Långbanit

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Långbanit
Långbanit aus der Typlokalität Långban, Schweden (Gesamtgröße: 4,8 cm × 2,5 cm × 1,2 cm)
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Nummer

1971 s.p.[1]

IMA-Symbol

Lgb[2]

Andere Namen

Ferrostibian[3]

Chemische Formel
  • Mn2+4Mn3+9Sb5+O16(SiO4)2[1]
  • (Mn2+,Ca)4(Mn3+,Fe3+)9Sb5+[O16|(SiO4)2][4]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Silikate und Germanate – Inselsilikate (Nesosilikate)
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

VIII/A’.05
VIII/B.09-017[5]

9.AG.10
44.03.04.01
Kristallographische Daten
Kristallsystem trigonal
Kristallklasse; Symbol ditrigonal-pyramidal; 3m
Raumgruppe P31m (Nr. 157)Vorlage:Raumgruppe/157[6]
Gitterparameter a = 11,563(2) Å; c = 11,100(2) Å[6]
Formeleinheiten Z = 3[6]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 6,5
Dichte (g/cm3) gemessen: 4,92 bis 4,94; berechnet: 4,97[7]
Spaltbarkeit gut nach {0001}, auch Absonderungen nach {0001} möglich[7]
Bruch; Tenazität muschelig; spröde
Farbe eisenschwarz
Strichfarbe dunkelrötlichbraun
Transparenz undurchsichtig
Glanz starker Metallglanz
Kristalloptik
Brechungsindizes nω = 2,360[8]
nε = 2,310[8]
Doppelbrechung δ = 0,050[8]
Optischer Charakter einachsig negativ

Långbanit ist ein sehr selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Silikate und Germanate“ mit der idealisierten chemischen Zusammensetzung Mn2+4Mn3+9Sb5+O16(SiO4)2[1] und damit chemisch gesehen ein Mangan-Antimon-Silikat mit zusätzlichen Sauerstoffionen. Strukturell gehört Långbanit zu den Inselsilikaten (Nesosilikate).

Da bei natürlich entstandenen Långbaniten ein Teil des Mangans durch Calcium bzw. Eisen ersetzt (substituiert) sein kann, wird die Formel gelegentlich auch mit (Mn2+,Ca)4(Mn3+,Fe3+)9Sb5+[O16|(SiO4)2][4] angegeben, wobei die in den runden Klammern angegebenen Elemente sich in der Formel zwar jeweils gegenseitig vertreten können, jedoch immer im selben Mengenverhältnis zu den anderen Bestandteilen des Minerals stehen.

Långbanit kristallisiert im trigonalen Kristallsystem, ist im Allgemeinen undurchsichtig (opak) und entwickelt tafelige oder kurz- bis langprismatische, längsgestreifte Kristalle bis etwa einen Zentimeter Länge mit starkem, metallischem Glanz auf den eisenschwarzen Oberflächen. Auf der Strichtafel hinterlässt Långbanit einen dunkelrötlichbraunen Strich. Mit einer Mohshärte von 6,5 ist Långbanit etwas härter als das Referenzmineral Orthoklas.

Etymologie und Geschichte

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Aufbereitungsanlage und neuer Schacht der Erzgrube Långban

Erstmals entdeckt wurde Långbanit nahe der ehemaligen Grubengemeinde Långban in der schwedischen Provinz Värmlands län und beschrieben 1877 durch Gustaf Flink[9] (auch Gustav Flink, 1849–1931)[10], der das Mineral nach dessen Typlokalität benannte.

