Lebia cyanocephala
Blauer Prunkkäfer | ||||||||||||
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Blauer Prunkkäfer (Lebia cyanocephala) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Lebia cyanocephala | ||||||||||||
(Linnaeus, 1758) |
Lebia cyanocephala, auch Lamprias cyanocephalus genannt, ist ein Käfer aus der Familie der Laufkäfer und der Unterfamilie der Harpalinae. Früher wurde die Art in eine eigene Unterfamilie der Prunkkäfer gestellt. Bei Sturm führt der Käfer 1827 den deutschen Namen Blauköpfiger Prunkkäfer,[1] In der Roten Liste der Laufkäfer Baden-Württembergs trägt er den Namen Blauer Prunkkäfer.[2]
In Europa ist die Gattung Lebia mit sechs Arten vertreten,[3] die größtenteils auch in Mitteleuropa vorkommen. Lebia cyanocephala ähnelt sehr dem Grünblauen Prunkkäfer Lebia chlorocephala. Der Käfer ist in Deutschland stark gefährdet.[4]
Bemerkungen zum Namen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Käfer wurde bereits 1785 von Linné in dessen berühmter 10. Auflage der Systema Naturae unter dem Namen Carabus cyanocephalus beschrieben.[5] Bonelli zerlegte Lebia in vier Gattungen Demetrius, Dromius, Lebia und Lamprias und nannte Lamprias cyanocephala als Typus der Gattung Lamprias. Die Trennung von Lebia und Lamprias wurde von Dejean 1825 wieder aufgehoben.[6] Heute wird Lamprias teilweise als Synonym zu Lebia, teilweise als Untergattung von Lebia geführt.
Der Gattungsname Lamprias von altgr. 'λαμπρός', 'lamprós' für 'glänzend' bezieht sich auf die Färbung des Käfers. Die Bedeutung des Gattungsnamens Lébia ist unsicher, Schenkling gibt an, dass es vom griechischen Wort für 'Leberfisch' hergeleitet ist und versieht die Angabe mit einem Fragezeichen. Der Artname cyanocéphalus ist von altgriechisch κυανός kyanós, deutsch ‚blau‘ und κεφαλή kephalē, deutsch ‚Kopf‘ abgeleitet und bezieht sich auf die Farbe des Kopfes.[7][8]
Beschreibung des Käfers
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Lebia cyanocephala ist ein leuchtend farbiger Käfer mit blauen oder grünen Flügeldecken, einem rostroten Brustschild und einem dunkelblauen Kopf. Die Länge schwankt zwischen 5,8 und 8,2 Millimetern. Verschiedene Farbvariationen und eine kleinere Gebirgsvariante sind beschrieben worden (formosa, annulata, pilosella, geniculata).[10]
Der Kopf ist schmaler als der Halsschild und dichter punktiert als bei Lebia chlorocephala. Die Punktierung ist etwas verrunzelt und auf der Stirn weniger dicht und grob. Die Augen sind vorstehend, eine Schläfe ist ausgebildet. Die Oberlippe ist pechfarben, Kiefer- und Lippentaster schwarz, die elfgliedrigen Fühler (Abb. 2 (6)) sind bis auf das Basisglied schwarz. Nur das erste, (nicht wie bei Lebia chlorocephala die ersten zweieinhalb Fühlerglieder) sind rotgelb. Die Fühler sind etwa so lang wie die Flügeldecken, schnurförmig, und vor den Augen an der Mandibelbasis eingelenkt. Sie verbreitern sich zum Ende hin nicht. Die Oberkiefer tragen auf der Innenseite im unteren Drittel eine Einkerbung (Abb. 2 (4)). Die inneren Kiefertaster sind zweigliedrig und so lang wie die Unterkieferlade, die äußeren viergliedrig, ihr Endglied abgestutzt (Abb. 2 (2)) mit sehr kleinem Basisglied. Die Lippentaster sind viergliedrig, ihr letztes Glied ist abgestutzt (Abb. 2 (4)). Das Kinn weist keinen nach vorn abstehenden Mittelzahn auf, sondern ist in der Mitte nur zu einem stumpfen Dreieck ausgezogen, das von den seitlichen spitzen Lappen überragt wird. Die Zungenspitze ist abgerundet (Abb. 2 (4)).
