Name des Volks der Kvenen ab, „angr“ steht hingegen für eine enge Bucht oder einen engen Fjord.[18]

Persönlichkeiten

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Commons: Kvænangen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikivoyage: Kvænangen – Reiseführer

Einzelnachweise

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  1. 07459: Population, by sex and one-year age groups (M) 1986 - 2024. In: ssb.no. Statistisk sentralbyrå, abgerufen am 23. Februar 2024 (englisch).
  2. Faktaark: Kvænangen. In: Kartverket. Abgerufen am 25. August 2021 (norwegisch).
  3. a b c d Kvænangen kommune. In: Norgeskart. Abgerufen am 25. August 2021 (norwegisch).
  4. Høgaste fjelltopp i kvar kommune. Kartverket, 25. Mai 2021, abgerufen am 25. August 2021 (norwegisch (Nynorsk)).
  5. a b c Terje Dalfest, Geir Thorsnæs, Svein Askheim: Kvænangen. In: Store norske leksikon. Abgerufen am 25. August 2021 (norwegisch).
  6. Population and land area in urban settlements. Statistisk sentralbyrå, 1. Oktober 2024 (englisch).
  7. Innbyggjarnamn. Språkrådet, abgerufen am 25. August 2021 (norwegisch (Nynorsk)).
  8. Forskrift om målvedtak i kommunar og fylkeskommunar (målvedtaksforskrifta). In: Lovdata. 6. Januar 2020, abgerufen am 25. August 2021 (norwegisch).
  9. Population. Municipalities, pr. 1.1., 1986 - latest year. In: ssb.no. Abgerufen am 25. August 2021 (englisch).
  10. Dag Juvkam: Historisk oversikt over endringer i kommune- og fylkesinndelingen. (PDF) In: ssb.no. 1999, abgerufen am 25. August 2021 (norwegisch).
  11. Harald Isachsen, Geir Thorsnæs: Skorpa (øy i Troms). In: Store norske leksikon. Abgerufen am 25. August 2021 (norwegisch).
  12. Skorpa kirke, Kvænangen. In: Kirkesøk. Abgerufen am 25. August 2021 (norwegisch).
  13. Burfjord kirke. In: Kirkesøk. Abgerufen am 25. August 2021 (norwegisch).
  14. Geir Samuelsen: Kvænangsfjelltunnelen er open for trafikk. In: NRK. 15. Dezember 2023, abgerufen am 18. Februar 2024 (norwegisch (Nynorsk)).
  15. Malin Straumsnes: Kvænangsfjellet stengt på grunn av snøskredfare: Norge er delt i to. In: NRK. 17. Januar 2022, abgerufen am 1. Juni 2022 (norwegisch (Bokmål)).
  16. Linda Pedersen: Det vil ta to uker før ny, midlertidig bru over Badderen i Kvænangen er på plass, sier vegvesenet. In: NRK. 1. Juni 2022, abgerufen am 1. Juni 2022 (norwegisch (Bokmål)).
  17. Pendlingsstrømmer. Statistics Norway, abgerufen am 25. August 2021 (norwegisch).
  18. Kvænangen. In: Norsk stadnamnleksikon. Abgerufen am 25. August 2021 (norwegisch).