Das Typmaterial des Minerals wird im Naturhistoriska riksmuseet (SMNH) unter der Katalog-Nummer 531650 (HT) und im Muséum national d’histoire naturelle (MHN) unter der Katalog-Nummer 95.58 aufbewahrt.[11][12]

Långbanit war bereits lange vor der Gründung der International Mineralogical Association (IMA) bekannt und als eigenständige Mineralart anerkannt. Damit hätte Långbanit theoretisch den Status eines grandfathered Mineral. In der 1971 erfolgten Publikation der IMA: Commission on new minerals and mineral names wurde Ferrostibian diskreditiert und als Synonym für Långbanit festgelegt.[3] Da dies automatisch eine nachträgliche Ankerkennung für den Långbanit bedeutete, wird das Mineral seitdem in der „Liste der Minerale und Mineralnamen“ der IMA unter der Summenanerkennung „IMA 1971 s.p.“ (special procedure) geführt.[1]

In der veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Långbanit zur Mineralklasse der „Silikate“ und dort zur Abteilung der „Neso-Subsilikate“, wo er zusammen mit Braunit die „Braunit-Långbanit-Gruppe“ mit der System-Nr. VIII/A’.05 und den weiteren Mitgliedern Dixenit, Katoptrit, Mcgovernit, Welinit und Yeatmanit bildete.

Im zuletzt 2018 überarbeiteten und aktualisierten Lapis-Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiß, das sich im Aufbau noch nach dieser alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet, erhielt das Mineral die System- und Mineral-Nr. VIII/B.09-017. In der „Lapis-Systematik“ entspricht dies der Abteilung „Inselsilikate mit tetraederfremden Anionen“, wo Långbanit zusammen mit Abswurmbachit, Braunit, Franciscanit, Gatedalit, Katoptrit, Neltnerit, Örebroit, Welinit und Yeatmanit die unbenannte Gruppe VIII/B.09 bildet.[5]

Die von der International Mineralogical Association (IMA) zuletzt 2009 aktualisierte[13] 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Långbanit ebenfalls in die Abteilung der „Inselsilikate“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der möglichen Anwesenheit zusätzlicher Anionen und der Koordination der beteiligten Kationen, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Inselsilikate mit zusätzlichen Anionen; Kationen in meist [6]er- und > [6]er-Koordination“ zu finden ist, wo es als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe 9.AG.10 bildet.

In der vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchlichen Systematik der Minerale nach Dana hat Långbanit die System- und Mineralnummer 44.03.04.01. Dies entspricht der Klasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort der Abteilung der „Antimonate“. Hier ist er als einziges Mitglied in der unbenannten Gruppe 44.03.04 innerhalb der Unterabteilung „Antimonate mit verschiedenen Formeln“ zu finden.

Kristallstruktur

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Långbanit kristallisiert trigonal in der Raumgruppe P31m (Raumgruppen-Nr. 157)Vorlage:Raumgruppe/157 mit den Gitterparametern a = 11,563(2) Å und c = 11,100(2) Å sowie drei Formeleinheiten pro Elementarzelle.[6]

Vor dem Lötrohr wird Långbanit nur matt ohne zu schmelzen. In Salzsäure ist er nur wenig löslich.[14]

Bildung und Fundorte

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Långbanit (schwarz, körnig) und Rhodonit (rosa Kriställchen) aus (Gesamtgröße: 11,0 cm × 8,2 cm × 5,2 cm)

Långbanit bildet sich in kristallinen Kalksteinen, manganreichen Skarnen und metamorphisierten Mangan-Lagerstätten, wo er unter anderem in Paragenese mit manganreichem Aegirin, Braunit, Hausmannit, Hedyphan, Magnetit, Rhodonit und Richterit auftritt.

Neben seiner Typlokalität Långban trat das Mineral in Schweden noch in der „Sjögruvan Mine“ bei Grythyttan in der Gemeinde Hällefors und der „Man Mine“ im Erzfeld „Nyberg“ bei Lindesberg auf.

