Leicester (Vermont)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Leicester
Das Meeting House in Leicester
Das Meeting House in Leicester
Lage in Vermont
Leicester (Vermont)
Leicester (Vermont)
Leicester
Basisdaten
Gründung: 20. Oktober 1761
Staat: Vereinigte Staaten
Bundesstaat: Vermont
County: Addison County
Koordinaten: 43° 52′ N, 73° 6′ WKoordinaten: 43° 52′ N, 73° 6′ W
Zeitzone: Eastern (UTC−5/−4)
Einwohner: 990 (Stand: 2020)
Haushalte: 479 (Stand: 2020)
Fläche: 56,4 km² (ca. 22 mi²)
davon 54,0 km² (ca. 21 mi²) Land
Bevölkerungsdichte: 18 Einwohner je km²
Höhe: 152 m
Postleitzahl: 05733
Vorwahl: +1 802
FIPS: 50-39325
GNIS-ID: 1462132
Website: www.leicestervt.org

Leicester[1] ist eine Town im Addison County des Bundesstaates Vermont in den Vereinigten Staaten mit 990 Einwohnern (laut Volkszählung von 2020).[2]

Geografische Lage

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Leicester liegt am Westrand der Green Mountains, zum größten Teil in der fruchtbaren Ebene um den Lake Champlain. Nur das östliche Viertel des Geländes ist bewaldet und liegt mit bis zu rund 450 Metern um 300 Metern über der Ebene. Der wichtigste Wasserlauf ist der Otter Creek, der die Town im westlichen Viertel durchfließt und auch die Westgrenze zur benachbarten Town Whiting bildet. Die übrigen Wasserläufe der Town, darunter der Leicester River, münden alle im Otter Creek. Wichtige Seen sind der Lake Dunmore, dessen südliche Hälfte auf dem Gebiet Leicesters liegt, und Silver Lake in der Nordost-Ecke der Town. Die höchste Erhebung des Gebietes ist der Oak Hill mit etwa 470 m.[3]

Nachbargemeinden

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Alle Angaben als Luftlinien zwischen den offiziellen Koordinaten der Orte aus der Volkszählung 2010.[4]

Die mittlere Durchschnittstemperatur Leicester liegt zwischen −8,3 °C (17 °Fahrenheit) im Januar und 20,6 °C (69 °Fahrenheit) im Juli. Damit ist der Ort gegenüber dem langjährigen Mittel der USA im Winter um etwa 10 Grad kühler, während im Sommer das untere Mittel in den USA erreicht wird. Die Schneefälle zwischen Oktober und Mai liegen mit bis zu sechs Metern etwa doppelt so hoch wie die mittlere Schneehöhe in den USA, die tägliche Sonnenscheindauer liegt am unteren Rand des Wertespektrums der USA.[5]

Leicester gehört zu den Gebieten, die hauptsächlich in der fruchtbaren Ebene um den Lake Champlain liegen und deswegen früh besiedelt wurden. Der Verkauf des Gebietes erfolgte am 20. Oktober 1761 durch den Gouverneur Benning Wentworth im Zuge der Ausrufung der New Hampshire Grants. Es handelte sich dabei um die übliche Fläche von sechs mal sechs Meilen entsprechend 23.040 acres (etwa 93,2 km²), die an eine Gruppe von 69 Interessenten verkauft wurden. Bei der Inbesitznahme wurde aber festgestellt, dass durch Vermessungsfehler nicht die komplette Fläche zur Verfügung stand. Zuvor besiedelte umliegende Gemeinden hatten bereits Teile des zu Leicester gehörenden Landes belegt, was in den folgenden Jahren zu einigem Unfrieden insbesondere mit der Nachbartown Salisbury führte. Erst am 18. April 1796 konnten sich die beteiligten Gemeinden auf gemeinsame Grenzen einigen.

Zur ersten dauerhaften Besiedlung kam es erst dreizehn Jahre nach der Ausrufung, 1774, durch eine Großfamilie aus Massachusetts; allerdings waren bereits in den Sommern zuvor erste Teile der Wildnis unter den Pflug genommen worden. Die ersten Siedler hatten unter den Überfällen von Indianern zu leiden; es gab Entführungen und einen Toten. Erst nach dem Unabhängigkeitskrieg stabilisierte sich die Lage. Die konstituierende Stadtversammlung wurde am 29. März 1786 durchgeführt.

Der Krieg gegen England von 1812 ging weitgehend folgenlos an der Town vorbei; zwar sandte die Town eine Kompanie in die Schlacht bei Plattsburgh, die in einem Boot von Burlington abfuhr, sie erreichte aber wegen einer Flaute den Ort des Kampfes nicht rechtzeitig, um einzugreifen. Die Masern-Epidemie von 1813, die die Region heimsuchte, forderte dagegen auch unter den Bewohnern Leicesters eine große Zahl an Opfern; genaue Zahlen sind nicht überliefert.

