Landesanstalt für psychisch Kranke Konradstein
Die Landesanstalt für psychisch Kranke Konradstein, zuvor Provinzial-Irrenanstalt Conradstein, war die dritte psychiatrische Pflegeanstalt von Westpreußen. Heute befindet sich hier das Spital von Starogard Gdański.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ihre Errichtung wurde 1893 vom Provinziallandtag der Provinz Westpreußen beschlossen. Sie entstand auf dem Gelände des Ritterguts Konradstein (Kocborowo), etwa 1,5 km entfernt von Preußisch Stargard, heute Starogard Gdański. 1909 befanden sich hier 1282 Patienten.[1]
Nach dem Überfall auf Polen kam Preußisch Stargard wieder in das Reichsgebiet. Von September 1939 bis 1940 ermordeten die deutschen Besatzer zwischen 5000 und 7000 Patienten im Wald bei Szpęgawsk.[2][3] Die Morde an älteren und geistig behinderten Bewohnern von Heil- und Pflegeeinrichtungen in den besetzten polnischen Gebieten begannen praktisch sofort nach dem Überfall auf Polen. Sie wurden koordiniert und zeitlich parallel zu den Morden an der polnischen Intelligenz durchgeführt.
In der Einrichtung Konradstein wurden etwa 2.000 Menschen mit unheilbaren psychischen Erkrankungen getötet. Dies geschah im Kontext einer gewaltsamen „Germanisierung“, bei der polnische Ärzte und Pflegekräfte ermordet wurden. Die Morde begannen mit Genickschüssen und wurden später aus Kostengründen auf Erschlagen umgestellt. Es gibt Berichte über verschiedene Tötungsaktionen: Zum Beispiel wurden 500 Kinder der Anstalt Konradstein durch Überdosierungen von Luminal getötet. Etwa 1000 Patienten aus Schwetz, darunter 1230 Kinder, wurden in Gruppen von je 60 Opfern durch Genickschüsse in den umliegenden Wäldern ermordet. Zusätzlich wurden etwa 1200 Patienten aus Pommern in den Jahren 1939/40 in einem Wald bei Piasnitz erschossen. Gauleiter Franz Reinhold Schwede trug die Verantwortung für die Tötung pommerscher Patienten außerhalb des offiziellen „T4“-Programms.[4]
Heute befindet sich hier das Szpital dla Nerwowo i Psychicznie Chorych w Starogardzie Gdańskim.
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Johannes Bresler: Deutsche Heil- und Pflegeanstalten für Psychischkranke in Wort und Bild. Band 1. 1910.
- ↑ Erinnerung an ermordete Patienten der psychiatrischen Anstalt Konradstein (memorialmuseums.org, abgerufen am 26. Dezember 2017)
- ↑ Maria Fiebrandt: Auslese für die Siedlergesellschaft. Vandenhoeck & Ruprecht, 2014, ISBN 978-3-525-36967-8, S. 297 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- ↑ Wolfgang Uwe Eckart: Moral- und rechtsdeviante Formen: Krankenmord in Deutschland. In: Michael Anderheiden, Wolfgang U. Eckart (Hrsg.): Handbuch Sterben und Menschenwürde. De Gruyter, 2012, ISBN 978-3-11-024644-5, S. 1467–1468.
Koordinaten: 53° 58′ 50,4″ N, 18° 30′ 41,4″ O