Lettisch-Literärische Gesellschaft
Die Lettisch-Literärische Gesellschaft (lettisch Latviešu literāriskā biedrība) war eine 1824 von Deutsch-Balten gegründete Gesellschaft zur Erforschung der Sprache, Volkslieder und Kultur der Letten. Die Gesellschaft hatte ihren Sitz in Riga und Mitau.
Gründer und Mitglieder der auch als „Gesellschaft der Lettenfreunde“ (lettisch Latviešu draugu biedrība) bezeichneten Gelehrtengesellschaft waren vorwiegend deutschbaltische Gelehrte, meist Pastoren aus Kurland und dem südlichen Livland. Später gehörten dazu auch Pastoren, Literaten und andere gebildete Leute lettischer Nationalität.
Zweck
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Laut Statuten war es das Ziel „die lettische Sprache allgemein auszubilden und ihre vorzüglichen Eigenthümlichkeiten zu erforschen“.[1]
August Bielenstein über den Zweck der Gesellschaft:
„Wir erfuhren damals den öffentlichen Vorwurf, daß wir (die Lettisch-literärische Gesellschaft) das lettische Volk und seine Sprache nur als ein Forschungsobjekt ansähen und das Resultat unserer Forschungen der internationalen Wissenschaft darböten, aber nicht des lettischen Volks Kenntnisse, Bildung und geistiges Wohlergehen förderten. .. Ich muß es ja anerkennen, daß meine Person besonders für die internationale Wissenschaft hat arbeiten wollen, aber ich bin mit ganzer Energie zugleich dafür eingetreten, daß unsre Gesellschaft in dem Namen der Lettenfreunde (Latviešu draugi) mehr als einen bloß leeren Titel führe.“[2]
Veröffentlichungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Gesellschaft gab das kurländische Magazin heraus.
Personen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Präsidenten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 1824–1838: Gustav Reinhold von Klot (1780–1855), Geistlicher
- 1838–1845: Jacob Florentin Lundberg (1782–1858), Geistlicher
- 1845–1851: Johann Theodor Berent (1789–1866), Geistlicher
- 1851–1854: Karl Friedrich Jacob Hugenberger (1784–1860), Geistlicher
- 1854–1864: Rudolf Schulz (1807–1866), Geistlicher
- 1864–1895: August Johann Gottfried Bielenstein (1826–1907), Geistlicher
- 1895–1903: Johannes Sakranowicz (1836–1908), Geistlicher
- 1903–1919: Theodor Döbner (1835–1919), Geistlicher
- 1925–1940: Jānis Zēvers (1868–1940), Pädagoge
Ehrenmitglieder
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- August Johann Gottfried Bielenstein (1826–1907), Pastor zu Doblen, Ehrenpräsident ab 1895
- Robert Auning (1834–1914), Pastor zu Seßwegen[3]
- Krišjānis Barons (Christian Baron) (1835–1923), Oberlehrer emer. zu Riga
- Adalbert Bezzenberger (1851–1922), Professor in Königsberg
- August Wilhelm Buchholtz (1803–1875), Sammler und Pädagoge
- Theodor Döbner (1835–1919), Pastor zu Kalzenau
- Richard Hausmann (1842–1918), Professor emer. in Jurjew (Dorpat)
- Ludwig Heerwagen (1817–1899), Pastor emer. in Riga
- Alfons von Heyking (1829–1900), Landesbevollmächtigter von Kurland a. D.