Der Halsschild ist sehr viel breiter als lang und vorn am breitesten. Nach hinten verschmälert sich der Halsschild, die Hinterwinkel sind annähernd rechtwinklig. Zwischen den Hinterwinkeln verläuft vor der Basis ein breiter Quereindruck, in der Mitte davor eine schmale Längsfurche. Die Punktierung ist ebenfalls grob, aber etwas weitläufiger als die des Kopfes. Das blau-schwarze Schildchen ist annähernd dreieckig.
Die Flügeldecken sind deutlich breiter als der Halsschild. Sie sind an den Schultern abgerundet, nach hinten verbreitern sie sich. Am Ende sind sie abgestutzt und bedecken den Hinterleib nicht völlig, die Außenecken sind breit abgerundet, nur der grün gefärbte Teil des Nahtwinkels ist wie bei Lebia chlorocephala breit verrundet, die schwarze Unterkante der Flügeldeckennaht ist jedoch nach innen und hinten verlängert, so dass die Flügeldecken fast senkrecht aufeinanderstoßen. Die acht Punktreihen der Flügeldecken bestehen aus deutlich eingestochenen Punkten, die Intervalle sind ebenfalls kräftig punktiert.
Die schlanken Beine sind größtenteils rostrot, nur die Knie, das Ende der Schienen wie die fünfgliedrigen Tarsen sind schwarz. Die Krallen sind innen gezähnt. Bei den Männchen befindet sich am Ende der Vorderschienen (Abb. 2 (5)) ein tiefer und schmaler Ausschnitt (Putzscharte), der etwa ein Viertel der Schienenbreite einnimmt (bei Lebia chlorocephala ist er unauffälliger, nur etwa ein Sechstel der Schienenbreite tief). Das vorletzte Glied der fünfgliedrigen Tarsen ist ausgeschnitten. Die Unterseite des Hinterleibs ist blau.[1][11][12][9]
Die schmutzigweißen Eier sind 0,7 Millimeter lang bei einem Durchmesser von 0,3 Millimetern. Sie sind glatt und glänzend. Die Pole sind abgerundet, die Hülle wenig robust.[13]
Biologie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Art überwintert als fertiger Käfer.
Man findet die Käfer im Winter und Frühjahr von der Ebene bis ins Gebirge (kleinere Gebirgsrasse in 1200 bis 1450 m Höhe). Die Käfer sind selten und vielerorts verschwunden. Das Vorkommen ist auf trockene Standorte beschränkt, in Mitteleuropa ist die Art hauptsächlich an sandigen und schottrigen kalkhaltigen Südhängen zu finden. Dort kann man sie unter lockeren Steinen, Laub, Moos und lockerer Rinde, aber auch auf krautigen Pflanzen (insbesondere auf Korbblütlern), Büschen (in England auf Besenginster) und Bäumen finden. Der Käfer wurde auch nachts in Lichtfallen gefangen. Der Rückgang der Populationen wird auf das Verschwinden von Kalkmagerrasen zurückgeführt.
Die Paarung findet im Frühjahr während der ersten warmen Tage nachts statt und dauert bis in den Morgen. Gleich nach der Begattung sucht das Weibchen einen geeigneten Ort für die Eiablage. Sie besteht aus ungefähr zwanzig Eiern, die sie bevorzugt unter Steinen absetzt, die auch von jungen Schnecken, Springschwänzen und anderen Kleintieren genutzt werden, um sich zu verkriechen. Die Eier werden wenig tief in die Erde gelegt. Nach etwa zwanzig Tagen schlüpft die Junglarve. Es wird vermutet, dass sie wie alle in Deutschland vorkommenden Arten der Gattung Lebia als Parasitoid an Entwicklungsstadien von Blattkäfern lebt.[14] Ein Großteil der Beute besteht aus Larven und Puppen von Blattkäfern.[13][15]
Verbreitung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Art paläarktisch verbreitete Art ist in Europa nach Norden hin seltener werdend. Die Nordgrenze des Verbreitungsgebietes geht durch Südengland, Südnorwegen, Südschweden und Südfinnland. Die Südgrenze der Verbreitungsgebietes verläuft durch das westliche Nordafrika und erreicht in Kleinasien Israel. Von den Mittelmeerinseln ist der Käfer nur aus Sizilien und Zypern bekannt. Östlich kommt die Art bis Sibirien und Nordchina vor.[15][3]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Heinz Freude, Karl Wilhelm Harde, Gustav Adolf Lohse: Die Käfer Mitteleuropas. Band 2: Adephaga 1. Elsevier, Spektrum, Akad. Verlag, München 1976, ISBN 3-87263-025-3, S. 262.
