Landauer – Der Präsident

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Film
Titel Landauer – Der Präsident
Produktionsland Deutschland
Originalsprache Deutsch
Erscheinungsjahr 2014
Altersfreigabe
Produktions­unternehmen Zeitsprung Pictures
Stab
Regie Hans Steinbichler
Drehbuch Dirk Kämper
Musik Alex Komlew
Kamera Bella Halben
Schnitt Wolfgang Weigl
Besetzung

Landauer – Der Präsident ist ein deutscher Fernsehfilm des Regisseurs Hans Steinbichler, der am 15. Oktober 2014 im Ersten erstmals ausgestrahlt wurde.

Der Film beginnt mit dem Sieg der deutschen Fußballmeisterschaft 1932 durch den von Präsident Kurt Landauer geführten FC Bayern München im Finale gegen Eintracht Frankfurt. 15 Jahre später kehrt Landauer aus dem Exil in der Schweiz in das kriegszerstörte München zurück, von wo aus er nach New York weiterzureisen beabsichtigt. Er besucht die Vereinsversammlung seines früheren Vereins, der sich nach der Zwangsauflösung aller Vereine in der US-amerikanischen Besatzungszone gerade neu strukturieren will, von den Alliierten Besatzern aber keine Lizenz für die Austragung von Sportveranstaltungen erhält. Die Vereinsspitze um Sigi Hermann und Conny Heidkamp, die den Klub durch die Kriegsjahre führten, ernennt Landauer spontan wieder zum Präsidenten. Dieser nimmt die Wahl zögernd an und nimmt mit Hermann die Instandsetzung des kriegsbeschädigten Stadions an der Grünwalder Straße in Angriff. Er stellt die Buchhalterin Inge Streicher ein, die schnell feststellt, dass der Verein vor dem finanziellen Ruin steht. Um den Fußball in der Stadt wieder zu beleben und den FC Bayern zu retten, verhandelt Landauer mit der Vereinsführung des Lokalrivalen TSV 1860 München um die Austragung eines ersten Fußballspieles. Seine parallel dazu laufenden Verhandlungen mit den Amerikanern sind erfolgreich, und beide Vereine erhalten die erforderliche Lizenz, um den regulären Spielbetrieb wiederaufzunehmen. Landauer gibt seine Pläne auf, nach New York auszuwandern und bleibt bis 1951 Präsident des FC Bayern.

Geistersiedlung in Gladbeck, einer der Drehorte

Der Film wurde vom 16. Juli 2013 bis zum 24. August 2013 in Bayern und Nordrhein-Westfalen gedreht.[2]

Die Ultras des FC Bayern organisierten anlässlich des Holocaust-Erinnerungstags eine Choreografie zum Gedenken Landauers in der Südkurve der Allianz Arena vor dem Bundesligaspiel gegen Eintracht Frankfurt im Februar 2014.[3][4] Diese Aufnahmen werden mit einer einleitenden Widmung für 20 Sekunden als letzte Szene des Films gezeigt.

„Es war die Fangruppe ‘Schickeria’, die Kurt Landauer der Welt wieder in Erinnerung rief.“

Einige historische Fakten und Ereignisse im Film entsprechen nicht den tatsächlichen Geschehnissen. So ist beispielsweise der in der Filmhandlung genannte zentrale Erhalt der Lizenz für den Spielbetrieb im Jahr 1947 Fiktion. Fußball wurde außerdem in Deutschland bereits seit Herbst 1945 in der neu organisierten Oberliga gespielt, zu deren Gründungsmitgliedern die beiden großen Münchner Vereine zählten. Auch war das Stadion an der Grünwalder Straße schon seit Sommer 1945 wieder für den Spielbetrieb freigegeben. Der im Film dargestellte Wiederaufbau mit Hilfe von Spielern und Mitgliedern beider Vereine fand so – obwohl damals von der Stadt München gefordert – nicht statt.[5]

„Josef Bierbichler spielt den bedachten, verletzten Landauer mit sorgfältig dosierten Emotionen – im feinen Gegensatz zur oft leider allzu gefühlsschwanger aufbrausenden Filmmusik, dem einzigen störenden Element in dieser gut komponierten Inszenierung, denn ein schwarz-weißer Gang durch Ruinen wirkt auch ohne düsteres Säge-Cello.“

