Langer Stein (Langenstein)
Langer Stein (Langenstein) | ||
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Der Lange Stein von Langenstein | ||
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Koordinaten | 50° 49′ 58,1″ N, 8° 57′ 29,9″ O | |
Ort | Kirchhain, OT Langenstein, Hessen, Deutschland |
Der Lange Stein von Langenstein, einem Ortsteil der Stadt Kirchhain in Hessen, ist einer von mehreren Menhiren mit diesem Namen.
Der ursprünglich 6,3 Meter mal 2,30 Meter messende, heute nach einem Blitzeinschlag von 1527 nur noch 5,0926 Meter hohe, spindel- beziehungsweise walzenbeilförmige Stein steht in der Ortsmitte von Langenstein an der Friedhofsmauer. Der Ort ist eine alte Kultstätte. Nicht umsonst steht hier eine Kirche. Die Christianisierung von Kultstätten wie der in Langenstein lag in den Händen von Bonifatius, der von Papst Gregor II. (715–731) mit der Germanenmissionierung betraute Mönch verlegte 723 mit dem Bau einer dem heiligen Jakobus geweihten Kapelle das religiöse Zentrum um wenige Meter und stellte den Langen Stein ins Abseits, ohne ihn anzurühren. Der Lange Stein ist nicht in die Kirchhofmauer eingebaut. Zwischen Mauer und Stein klafft ein Luftspalt. Das war schon immer so, ungeachtet erfolgter Restaurierungsarbeiten an der Mauer.
Sage und Überlieferung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Sage, die sich um den Menhir rankt, folgt einem weit verbreiteten Schema. Eine Frau hatte beim Mähen die Zeit des sonntäglichen Kirchgangs verpasst. Als sie das bemerkte, nahm sie Sense und Wetzstein mit und legte beide an der Kirchhofsmauer ab. Als sie zurückkam hing die Sense an der Mauer, der Wetzstein war jedoch ins Gigantische vergrößert. Obwohl der Lange Stein einem Wetzstein ähnelt, bliebe die Sage obskur, wäre nicht in Verbindung mit vorzeitlichen Kultstätten, der Brauch des rituellen Wetzens von Werkzeugen oder Waffen an bestimmten Steinen überliefert. Es ist ein dem Bohren von Näpfchen (zur Gewinnung von Steinstaub) verwandter Brauch. Im unteren Bereich des Langen Steins sind auch einige nicht näher untersuchte Vertiefungen zu sehen.
Ein im Kontext mit dem Langen Stein überlieferter Brauch besagt, dass bis ins Mittelalter Brautpaare aus der Umgebung mit blankem Gesäß an dem Stein entlang gerutscht seien, um sich eines großen Kindersegens zu versichern. Vergleichbare Fruchtbarkeitsrituale sind europaweit verbreitet.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Gerd Bauer: Geheimnisvolles Hessen: Fakten, Sagen und Magie. 2. Aufl., Marburg 1993, S. 180ff.
- Claus Dobiat: men hir – langer Stein. Der Menhir in Langenstein, Stadt Kirchhain, Kreis Marburg-Biedenkopf. Archäologische Denkmäler in Hessen 65. Wiesbaden 1987.
- Gisela Graichen: Das Kultplatzbuch. Ein Führer zu alten Opferplätzen, Heiligtümern und Kultstätten in Deutschland. Hamburg 1990 S. 220.
- Johannes Groht: Menhire in Deutschland. Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt, Halle (Saale) 2013, ISBN 978-3-943904-18-5, S. 152.
- Fritz-Rudolf Herrmann, Albrecht Jockenhövel: Die Vorgeschichte Hessens. Theiss, Stuttgart 1990, ISBN 3-8062-0458-6, S. 421–422.
- Irene Kappel: Steinkammergräber und Menhire in Nordhessen (=Führer zur Nordhessischen Vor- und Frühgeschichte. Band 5). Kassel 1978, S. 67–68.
- Horst Kirchner: Die Menhire in Mitteleuropa und der Menhirgedanke (= Akademie der Wissenschaften und der Literatur. Abhandlungen der Geistes- und Sozialwissenschaftlichen Klasse. Jahrgang 1955, Nr. 9). Wiesbaden 1955, S. 171–172.
- Peter Kneißl: Der Langenstein und sein vorgeschichtlicher Hintergrund. Langenstein 1976.
- M. Schmidt: Die alten Steine. Reisen zur Megalithkultur in Mitteleuropa. Hinstorff, Rostock 1998, ISBN 3-356-00796-3.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- The Megalithic Portal: Langenstein in Langenstein