Letze (Festungsbau)
Letze oder schweizerdeutsch Letzi[1] ist die historische Bezeichnung für eine Verteidigungsanlage, Befestigung, Talsperre.
Zum Begriff
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Begriff „Letze“ wird für die „äuszerste vertheidigungslinie einer stadt, eines schlosses oder eines gebietes, schutzwehr zur abhaltung eines feindes“[2] verwendet. In der Schweiz wurde „Letzi“ für eine Grenzbefestigung „in Gebirgsgegenden und zwar für ganze Länder, wie für einzelne Täler, bei Städten am Ende des Weichbildes […] Grenze eines Dorf-, Stadt-, Landgebietes“ verwendet. Diese konnte aus natürlichen Begrenzungen (See, Fluss, Felsen) bestehen oder durch Zäune, Hecken, Grenzpfähle oder einfache Trockenmauer geschaffen sein.[1]
Letze, Letzi ist eine Ableitung vom althochdeutschen und mittelhochdeutschen Verb letzen „hemmen, aufhalten, hindern“.[3][4]
Beispiele
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In der Grafschaft Hauenstein wurde erstmals 1544 ein Landhag oder Letze erwähnt. Sie verlief von der Albschlucht nördlich von Albbruck bis zur Schlücht nördlich von Gurtweil und war Eigentum der Grafschaft. Sie bestand aus einem bis 50 Schritt breiten Grünstreifen aus Hagebuchen, Hagedorn, Brombeerruten und ähnlichem Gestrüpp, der ein Durchdringen sowohl für Reiter, als auch Fußsoldaten, wenn nicht unmöglich machte, so doch erheblich erschwerte. Zur Angreiferseite wurde ein Graben ausgehoben und mit dem Aushub ein Wall errichtet. Durch die Letze führten gesicherte Verkehrswege, aber auch geheime Schlupflöcher zur unbemerkten Erkundung der anderen Seite. Der Verlauf der Letze war durch Grenzsteine markiert. Sie waren mit der Fichte, dem Symbol der Grafschaft, und einem L für Letze markiert.[5]
In der Schweiz gibt es mehrere „Letzitürme“, die von ehemaligen Talsperren und Stadtbefestigungen zeugen: Zwischen Sattel und Morgarten im Kanton Schwyz steht der Turm zu Schornen, im Schwyzer Bezirk Einsiedeln der Wehrturm Rothenthurm, und in der Stadt Basel tragen zwei erhaltene Türme der mittelalterlichen Stadtmauer den Namen Letziturm.
In der Stadt Zürich ist der Hardturm der letzte erhaltene Rest der Talsperre durch das Limmattal. Ansonsten lebt die ehemalige Befestigung im Straßennamen Letzigraben und im Namen des Fußballstadions Letzigrund weiter.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Letze. In: Jacob Grimm, Wilhelm Grimm (Hrsg.): Deutsches Wörterbuch. Band 12: L, M – (VI). S. Hirzel, Leipzig 1885, Sp. 800–801 (woerterbuchnetz.de).
- Letze. In: Vormalige Akademie der Wissenschaften der DDR, Heidelberger Akademie der Wissenschaften (Hrsg.): Deutsches Rechtswörterbuch. Band 8, Heft 7/8 (bearbeitet von Heino Speer u. a.). Hermann Böhlaus Nachfolger, Weimar 1989, ISBN 3-7400-0096-1, Sp. 1241 (adw.uni-heidelberg.de).
- Letzi, Bedeutung 1. In: Schweizerisches Idiotikon. Band III. Huber, Frauenfeld 1895, Spalte 1558 ff. (Digitalisat).
- Martin Illi: Letzi. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
- Otto Merkt: Letzen im Allgäu. In: Allgäuer Geschichtsfreund. 1950, S. 1 ff. (= Kurt Bussmann, Nikolaus Grass (Hrsg.): Festschrift, Karl Haff zum siebzigsten Geburtstag dargebracht. Universitätsverlag Wagner, Innsbruck 1950, S. 143–163).
- Otto Merkt: Burgen, Schanzen, Letzen und Galgen im Allgäu: das Kleine Allgäuer Burgenbuch. Heimatdienst Allgäu, Kempten 1951.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Anton Amann: Die Litzen und die Letze im Kleinwalsertal. Teil II: Zu den Letzen. In: vorarlberger-walservereinigung.at.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b Letzi, Bedeutung 1. In: Schweizerisches Idiotikon. Band III, Spalte 1558 ff. (Digitalisat).
- ↑ Letze. In: Jacob Grimm, Wilhelm Grimm (Hrsg.): Deutsches Wörterbuch. Band 12: L, M – (VI). S. Hirzel, Leipzig 1885, Sp. 800–801 (woerterbuchnetz.de).
- ↑ letzen, verb I.. In: Jacob Grimm, Wilhelm Grimm (Hrsg.): Deutsches Wörterbuch. Band 12: L, M – (VI). S. Hirzel, Leipzig 1885, Sp. 802–804 (woerterbuchnetz.de).
- ↑ letzen, Bedeutung 1. In: Schweizerisches Idiotikon. Band III, Spalte 1556 (Digitalisat).
- ↑ Franz Falkenstein: Der Vordere Landhag oder Letze. Eine uralte Befestigungslinie zwischen der Alb und Schlücht. In: Land zwischen Hochrhein und Südschwarzwald. 2011 S. 131–136 (Sonderdruck).