Gliedergürteldystrophie 1A

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Klassifikation nach ICD-10
G71.0 Muskeldystrophie
- Becken- oder Schultergürtelform
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ICD-10 online (WHO-Version 2019)

Die Gliedergürteldystrophie 1A (LGMD1A) ist eine sehr seltene Erkrankung aus der Gruppe der Gliedergürteldystrophien. Die LGMD1A wird durch Mutationen im MYOT-Gen (beim Menschen Chromosom 5, 5q31.2) verursacht und autosomal-dominant vererbt. MYOT kodiert für das Protein Myotilin,[1][2] das vor allem in quergestreifter Muskulatur (Skelett- und Herzmuskel) nachzuweisen ist. Eine wichtige Funktion ist die Verbindung von Aktinfilamenten (so genanntes „cross-linking“) im Bereich der Z-Scheibe von Muskelzellen. Darüber hinaus spielt Myotilin eine Rolle bei der Bildung der Myofibrillen (Myofibrillinogese). Bisher gibt es nur wenige Fallbeschreibungen. Bekannt sind vier Mutationen im MYOT-Gen, die zum Phänotyp der LGMD1A führen.[3][4][5] Drei der vier Mutationen wurden bei Mitgliedern zweier nordamerikanischer Familien mit deutschen und argentinischen Vorfahren sowie einer türkischen Familie beschrieben. Eine weitere Mutation wurde bei einem einzelnen Japaner nachgewiesen.[6]

Klinisch ist die Erkrankung durch eine zunächst proximale Muskelschwäche gekennzeichnet, die sich meist im dritten Lebensjahrzehnt manifestiert. Im Verlauf sind auch die distalen Muskeln betroffen. Neben der Muskelschwäche sind Sprechstörungen (Dysarthrie) mit nasaler Aussprache, schmale Achillessehnen und eine bis 15fach erhöhte Kreatinkinase typisch. Abgeschwächte Muskeleigenreflexe wurden ebenfalls beschrieben.

Neben der Gliedergürteldystrophie wurden Myotilin-Genmutationen auch bei anderen Erkrankungen gefunden. Diese führen zu einer Erkrankung aus der Gruppe der myofibrillären Myopathien,[7] der Myofibrillären Myopathie 3 (MFM3).[8] Diese ist durch eine spätere Krankheitsmanifestation und durch bevorzugt distal betroffene Muskelpartien gekennzeichnet. LGMD1A und MFM3 werden aufgrund der gemeinsamen Ursache, nämlich Mutationen im MYOT-Gen, auch als Myotilinopathien bezeichnet. Es wurden auch Fälle beschrieben, in denen sich beide Phänotypen überlappen.[9]

  • D. Selcen, A. G. Engel: Myofibrillar myopathies. In: Robert Griggs: Muscular Dystrophies. (= Handbook of Clinical Neurology. Band 101). 3. Auflage. Elsevier, 2011, ISBN 978-0-08-045031-5, S. 149.

Einzelnachweise

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  1. Myotilin. In: Online Mendelian Inheritance in Man. (englisch)
  2. Q9UBF9
  3. M. A. Hauser, S. K. Horrigan u. a.: Myotilin is mutated in limb girdle muscular dystrophy 1A. In: Human molecular genetics. Band 9, Nummer 14, September 2000, S. 2141–2147, ISSN 0964-6906. PMID 10958653.
  4. M. A. Hauser, C. B. Conde u. a.: Myotilin Mutation found in second pedigree with LGMD1A. In: American Journal of Human Genetics. Band 71, Nummer 6, Dezember 2002, S. 1428–1432, ISSN 0002-9297. doi:10.1086/344532. PMID 12428213. PMC 378586 (freier Volltext).
  5. P. Reilich, S. Krause u. a.: A novel mutation in the myotilin gene (MYOT) causes a severe form of limb girdle muscular dystrophy 1A (LGMD1A). In: Journal of neurology. Band 258, Nummer 8, August 2011, S. 1437–1444, ISSN 0340-5354. doi:10.1007/s00415-011-5953-9. PMID 21336781.
  6. E. Pegoraro, E. P. Hoffman: Limb-Girdle Muscular Dystrophy Overview. GeneReviews [Internet]. University of Washington, Seattle, 8. Juni 2000, [update vom 30. August 2012]. PMID 20301582.
  7. D. Selcen, A. G. Engel: Mutations in myotilin cause myofibrillar myopathy. In: Neurology. Band 62, Nummer 8, April 2004, S. 1363–1371, ISSN 1526-632X. PMID 15111675.
  8. Myofibrilläre Myopathie 3. In: Online Mendelian Inheritance in Man. (englisch)
  9. M. Olivé, L. G. Goldfarb u. a.: Myotilinopathy: refining the clinical and myopathological phenotype. In: Brain : a journal of neurology. Band 128, Pt 10, Oktober 2005, S. 2315–2326, ISSN 1460-2156. doi:10.1093/brain/awh576. PMID 15947064.