- Friedrich Hollmann (1833–1900), General-Superintendent von Livland
- Graf Hugo Keyserling (1833–1903), Landesbevollmächtigter von Kurland
- Garlieb Helwig Merkel (1769–1850), Schriftsteller und Publizist
- Friedrich von Meyendorff (1839–1911), Livländischer Landmarschall in Riga
- Otto Panck (1833–1914), General-Superintendent von Kurland
- Carl von der Recke (1817–1902), Gutsbesitzer zu Waldeck bei Mitau
- Gräfin Praskowja Uwarowa (1840–1924), Präsidentin der Moskauer archäologischen Gesellschaft
Ordentliche Mitglieder
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Matīss Ārons (Matthies Aron, 1858–1939), Journalist in Riga
- Ludis Bērziņš (Ludwig Behrsin, 1870–1965), Oberlehrer in Kiew
- Alexander Bernewitz, Propst des Sprengels Kandau, evangelischer Märtyrer
- Alexander H. Bernewitz, Kurländischer Generalsuperintendent 1908 bis 1918 und später erster Bischof der evangelisch-lutherischen Landeskirche in Braunschweig. Kurländischer Direktor der Gesellschaft von 1895 bis 1901.[4]
- Hans Bielenstein, Pastor in Ringen, später in Rahden, evangelischer Märtyrer
- Gustav Brasche (1802–1883), evangelischer Pastor, Lexikograph
- Gustav Cleemann, Pastor in Riga, evangelischer Bekenner
- Jānis Endzelīns, Oberlehrer in Dorpat
- Paul Fromhold-Treu, Pastor in Riga, evangelischer Märtyrer
- Wilhelm Gilbert, Pastor in Siuxt, evangelischer Märtyrer, ab 1911 kurländischer Direktor der Gesellschaft
- Erwin Gross, Pastor in Roop, evangelischer Bekenner, livländischer Direktor der Gesellschaft
- Matīss Kaudzīte, Lehrer in Alt-Pebalg
- Jēkabs Lautenbahs (Jacob Lautenbach, 1847–1928), Privatdozent der Vergleichenden Sprachkunde an der Universität Dorpat
- Xaver Marnitz, Pastor in Uexküll-Kirchholm, später Propst, evangelischer Märtyrer
- Kārlis Mīlenbahs, Oberlehrer in Riga
- Arnold von Rutkowski, Pastor in Hofzumberg, evangelischer Märtyrer
- Eberhard Savary, Pastor in Ascheraden, evangelischer Märtyrer
- Eugen Scheuermann, Pastor in Riga-Thorensberg, evangelischer Märtyrer
- Karl Schilling, Pastor in Nitau, evangelischer Märtyrer
- Karl Schlau, Propst des Sprengels Wolmar, evangelischer Märtyrer
- Christoph Strautmann, Pastor in Bauske, evangelischer Märtyrer, 1904 bis 1911 kurländischer Direktor der Gesellschaft
- Jānis Čakste, Rechtsanwalt in Mitau, erster Präsident der unabhängigen Republik Lettland
- Ludwig Zimmermann, Propst des Rigaer Landsprengels, evangelischer Märtyrer
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- August Bielenstein: Ein glückliches Leben. Selbstbiographie. Jonck und Poliewsky, Riga 1904. Erweiterte Neuausgabe, mit einem Vorwort von Dieter Bielenstein und einem Nachwort von Jānis Stradiņš. Neuthorverlag, Michelstadt 2002, ISBN 3-88758-080-X.
- Āronu Matīss: Latviešu Literāriskā (Latviešu Draugu) Biedrība savā simts gadu darbā. Ainas no latviešu un vāciešu attiecību vēstures. Verlag A. Gulbis, Rīga 1929.
- Jürgen von Hehn: Die Lettisch-literärische Gesellschaft und das Lettentum (= Schriften der Albertus-universität. Geisteswissenschaftliche Reihe. Band 21. [Hrsg.] Königsberger Universitätsbund). Ost-Europa-Verlag, Königsberg (Pr.) und Berlin 1938.
- Magazin. Fünfter Band, Erstes und zweites Stück, J. F. Steffenhagen und Sohn, 1835, S. 232 ff. (enthält Angaben zur Chronik der Lettisch-Literärischen Gesellschaft inklusive Verzeichnis der Mitglieder Digitalisat ).
- Udo Bongartz: Vor 150 Jahren erschien „Die lettische Sprache nach ihren Lauten und Formen“ von August Bielenstein. In: Lettische Presseschau. 4. Januar 2014 (lettische-presseschau.de).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Literatur von und über die Lettisch-Literärische Gesellschaft im Gemeinsamen Verbundkatalog
- Mitgliederverzeichnis aus dem Jahre 1901 ( vom 1. September 2013 im Internet Archive)
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen: Philologisch-Historische Klasse. Vandenhoeck und Ruprecht, 1979, ISSN 0930-4304, S. 168 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- ↑ August Bielenstein: Ein glückliches Leben. Selbstbiographie. 2. Auflage. Neuthorverlag, Michelstadt 1986, S. 421.
- ↑ Carola L. Gottzmann / Petra Hörner: Lexikon der deutschsprachigen Literatur des Baltikums und St. Petersburgs. 3 Bände; Verlag Walter de Gruyter, Berlin 2007, ISBN 978-3-11-019338-1. Band 1, S. 159.
- ↑ Wolfgang Bernewitz: Die kurländische Literatenfamilie Bernewitz. In: Isabella von Pantzer (Hrsg.): Baltische Ahnen- und Stammtafeln, 22. Jg. Köln 1978.