Bis zum Bau der Bahnstrecke Bellows Falls–Burlington war die Town rein landwirtschaftlich ausgerichtet; die Böden westlich der Ausläufer der Green Mountains waren fruchtbar; allerdings fehlte es an Wasserkraft, um größere Mühen zu errichten. So kam es zu keiner Industrialisierung in der Gegend; auch die Besiedlung verteilte sich flächig und ohne nennenswertes Zentrum. Erst mit der Eröffnung der Station in Leicester im Dezember 1849 entstand ein Ortszentrum, wenn auch keine wesentliche Änderung in der Wirtschaftsstruktur zu verzeichnen war. Die erweiterten Absatzmärkte führten aber zu einer merklichen Intensivierung der Landwirtschaft und, wie in vielen anderen Towns der See-Ebene auch, zur Umstellung der zuvor weit verbreiteten Schafzucht zur Milchviehhaltung, die auch heute noch vorherrscht. Dieser Umschwung kam allerdings erst recht spät; noch bis Ende der 1870er Jahre gehörte die Town zu den bedeutendsten Wollproduzenten der Gegend.

Im Gegensatz zu den vorangegangenen Kriegen berührte der Amerikanische Bürgerkrieg die Stadt stärker; viele ihrer Männer wurden Soldaten. Vor der Mobilmachung vom 17. Oktober 1863 verpflichteten sich 37 ihrer Mitbürger für Zeiträume zwischen neun Monaten und drei Jahren. Es gab aber keine Kämpfe auf dem Gebiet Leicesters; Vermont blieb mit Ausnahme eines einzelnen, lokalen Husarenstückes von diesen Auswirkungen verschont.

Aufgrund seiner weitgehend autonomen Strukturen waren die Einflüsse des Ersten Weltkrieges, der Weltwirtschaftskrise, des New Deals und des Zweiten Weltkrieges auf die Gemeinde gering. Erst mit den industriellen und verkehrspolitischen Änderungen der 1950er Jahre begann ab etwa 1960 und in verstärkter Form ab Mitte der 1970er Jahre auch in Leicester ein Anstieg der Bevölkerungszahlen und eine Verschiebung der wichtigsten Einnahmequellen weg von der reinen Landwirtschaft hin zu handwerklichen Berufen, insbesondere der Baubranche. Am südöstlichen Ufer des Lake Dunmores liegt die Ansiedlung Satans Kingdom, die ihren Namen vermutlich der Enttäuschung eines Siedlers verdankte, der auf fruchtbares Ackerland gehofft hatte.

In Leicester waren von Beginn der Besiedlung an die Methodisten die vorherrschende Glaubensgruppe; auch heute sind sie mit den Nazarenern mit einer Gemeinde vertreten. Zudem existiert auch eine römisch-katholische Gemeinde, St. Agnes.

Einwohnerentwicklung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Volkszählungsergebnisse[6] – Town of Leicester, Vermont
Jahr 1700 1710 1720 1730 1740 1750 1760 1770 1780 1790
Einwohner 343
Jahr 1800 1810 1820 1830 1840 1850 1860 1870 1880 1890
Einwohner 522 609 548 638 660 596 737 630 634 562
Jahr 1900 1910 1920 1930 1940 1950 1960 1970 1980 1990
Einwohner 509 479 436 468 518 511 551 583 803 871
Jahr 2000 2010 2020 2030 2040 2050 2060 2070 2080 2090
Einwohner 974 1100 990

Wirtschaft und Infrastruktur

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach der Stilllegung der Station Leicester Junction ist der Ort in erster Linie durch die U.S. Route 7, die den Ort in Nord-Süd-Richtung mit Salisbury und Pittsford verbindet, erschlossen.

Öffentliche Einrichtungen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Neben dem Rathaus und der Grundschule sind keine weiteren öffentlichen Einrichtungen in Leicester angesiedelt. Das nächstgelegene Krankenhaus, das Porter Medical Center, befindet sich in Middlebury.

Leicester gehört mit Brandon, Chittenden, Goshen, Mendon, Pittsford, Sudbury und Whiting zur Rutland Northeast Supervisory Union.[7]

Leicester bietet auf seinem Gemeindegebiet eine sechszügige Grundschule mit Kindergarten, die Leicester Central School, an.[8] Die nächstgelegene Highschool liegt im benachbarten Brandon; für weitergehende Schulabschlüsse können die Zentren Middlebury oder Burlington genutzt werden.

Persönlichkeiten

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Söhne und Töchter der Stadt

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • Aaron F. Perry (1815–1893), Politiker und Mitglied im Repräsentantenhauses der Vereinigten Staaten
  • Warren S. Johnson (1847–1911), Erfinder des elektrischen Raumthermostaten

Persönlichkeiten, die vor Ort gewirkt haben

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • Henry Olin (1768–1837), Politiker und Mitglied im Repräsentantenhauses der Vereinigten Staaten
  • Zadock Thompson: History of Vermont, natural, civil and statistical, in three parts. 3. Band. Chauncey Goodrich, Burlington 1842, S. 102 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  • Abby Maria Hemenway: The Vermont historical Gazetteer. 1. Band. Burlington 1867, S. 44 ff.
Commons: Leicester, Vermont – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Leicester. In: Geographic Names Information System. United States Geological Survey, United States Department of the Interior, abgerufen am 1. Oktober 2014 (englisch).
  2. Einwohnerdaten aus dem US-Census von 2020
  3. Oak Hill auf Peakery.com, abgerufen am 27. Juli 2017
  4. Koordinaten der Orte der Census-Behörde 2010
  5. Klimadaten bei City-Data.com (englisch).
  6. Einwohnerzahl 1790–2020 laut Volkszählungsergebnissen
  7. Rutland Northeast Supervisory Union (Memento des Originals vom 28. Juli 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.rnesu.org, abgerufen am 28. Juli 2017
  8. Eintrag der Leicester Central School auf der Homepage der Gemeinde (englisch).