LGBT-Tourismus

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Regenbogenfahnen am Strand von Lido di Ostia in Italien

LGBT-Tourismus (oder auch als rosa Tourismus genannt)[1] bezeichnet die Segmentierung von Reisenden, die sich öffentlich als lesbisch, schwul, bisexuell oder transsexuell identifizieren, sowie das umfassende touristische Angebot, das speziell für diese Zielgruppe entwickelt wurde. Die von dieser Tourismusform eingerichteten Bereiche sind vielfältig und umfassen unter anderem die Hotelbranche, Wellness, Reisebüros, den touristischen Transport, Freizeit- und Unterhaltungsangebote sowie gastronomische Einrichtungen.[2] Die Identifizierung dieser Zielgruppe trägt zur Erstellung von Marktstudien und umfassenden Wirtschaftsanalysen bei und unterstützt die Entwicklung spezialisierter Dienstleistungen im privaten Sektor sowie die entsprechenden öffentlichen Maßnahmen im öffentlichen Sektor.[3][4]

Veranstaltungen wie der Christopher Street Day (CSD) ziehen jährlich zahlreiche Touristen an

Der Schwulentourismus, definiert als touristisches Angebot, das sich speziell an homosexuelle Männer richtet, hat sich weltweit als Vorreiter in dieser Branche etabliert. Angebote, die auf ein homosexuelles Publikum abgestimmt sind, entstanden zwischen dem späten 20. und dem frühen 21. Jahrhundert in westlichen Industrienationen, insbesondere in den Vereinigten Staaten, Kanada und Westeuropa, und erweiterten sich anschließend auf andere Länder und Regionen der Welt. Scandinavian Airlines System (SAS) die erste Fluggesellschaft der Welt, die ein exklusives Reiseprogramm für LGBT-Passagiere anbot. Darüber hinaus wurde 2010 in einem ihrer Flugzeuge die erste gleichgeschlechtliche Hochzeit in der Luft gefeiert.[5] In der Schifffahrt haben Kreuzfahrtschiffe Reiserouten für schwule Passagiere und sogar ganze Schiffe für schwule Passagiere geschaffen.[6]

LGBT-Touristen werden in der Regel in ihrer sexuellen Orientierung geoutet, obwohl dies nicht zwingend erforderlich ist. Orte, die eine hohe Toleranz hinsichtlich sozialer und religiöser Aspekte sowie rechtliche Freizügigkeit gegenüber Homosexualität aufweisen, ziehen häufiger die LGBT-Community an.[4] Diese Umgebungen bieten den Besuchern ein höheres Maß an persönlicher Sicherheit und ermöglichen eine entspannende Atmosphäre, zum Nachteil der Länder, die homosexuelle Handlungen kriminalisieren und über keine Richtlinien zum Schutz vor Diskriminierung verfügen.[7]

Die Kaufkraft gleichgeschlechtlicher Paare stellt aus wirtschaftlicher Perspektive einen bedeutenden Faktor im LGBT-Tourismus dar. Der Ausdruck „Zwei Einkommen, keine Kinder“ (engl. Double Income no Kids, DINK) beschreibt eine demographische Situation, die für Akteure im Tourismussektor von Interesse ist, insbesondere für diejenigen, die ihre Einnahmen durch die Anziehung zusätzlicher Besucher an einem bestimmten Standort steigern möchten.[8]

Im Rahmen der Unterkategorien des LGBT-Tourismus werden Reisen zu Veranstaltungen der LGBT-Community erfasst, darunter Pride-Paraden, Festivals, schwule Schönheitswettbewerbe sowie sportliche Wettbewerbe, wie die Gay Games und die Outgames. Diese Aktivitäten richten sich sowohl an gleichgeschlechtliche Paare als auch an Alleinreisende und umfassen Besuche von Einrichtungen, die speziell für ein LGBT-Publikum konzipiert sind, wie beispielsweise Schwulensaunen, Bars und Strände. In einigen Fällen geht die Schaffung von Schwulen- und Lesbenvierteln mit der Entwicklung eines gezielten LGBT-Tourismus einher.[9] Im Sextourismus, in Ländern, in denen Prostitution legal und reguliert ist, wird auch ein öffentliches Angebot für homosexuelle Kunden bereitgestellt.[10]

Seit 2010 umfasst die Internationale Tourismus-Börse Berlin (ITB) das LGBT-Segment innerhalb ihrer Veranstaltung und positioniert sich damit als die weltweit größte Messe für diese Form des Tourismus.[11]

Commons: LGBT-Tourismus – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Britta Schultejans: Träumen vom rosa Tourismus In: www.taz.de, Die Tageszeitung, 26. August 2014. Abgerufen am 7. November 2024 
  2. Reisebranche wirbt um Homosexuelle. In: www.fr.de. Frankfurter Rundschau, 18. Januar 2019, abgerufen am 7. November 2024.
  3. Maria Sprenger: Urlaub unter dem Regenbogen. In: www.sueddeutsche.de. Süddeutsche Zeitung, 11. Mai 2010, abgerufen am 7. November 2024.
  4. a b Oskaras Vorobjovas‐Pinta, Anne Hardy: The Evolution of Gay Travel Research. In: International Journal of Tourism Research. Band 18, Nr. 4, Juli 2016, ISSN 1099-2340, S. 409–416, doi:10.1002/jtr.2059 (wiley.com [abgerufen am 7. November 2024]).
  5. On SAS flight, love really is in the air. In: www.nbcnews.com. NBC News, 7. Dezember 2010, abgerufen am 7. November 2024 (englisch).
  6. The 9 Best Gay Cruises for 2024 (+ Planning Tips). In: www.travel.usnews.com. U.S. News & World Report, abgerufen am 7. November 2024 (englisch).
  7. Stephanie Rosenbloom: The Evolving World of Gay Travel. In: www.nytimes.com. The New York Times, 30. Mai 2014, abgerufen am 7. November 2024 (englisch).
  8. Daniel Nutz: Tourismusangebote andersrum: Gay Tourism. In: www.gast.at. 9. Mai 2018, abgerufen am 7. November 2024.
  9. Matt Kirouac: Angesagte LGBT-Viertel an der Westküste. In: Visit the USA. Abgerufen am 7. November 2024 (deutsch).
  10. Gay sex: Top 10 gay destinations for sex tourists. In: OuttaPlans. 4. August 2013, abgerufen am 7. November 2024.
  11. The largest Travel Trade Show, ITB Berlin. In: www.berlinglobal.org. 21. Februar 2024, abgerufen am 7. November 2024 (englisch).