Anja Rützel: Spiegel Online[6]

„Apropos Löwen: Am besten ist ‘Landauer’, dem die Balance aus Heldenporträt, Fußballfilm und Nachkriegsdokument gut gelingt, wenn mit Bierbichler und Eisi Gulp (als Präsident von 1860) zwei Charakterschauspieler der ersten Liga aufeinander losgehen. […] Eine weitere Freude: Der Film beleuchtet die jüdischen Wurzeln des FC Bayern und erinnert daran, dass ohne Kurt Landauer Uli Hoeneß’ Wirken so nicht möglich gewesen wäre.“

Bernhard Blöchl: Süddeutsche Zeitung[7]

Einschaltquoten

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Erstausstrahlung von Landauer – Der Präsident am 15. Oktober 2014 wurde in Deutschland insgesamt von 3,11 Millionen Zuschauern gesehen und erreichte einen Marktanteil von 10,4 % für Das Erste; in der Gruppe der 14- bis 49-jährigen Zuschauer konnten 0,86 Millionen Zuschauer und ein Marktanteil von 7,8 % erreicht werden.[8]

Public viewing in Dingden

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Heimatverein Dingden, Westmünsterland, zeigte den Film bereits im Juli 2014 öffentlich vor einem großen Publikum auf einem Platz neben dem 2012 eröffneten Humberghaus, um an Parallelen zwischen den Fluchtgeschichten der jüdischen Familienangehörigen der Humbergs und Landauers zu erinnern.[9]

Die Audiodeskription des Films wurde von Peter Veit gesprochen und 2015 mit dem deutschen Hörfilmpreis in der Kategorie Fernsehen prämiert.[10][11]

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Freigabebescheinigung für Landauer – Der Präsident. Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft, Juni 2014 (PDF; Prüf­nummer: 145 583 V).
  2. Landauer – Der Präsident bei crew united
  3. Nie Wieder! Ein FC Bayern-Wochenende im Zeichen des Gedenkens. In: Inside. Allianz Arena München Stadion GmbH, 6. Februar 2014, archiviert vom Original am 24. Oktober 2014; abgerufen am 3. Mai 2021.
  4. Holger Gertz: Wiedervereinigung. Kurt Landauer war einst Präsident des FC Bayern. In: Süddeutsche Zeitung. Nr. 233, 10. Oktober 2014, ISSN 0174-4917, S. 3 (Die Seite Drei).
  5. Roman Beer: Anmerkungen zum Spielfilm „Landauer – Der Präsident“ (ausgestrahlt am 15. Oktober 2014 in der ARD). Freunde des Sechz’ger Stadions e.V., 16. Oktober 2014, archiviert vom Original am 30. Januar 2015; abgerufen am 3. Mai 2021: „Zunächst eines vorweg: Der Film war sehr gelungen […]“
  6. Anja Rützel: Der Meister des FC Bayern. In: Kultur. Spiegel Online, 14. Oktober 2014, abgerufen am 3. Mai 2021.
  7. Bernhard Blöchl: Biopic "Landauer" über Bayern-Präsidenten. Retter der Roten. Süddeutsche Zeitung, 15. Oktober 2014, abgerufen am 3. Mai 2021.
  8. Manuel Weis: Primetime-Check: Mittwoch, 15. Oktober 2014. Quotenmeter.de, 15. Oktober 2014, abgerufen am 3. Mai 2021.
  9. Erwin Kohl: Damit die Vergangenheit nicht vergessen ist. In: DerWesten. Funke Digital GmbH, 14. Juli 2014, abgerufen am 3. Mai 2021: „Die Film- und Medienstiftung NRW zeigte mit dem Heimatverein im Rahmen ihrer Reihe „FilmSchauPlätze“ den Kurzfilm „Die Bergfrau“, sowie die Premiere des Spielfilms „Landauer“.“
  10. Landauer – Der Präsident in der Hörfilm-Datenbank des Hörfilm e. V.
  11. 13. Deutscher Hörfilmpreis 2015. Deutscher Blinden- und Sehbehindertenverband, archiviert vom Original am 24. März 2016; abgerufen am 3. Mai 2021: „Deutscher Hörfilmpreis 2015 an „Zwischen Welten“ und „Landauer – Der Präsident““