Léon Gruenbaum
Léon Gruenbaum (* 30. März 1934 im Arrondissement Forbach, heute Arrondissement Forbach-Boulay-Moselle, Lothringen; † 22. Juli 2004 in Bad Mingolsheim) war ein französischer Physiker und Whistleblower.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Gruenbaum wurde nach der Flucht seiner jüdischen Eltern aus Nazideutschland in Lothringen geboren. Von der Résistance wurde er vor der Deportation in die Vernichtungslager bewahrt. Nach dem Krieg studierte er Physik in Paris, ging nach einem Forschungsaufenthalt in Israel nach Deutschland und promovierte 1964 bei Werner Heisenberg in München. Er erhielt 1970 eine befristete Stelle am Forschungszentrum Karlsruhe (heute KIT), wo damals der frühere Kriegsverwaltungsrat im besetzten Frankreich Rudolf Greifeld als ein Geschäftsführer wirkte. Greifeld war überzeugter Nationalsozialist gewesen und war durch antisemitische Äußerungen in Erscheinung getreten. Mit Unterstützung durch Beate und Serge Klarsfeld deckte Gruenbaum die nationalsozialistische Vergangenheit von Greifeld auf. Greifeld musste daraufhin seine Funktion in einem französisch-deutschen Forschungsrat aufgeben. Der auf drei Jahre befristete Vertrag von Gruenbaum am Forschungszentrum Karlsruhe wurde 1973 nicht verlängert. Gruenbaum starb 2004 vereinsamt und nach langer Krankheit in der Pflegeklinik[1] Bad Mingolsheim.[2]
Gruenbaum erhielt 2015 posthum den Whistleblowerpreis[3]. Im gleichen Jahr distanzierte sich das KIT von der früher erfolgten Ernennung Greifelds zum KIT-Ehrensenator auf Lebenszeit.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Philipp Sonntag: Posthum-Whistleblower-Ehrenpreis an Dr. Léon Gruenbaum. Laudatio. In: Dieter Deiseroth, Hartmut Graßl (Hrsg.): Whistleblower-Enthüllungen. US-Airbase Ramstein und globaler Drohnenkrieg. Herbizid Roundup – Glyphosat als Gefahrenquelle. NS-Belastete im Kernforschungszentrum Karlsruhe. Whistleblower-Preis 2015. Ex-Drohnenpilot Brandon Bryant, Mikrobiologe Prof. Dr. Gilles-Eric Séralini, Physiker Dr. Léon Gruenbaum. BWV Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2016, ISBN 978-3-8305-3641-3, S. 129–140
- Monographie des Léon Gruenbaum PDF (Deutsch & Französisch).
- Philipp Glahé: NS-Kontinuitäten oder persönliche Mythenbildung? Der Physiker Léon Grünbaum und das Kernforschungszentrum Karlsruhe zwischen antifaschistischer Atomkritik und Erinnerungspolitik. In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte. Bd. 71 (2023), Heft 4, S. 787–817 (online: https://doi.org/10.1515/vfzg-2023-0039).
- Gerhard Baisch: Léon Gruenbaum, Preisträger 2015, posthum. In: ders., Hartmut Graßl, Bernd Hahnfeld, Angelika Hilbeck (Hrsg.): 20 Jahre Whistleblower-Preis. Was wurde aus den Preisträger:innen und ihren Enthüllungen?. Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2023 (Wissenschaft in der Verantwortung; 7), ISBN 978-3-8305-5550-6, S. 309–326.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Einweihung der Gedenktafel am 30. März 2016 auf dem Friedhof Mingolsheim PDF, Bad Schönborner Woche·Nr. 14 vom 7. April 2016
- ↑ Reader, Material zum Symposion am 19. Oktober 2013 in Karlsruhe (PDF, S. 3)
- ↑ Begründung zum Posthum-Whistleblower-Ehrenpreis
Personendaten | |
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NAME | Gruenbaum, Léon |
KURZBESCHREIBUNG | französischer Physiker und Whistleblower |
GEBURTSDATUM | 30. März 1934 |
GEBURTSORT | Arrondissement Forbach, heute Arrondissement Forbach-Boulay-Moselle, Lothringen |
STERBEDATUM | 22. Juli 2004 |
STERBEORT | Bad Mingolsheim |