Laura J. Padgett

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Laura J. Padgett (* 1958 in Cambridge, Massachusetts) ist eine US-amerikanische Künstlerin, die vor allem in den Medien Fotografie und Film arbeitet.

Laura J. Padgett wurde 1958 in Cambridge geboren. Von 1976 bis 1980 studierte sie Malerei am Pratt Institute of Art and Design, Brooklyn, New York. Im Jahre 1981 siedelt sie nach Europa über. Von 1983 bis 1985 studierte sie Fotografie und Film bei Peter Kubelka und Herbert Schwöbel an der Städelschule in Frankfurt am Main. Im Jahre 1994 machte sie außerdem einen Magister in Kunstgeschichte an der Frankfurter Goethe-Universität. Seit 1992 ist sie als Dozentin an Hochschulen in Deutschland, den USA und Jordanien tätig. Sie lebt und arbeitet in Frankfurt am Main.

Die fotografischen und filmischen Arbeiten Laura J. Padgetts thematisieren Zwischenräume, Übergänge, Überlagerungen, Sperrungen und Schichten: Räume zwischen fotografischer Erzählung und Installation, Text und Bild, Geschichte und Zeitgeschehen.

Padgett erkundet Orte von historischer und kultureller Bedeutung und nutzt dabei verschiedene Medien, darunter Film, Fotografie und Text. Indem sie den künstlerischen Prozess mit der Nachforschung historischen Wissens kombiniert, schafft Padgett Werke, die auf das Wesen eines Ortes hinweisen und gleichzeitig eine subjektive, zeitgenössische Perspektive präsentieren. Ihre Arbeiten zeigen häufig die Spannungen auf zwischen dem bleibenden Einfluss der Geschichte auf die Gegenwart und unseren Versuchen, die Vergangenheit zu revidieren, zu verbergen oder zu vergessen.

Laura J. Padgetts künstlerisches Interesse gilt dabei besonders Interferenzen, ganz konkret und im übertragenen Sinne, über die direkt wahrnehmbare Wirklichkeit hinaus. Sie bewegt sich mit ihren fotografischen Erkundungen an der komplexen Schnittstelle zwischen Erinnerung und Gegenwart, privatem und öffentlichem Raum sowie Natur und Kultur. Siehe, zum Beispiel Padgetts Fotografien in Peter Zumthor Architektur Denken.[1] Gemeinsam ist ihnen die Visualisierung von Strukturen und Schichten von Bedeutungszusammenhängen hinter den Oberflächen des Augenscheinlichen.[2] Zum Einsatz kommt die ganze Bandbreite unterschiedlichster Techniken des Mediums: klassische analoge S/W- und Farbfotografie, digitale und computerbearbeitete Aufnahmen bis hin zu Filmstills. Seit 2018 wird sie von der Galerie Peter Sillem[3] in Frankfurt am Main vertreten. Im Januar/Februar 2022 war ihre Ausstellung „Regenerating Permanence“ dort zu sehen.[4] Die Werke in dieser Ausstellung sind das Ergebnis einer zweijährigen fotografischen Arbeit in der Westend-Synagoge in Frankfurt am Main. Padgett hat in diesen Fotografien die Besonderheit der Synagoge und ihrer Geschichte festgehalten. Sechs Fotografien aus dieser Serie wurden vom Jüdischen Museum Frankfurt erworben und wurden ab November 2023 bis Herbst 2024 in einer Kabinett-Präsentation im Jüdischen Museum Frankfurt gezeigt.[5]

Zwischen 2010 und 2012 begleitete Padgett den Umbau des Frankfurter Städel Museums.[6][7] Die dabei gemachten Fotografien versammelt das Buch Raum über Zeit (2012)[8]. Eine Auswahl der Fotografien aus der „Raum über Zeit“ Serie sind in der DZ BANK Kunstsammlung zu sehen.[9] Im Jahr 2014 realisierte sie ein Langzeitfotografieprojekt fūr das „Huis Marseille, Museum für Fotografie“ in Amsterdam. 2016 erschien die Publikation Confined Space[10] mit der Zusammenfassung von Fotografien, die in einem Zeitraum von vier Jahren während mehrerer Reisen durch den Libanon entstanden.