- Klaus Koch: Die Käfer Mitteleuropas – Ökologie. Band E1: Carabidae – Micropeplidae. Spektrum Akademischer Verlag, München 1989, ISBN 3-8274-0690-0, S. 100.
- Gustav Jäger (Hrsg.): C. G. Calwer’s Käferbuch. K. Thienemanns, Stuttgart 1876, 3. Auflage, S. 29
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b Jacob Sturm: Deutschlands Insekten - VII. Bändchen, Käfer Nürnberg 1827 S. 21 Blauköpfiger Prunkkäfer Lebia cyanocephala
- ↑ Rote Liste und Artenverzeichnis der Laufkäfer Baden-Württembergs Stand Oktober 2005 S. 24
- ↑ a b Bei Fauna Europaea Verbreitung der Art und Arten der Gattung, abgerufen am 20. Juni 2022
- ↑ Schmidt, J.; Trautner, J. & Müller-Motzfeld, G. (2016): Rote Liste und Gesamtartenliste der Laufkäfer (Coleoptera: Carabidae) Deutschlands. –In: Gruttke, H.; Balzer, S.; Binot-Hafke, M.; Haupt, H.; Hofbauer, N.; Ludwig, G.; Matzke-Hajek, G. & Ries, M. (Red.): Rote Liste gefährdeter Tiere, Pflanzen und Pilze Deutschlands, Band 4: Wirbellose Tiere (Teil 2). – Münster (Landwirtschaftsverlag). – Naturschutz und Biologische Vielfalt 70 (4): 139–204. Auszug im Internet
- ↑ Carolus Linnaeus: Systema naturæ per regna tria naturæ, secundum classes, ordines, genera, species, cum characteribus, differentiis, synonymis, locis 1. Band, 10. Ausgabe, Stockholm 1758 S. 415 Carabus cyanocephalus
- ↑ Dejean: Spécies général des coléoptères … Tome I, Paris 1825 S. 253 Lebia/Lamprias
- ↑ Sigmund Schenkling: Erklärung der wissenschaftlichen Käfernamen (Gattung)
- ↑ Sigmund Schenkling: Erklärung der wissenschaftlichen Käfernamen (Art)
- ↑ a b John Curtis: British Entomology … Vol. 1, London 1823–1840 Beschreibung von Lamprias cyanocephalus und Abb. 282 Lamprias cyanocephalus mit Schlüsselblume und Detailzeichnungen
- ↑ Ludwig Ganglbauer: Die Käfer von Mitteleuropa 1. Band, Wien 1892 S. 399 Nr. 3, Varianten
- ↑ Bei coleonet Bestimmungsschlüssel der Gattung Lamprias, abgerufen am 16. Juni 2022
- ↑ John Frederic Dawson: Geodephaga Britannica – A monograph of the carnivorous ground-beetles indigenous to the Britisch Isles London 1854 S. 19 Lebia cyanocephala
- ↑ a b Pierre Vincent Xambeu: Moers et métamorphoses d'insectes (suite) in Annales de la Société Linnéenne de Lyon Année 1898, Nouvelle série -Band 45 Lyon 1899 S. 175 Lebia cyanocephala
- ↑ Trautner, J. (Hrsg.) (2017): Die Laufkäfer Baden-Württembergs. 2 Bände. Verlag Eugen Ulmer; Stuttgart.
- ↑ a b De Lopkevers van Nederland in Nederlandse Fauna 3 Turin 2000 S. 556 Nr. 349: Lebia cyanocephala