Weitere bisher bekannte Fundorte ist die „Gozaisho Mine“ bei Iwaki auf der japanischen Insel Honshū, die Manganlagerstätte „Brandsnuten“ bei Botnedal in der norwegischen Kommune Tokke und die Grube „Fianel“ bei Ausserferrera im Schweizer Kanton Graubünden.[15]

  • Gustav Flink: Ueber Långbanit, ein neues Mineral von Långbanshyttan in Wermland, Schweden. In: Zeitschrift für Krystallographie und Mineralogie. Band 13, 1888, S. 1–8 (rruff.info [PDF; 389 kB; abgerufen am 31. Januar 2024]).
  • Robert Lee Crane: A Study of the Crystal Structure of Långbanite. Ohio State University, 1969 (englisch).
  • Helmut Schröcke, Karl-Ludwig Weiner: Mineralogie. Ein Lehrbuch auf systematischer Grundlage. de Gruyter, Berlin; New York 1981, ISBN 3-11-006823-0, S. 704.
  • Hans Jürgen Rösler: Lehrbuch der Mineralogie. 4., durchgesehene und erweiterte Auflage. Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie (VEB), Leipzig 1987, ISBN 3-342-00288-3, S. 491.
  • G. Giuseppetti, F. Mazzi, C. Tadini: The crystal structure of monoclinic langbanite: (Mn,Ca,Fe,Mg)2+4(Mn,Fe)3+9Sb5+[O16(SiO4)2]. In: Neues Jahrbuch für Mineralogie, Monatshefte. 1991, S. 193–211 (englisch).
  • Paul Brian Moore, Pradip K. Sen Gupta, Yvon Le Page: The remarkable langbanite structure type: crystal structure, chemical crystallography, and relation to some other cation close-packed structures. In: American Mineralogist. Band 76, 1991, S. 1408–1425 (englisch, rruff.info [PDF; 2,1 MB; abgerufen am 31. Januar 2024]).
Commons: Långbanite – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. a b c d Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: July 2024. (PDF; 3,6 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Juli 2024, abgerufen am 13. August 2024 (englisch).
  2. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 351 kB; abgerufen am 31. Januar 2024]).
  3. a b International Mineralogical Association: Commission on New Minerals and Mineral Names. In: Mineralogical Magazine. Band 38, März 1971, S. 102–105 (englisch, rruff.info [PDF; 194 kB; abgerufen am 9. Februar 2024]).
  4. a b Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 553 (englisch).
  5. a b Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
  6. a b c Paul Brian Moore, Pradip K. Sen Gupta, Yvon Le Page: The remarkable langbanite structure type: crystal structure, chemical crystallography, and relation to some other cation close-packed structures. In: American Mineralogist. Band 76, 1991, S. 1408–1425 (englisch, rruff.info [PDF; 2,1 MB; abgerufen am 10. Februar 2024]).
  7. a b Långbanite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch, handbookofmineralogy.org [PDF; 78 kB; abgerufen am 31. Januar 2024]).
  8. a b c Långbanite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 31. Januar 2024 (englisch).
  9. Nordisk familjebok – Flinder's river–Flintporslin. Project Runeberg, abgerufen am 10. Februar 2024 (schwedisch).
  10. Gustav Flink (1849–1931). The Mineralogical Record, abgerufen am 31. Januar 2024 (englisch).
  11. Catalogue of Type Mineral Specimens – L. (PDF 262 kB) Commission on Museums (IMA), 9. Februar 2021, abgerufen am 9. Februar 2024.
  12. Catalogue of Type Mineral Specimens – Depositories. (PDF; 311 kB) Commission on Museums (IMA), 18. Dezember 2010, abgerufen am 9. Februar 2024 (englisch).
  13. Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF; 1,9 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Januar 2009, archiviert vom Original am 29. Juli 2024; abgerufen am 30. Juli 2024 (englisch).
  14. Friedrich Klockmann: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. Hrsg.: Paul Ramdohr, Hugo Strunz. 16. Auflage. Enke, Stuttgart 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 680 (Erstausgabe: 1891).
  15. Fundortliste für Långbanit beim Mineralienatlas (deutsch) und bei Mindat (englisch), abgerufen am 31. Januar 2024.