2017 erhielt sie den Marielies-Hess-Kunstpreis.[11] Die damit verbundene Einzelausstellung Somehow Real war im Museum Giersch der Goethe-Universität zu sehen.[12][13] Dort zeigte sie unter anderem ihren Found-Footage-Film Solitaire.[14]

Eine Auswahl ihrer Filme wurde auf dem San Francisco Cinematheque CROSSROADS 2020 Film-Festival vom 21. August bis zum 30. September 2020 gezeigt, kuratiert von Steve Polta.[15] Im Sommer 2021 wurde „So, tell me about your garden.“ und eine Auswahl von Filmen aus der Reihe „From the Garden“ im Experimental Film Programm „Im Garten“ im Deutschen Filminstitut Filmmuseum gezeigt.[16] 2023 war sie Mitglied der Jury des Regionalen Spielfilmwettbewerbs beim Lichter Filmfest.

Laura J Padgett, Red Yellow and Blue, 2013/2015, aus der Serie „Confined Space“

Preise und Stipendien

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • 2022 Neustart Kultur, Stipendium: Digitale Vermittlungsformate_ Module D – BKM, Neustart Kultur und den Deutschen Künstlerbund[17]
  • 2017 Kunstpreis der Marielies Hess-Stiftung[18]
  • 2013 Artists’ Contacts Residency in Lebanon vom Institut für Auslandsbeziehungen, Stuttgart
  • 2008 Dover Arts Development Photography Residency, Dover, UK
  • 2004 Residenz in Burgdorf, Schweiz
  • 2001–02 Atelierstipendium in London gefördert von der Hessischen Kultur-Stiftung
  • 1996–97 Stipendium am Künstlerhaus Schloss Balmoral, Bad Ems
  • 1978 Ford-Foundation-Preis in Malerei

Einzelausstellungen (Auswahl)

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • 2024 Strata, Galerie–Peter–Sillem, Frankfurt am Main
  • 2023/24: Regenerating Permanence. Fotokünstlerische Serie von Laura J. Padgett, Jüdisches Museum Frankfurt
  • 2022 Regenerating Permanence, Galerie–Peter–Sillem, Frankfurt am Main
  • 2019 Open Equations, Galerie–Peter–Sillem, Frankfurt am Main
  • 2017 Somehow Real, Museum Giersch der Goethe-Universität, Frankfurt am Main
  • 2016 Confined Space, Onomato Künstlerverein, Düsseldorf
  • 2016 Many Told Tales, Galerie Straihammer und Seidenschwann, Wien
  • 2015 Confined Space, Heussenstamm-Stiftung, Frankfurt am Main
  • 2014 MONUMENT, Künstlerfahnenfestival, Eppingen
  • 2012 Standardeinstellung, Neuer Kunstverein Gießen
  • 2011 frames of reference, Galerie Martina Detterer, Frankfurt
  • 2008 seeing things, The Pharos Foundation, Nicosia, Cyprus
  • 2008 Holding onto things, Galerie Seitz und Partner, Berlin
  • 2006 slow motion, Odakule Art Gallery, Istanbul
  • 2005 inside-out, Gallery Seitz & Partner, Berlin
  • 2004 vorübergehende Ortschaften, Gallery Martina Detterer, Frankfurt am Main
  • 2003 conversation pieces, Städel Museum, Frankfurt am Main
  • 2003 improbabilities, Gallery Seitz & Partner, Berlin
  • 2001 morning glories, AusstellungsHalle Schulstrasse 1A, Frankfurt am Main
  • 1999 Foto / Text Work, KunstRaum – Klaus Hinrichs, Trier
  • 1999 an enlightened Moment, The Herzogin Anna Amalia Library, Weimar
  • 1999 marginalia, Goethe Institute, Warsaw
  • 1998 systematic renewal, dirty windows, Berlin
  • 1996 common occurrences, KunstRaum – Klaus Hinrichs, Trier

Bibliographie (Auswahl)

