Le Rêve de Noël
Film | |
Titel | Le Rêve de Noël |
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Produktionsland | Frankreich |
Erscheinungsjahr | 1900 |
Länge | 4 Minuten |
Stab | |
Regie | Georges Méliès |
Drehbuch | Georges Méliès |
Produktion | Georges Méliès |
Besetzung | |
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Le Rêve de Noël (deutsch: Der Weihnachtstraum, englisch: The Christmas Dream), ist ein französischer Stummfilm und Weihnachtsfilm des Regisseurs Georges Méliès aus dem Jahr 1900.
Handlung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Handlung des Films ist in der Weihnachtszeit angesiedelt. In der Eingangsszene wird ein großes Schlafzimmer in einem offensichtlich sehr wohlhabenden Haushalt gezeigt. Ein Kindermädchen bringt gerade die beiden Kinder zu Bett. Die Kinder haben in Erwartung der Geschenke ihre Strümpfe über die Bettkante gehängt. Das nächste Bild zeigt einen alten Mann, offenbar eine frühe Form des Père Noël oder Weihnachtsmanns, der seine Engel mit den Geschenken losschickt. Auch er selbst verlässt die Bühne. Ohne Wechsel des Bühnenbilds erscheinen von rechts zahlreiche tanzende Figuren, die in ballethafter Weise über mehrere Szenen den „Tanz der Spielzeuge“ vollführen. Schließlich erscheint der offenbar verärgerte Weihnachtsmann und treibt die Tanzenden auseinander und von der Bühne.
Das nächste Bild zeigt einen nächtlichen Blick über die Dächer der Stadt. Die Engel deponieren ihre mitgebrachten Geschenkpakete in den Schornsteinen der Häuser. Im folgenden Bild steht der alte, grauhaarige Küster im Erdgeschoss des Glockenturms. Neben ihm läutet an mehreren Seilen eine Gruppe von Jungen die Glocke im Turm. Eine Gruppe von Gottesdienstbesuchern kommt von draußen herein und schüttelt den Schnee aus von den Kleidern. Der Küster, der sich bis dahin auf das Antreiben der Jungen beschränkt hat, greift nun selbst in die Seile. Das Bild verdunkelt sich und leitet so zum nächsten Bild über. Die riesige Glocke schwingt im Glockenstuhl. Während diese Darstellung starr und plakativ wirkt, mit einer Glocke deren Klöppel unnatürlich und ohne den Rhythmus der Glocke einzuhalten schwingt, vermitteln aufliegende lebende Tauben einen Eindruck von Authentizität.
Vor dem Eingang eines Festsaals warten zwei Bettler, einer von ihnen sitzt auf dem Boden. Die offensichtlich höheren Gesellschaftsschichten angehörenden Besucher eines Festmahls erscheinen nach und nach am Eingang und werden von den Bettlern bedrängt. Die nächste Szene spielt in einem prunkvollen Speisesaal mit einer großen, festlich eingedeckten Tafel und zahlreichen Gästen. Einer der Bettler kommt herein, wird aber sofort von einem Saaldiener und zwei mit Hellebarden bewaffneten Wächtern grob hinausbefördert. Der Gastgeber holt ihn wieder zurück und bietet ihm einen Platz an der Tafel an, während die übrigen Gäste einander zuprosten und Weihnachtsglückwünsche austauschen.
Die Kinder stehen am Weihnachtsmorgen auf und entdecken zahlreiche Geschenke. Die Eltern kommen hinzu und die ganze Familie nimmt die Weihnachtsgrüße von zu Besuch erschienenen Freunden entgegen. In der kurzen Schlussszene wird vor einer winterlichen Kulisse mit einem Tannenbaum erneut ein Balletttanz aufgeführt.
Hintergrund
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Le Rêve de Noël wurde als Film mit 20 Szenen beworben. Die Länge wurde mit 160 Meter angegeben. Der Film trägt im Katalog der Star Film die Katalognummer 298-305. Die frühen Weihnachtsfilme wurden oft von zeitgenössischen Theateraufführungen, Pantomimen oder Puppenspielen angeregt. George Méliès’ Le Rêve de Noël wurde wahrscheinlich von einer Pantomime inspiriert, die 1896 in Paris aufgeführt wurde.[1] Seinerzeit tanzten Régina Badet, erste Tänzerin an der Opéra national de Bordeaux, und Liane de Pougy in der Ballett-Pantomime Rêve de Noël im Olympia-Theater.
Das Szenenbild mit den Engeln, die Geschenke in den Schornsteinen platzieren, ist eine Ansicht über die Dächer einer Stadt. Diese Szene erstreckt sich über das gesamte Bild. Méliès verwendete in seinen späteren Filmen immer wieder derartige Einstellungen aus der Vogelschau und sie wurden auch von Kollegen wie Louis Feuillade genutzt.[2]
Méliès nutzt geschickt die Möglichkeit, durch häufige Szenenwechsel den realistischen Eindruck einer Stadt zu erzeugen. Dazu trägt auch die Bewegung der Figuren in den Außenszenen bei, die das Bild in verschiedenen Richtungen durchqueren und so dem Betrachter das Fixieren von Ausstattungsdetails erschweren. Die gewaltige Glocke im Turm des Tempels wirkt zunächst wie ein Stück eines Bühnenbilds. Mit den auffliegenden lebenden Tauben wird Authentizität in das Bild gebracht und von der eigentlich übermächtigen und plakativ dargestellten Glocke abgelenkt.[2]
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Le Rêve de Noël bei IMDb
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Guy Austin: Christmas in French Cinema. In: Mark Connelly (Hrsg.): Christmas at the Movies. Images of Christmas in American, British and European Cinema. I.B.Tauris, London, New York 2000, ISBN 1-86064-397-3, S. 165–183.
- ↑ a b Ekaterina Salnikova: Civilization and City Images in the Films of Georges Méliès. In: Proceedings of the 4th International Conference on Art Studies: Science, Experience, Education (ICASSEE 2020) (= Advances in Social Science, Education and Humanities Research. Band 469). Atlantis Press, 2020, ISBN 978-94-6239-051-5, S. 145–150, doi:10.2991/assehr.k.200907.027.