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • Stiftung Deutsches Historisches Museum, Berlin, Historische Urteilskraft 06, Cover Fotografie und Fotografie-Essay Seiten 60–68, ISBN 978-3-86102-234-3
  • Dorothee Linnemann: Laura J. Padgett – (1958, Cambridge (USA) – lebt und arbeitet in Frankfurt). In: Dorothee Linnemann, Katharina Böttger, Ulrike May, Christina Ramsch, Bettina Schulte Strathaus (Hrsg.): Stadt der Fotografinnen. Frankfurt 1844–2024. Begleitbuch zur Ausstellung im Historischen Museum Frankfurt, 29. Mai–22. September 2024, Wienand, Köln 2024 (Schriften des Historischen Museums Frankfurt; 44), ISBN 978-3-86832-759-5, S. 200–203.
  • Laura J. Padgett: Strata, veröffentlicht anlässlich der Ausstellung in der Galerie–Peter–Sillem vom 20. Januar bis 16. März 2024
  • Laura J. Padgett: Regenerating Permanence, veröffentlicht anlässlich der Ausstellung in der Galerie–Peter–Sillem vom 15. Januar bis 26. Februar 2022[19]
  • Laura J. Padgett: Open Equations, veröffentlicht anlässlich der Ausstellung in der Galerie–Peter–Sillem vom 7. September bis 19. Oktober 2019[20]
  • Anja Katharina Rautenstrauch, Anke Ehle-Barthel (Hrsg.): Laura J. Padgett: Confined Space. Bücher & Hefte Verlag, Leipzig 2016, ISBN 978-3-9814530-5-8.
  • Birgit Kümmel, Eva Claudia Scholtz (Hrsg.): Reise nach Arglosen. Installation, Fotografie und Video. Museum Stadt Arolsen, Bad Arolsen 2016, ISBN 978-3-930930-38-8.
  • Raum über Zeit - Space over time. Kehrer, Heidelberg/Berlin 2012, ISBN 978-3-86828-278-8.
  • Kai Uwe Schierz (Hrsg.): wie gemalt. Bildner im 21. Jahrhundert. Kerber, Bielefeld 2010, ISBN 978-3-86678-467-3 (Ausstellung mit Beteiligung von 7 Künstlern).
  • zus. mit Garo Keheyan: Laura Padgett – Seeing Things. Pharos Foundation, Nikosia 2008, ISBN 978-9963-9199-4-9.
  • Laura Padgett: Telltales, Fotografien, Frankfurt am Main, 1994. (Erschienen anlässlich einer Ausstellung im Forum der Frankfurter Sparkasse vom 6. Juni bis 1. Juli 1994.)
  • Laura Padgett: Conversation Pieces. Stroemfeld, Frankfurt am Main/Basel 2003, ISBN 3-87877-823-6 (erschienen anlässlich einer Einzelausstellung im Sommer 2003 im Städel Museum).
  • Peter Zumthor: Architektur Denken. 3. erweiterte Auflage mit zwanzig Fotografien des Atelierhauses Zumthor, aufgenommen im Juli 2005, Birkhäuser Verlag, Basel 2010/2012, ISBN 978-3-0346-0555-7.

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. https://www.degruyter.com/document/isbn/9783034605557/html?lang=en
  2. https://www.artlog.net/de/kunstbulletin-11-2004/wer-spricht
  3. http://www.galerie-peter-sillem.com/de/artists/laura-j-padgett
  4. http://www.galerie-peter-sillem.com/de/ausstellungen/demnaechst-laura-j-padgett-regenerating-permanence
  5. https://www.juedischesmuseum.de/besuch/ausstellungen/detail/regenerating-permanence/
  6. Ute Süßbrich: Operation Städel. In: fr.de. 19. Januar 2019, abgerufen am 30. Januar 2024.
  7. https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Laura_J._Padgett_zeigt_die_Faszination_Baustelle_5129409.html
  8. https://www.kehrerverlag.com/de/laura-j-padgett-raum-ueber-zeit-978-3-86828-278-8
  9. https://kunststiftungdzbank.de/w1_34/
  10. http://www.buecherundhefte.de/en/publications/padgett.html
  11. https://www.kunstforum.de/nachrichten/marileis-hess-kunstpreis/
  12. https://aktuelles.uni-frankfurt.de/veranstaltungen/25-7-bis-27-8-ausstellung-im-museum-giersch-laura-j-padgett-somehow-real/?highlight=padgett
  13. Ute Vetter: Laura J. Padgett - Die Seherin. In: fnp.de. 6. November 2018, abgerufen am 17. Februar 2024.
  14. http://www.art-action.org/site/en/cat/rech/_cat_1_art_rech.php?lettre=P
  15. CROSSROADS 2020 Program 5 | San Francisco Cinematheque. Abgerufen am 8. September 2020.
  16. Im Garten, An Experimental Film Program..
  17. Neustart Kultur.
  18. http://www.hr.de/engagement/kultur/marielies-hess-stiftung,marielies-hess-stiftung-104.html
  19. http://www.galerie-peter-sillem.com/de/ausstellungen/demnaechst-laura-j-padgett-regenerating-permanence
  20. http://www.galerie-peter-sillem.com/de/ausstellungen/laura-j-padgett