Leuchtturm Gdańsk Nowy Port
Leuchtturm Gdańsk Nowy Port polnisch Latarnia morska Gdańsk Nowy Port deutsch Leuchtturm Neufahrwasser | ||
---|---|---|
Leuchtturm Nowy Port, 2014 | ||
Ort: | Danzig Pommern Polen | |
Lage: | Danziger Bucht | |
Geographische Lage: | 54° 24′ 22,6″ N, 18° 39′ 40,3″ O Seekarte | |
Fahrwasser: | Ostsee, Danziger Bucht | |
| ||
Höhe Turmbasis: | 10 m n.p.m. | |
Turmhöhe: | 27,3 m (89,6 ft) | |
Feuerhöhe: | 31,3 m (102,7 ft) | |
Bauart: | Mauerziegel | |
Bauform: | Oktogonaler Backstein-Turm mit Galerie und weißem Lampenhaus[1] | |
Kennung: | LFl(2) W.5s | |
Nenntragweite weiß: | 17 sm (31,5 km) | |
Optik: | Fresnel-Linse | |
Bauzeit: | 1758 1894[2] | |
Betriebszeit: | bis 1984 | |
Listeneinträge | ||
ARLHS: | POL-033 | |
Stilllegung: | 1984, 2001 privatisiert | |
Webseite: | Leuchtturm Danzig | |
Denkmalliste: | A-1797 vom 30.11.2006[3] | |
Betreiber: | bis 1984: Seeamt Gdynia[4] |
Der Leuchtturm Gdańsk Nowy Port, benannt nach dem gleichnamigen Stadtbezirk (deutsch Neufahrwasser), ist ein Leuchtturm an der Ostsee und zeigte bis 1984 den Schiffen die Einfahrt in den Hafen der Seestadt Danzig, in der polnischen Woiwodschaft Pommern.
Benachbarte Leuchttürme stehen in Hel (Hela) und in Krynica Morska (Kahlberg) im Westen.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]1758 wurden zwei neue Richtfeuer für eine sichere Einfahrt in den Hafen in Betrieb genommen. Das untere davon war ein Wipp-Feuer. Das obere war ein gemauerter Turm von 20 Metern Höhe. Auf beiden wurden Kohlefeuer in einem Korb entfacht. Damit wurde das Feuer auf der Weichsel-Festung hinfällig. 1817 wurde mit Wachs-Kerzen, 1825 mit Argand-Gas-Lampen und Parabolspiegeln beleuchtet. Später folgte Rapsöl, dann Erdöl und letztlich Elektrizität.
Auf dem Lotsenberg, der nordwestlich des Leuchtturms lag, befand sich seit mindestens 1849 eine Lotsenstation, also eine Sturmsignalstation, und eine Zeitballstation, die im Juli 1876 eröffnet wurde. Die Notwendigkeit, die Feuerhöhe des Lichts zu erhöhen und stärkere Linsen zu installieren sowie den über hundertjährigen Leuchtturm-Betrieb zu modernisieren, veranlasste die Danziger Behörden, eine neue Anlage zu bauen. Im Bericht des Regierungspräsidenten der Danziger Bezirksregierung, Adolf von Heppe, ist zu lesen, dass das alte weiße Licht in Neufahrwasser nicht mehr den damaligen Anforderungen entsprach und dass es mindestens sieben Meter über dem mittleren Meeresspiegel angebracht werden sollte, damit es funktioniert, um für Schiffe sichtbar zu sein, die Hel passieren. Unter Berücksichtigung der zahlreichen vorgeschlagenen Verbesserungen beschloss das Ministerium der öffentlichen Arbeiten daher, auf dem Lotsenberg einen neuen Turm zu bauen, der mit elektrischen Bogenlampen ausgestattet werden sollte. 1893 begann der Bau und bald darauf erstrahlte das erste elektrische Feuer auf einem deutschen Leuchtturm.
Der neue Danziger Leuchtturm war über sieben Meter höher als sein Vorgänger. Der massive Granitsockel des Turms erhebt sich neun Meter über dem Meeresspiegel. Der achteckige Turm, der mit einer Empore und einer Laterne mit Kupferkuppel endet, erreicht eine Höhe von 27,3 Metern. Die in Weiß leuchtende Lampe der neuen Laterne erreichte eine ganz neue Tragweite, deren starkes Licht war auch bei Nebel und undurchsichtiger Luft sichtbar, und bei guten Wetterbedingungen war es über die Halbinsel Hel hinaus zu sehen. Das optische Gerät wurde von der berühmten Firma Barbier & Fenestre aus Paris[5] nach dem Patent des französischen Physikers Augustin Fresnel hergestellt. Der Leuchtturm war gleichzeitig Lotsenstation, ging 1894 in Betrieb und erhielt auf seiner Spitze ein ungewöhnliches Instrument, eine Zeitkugel. Mit dem Steigen und Sinken um jeden Mittag konnten die Kapitäne der im Hafen liegenden Schiffe die Chronometer genau einstellen.
Die Kosten für den neuen Leuchtturm beliefen sich auf 156.000 Mark. Daneben wurden ein Maschinenraum und ein Leuchtturmwärterhaus errichtet.
Am 20. Oktober 1911 wurde ein lichtoptischer Apparat der Firma Julius Pintsch AG aus Berlin in Betrieb genommen, der ein Blinklicht erzeugte.
Als 1929 ein Sturm den Danziger Mechanismus, die Zeitkugel, zerbrach, wurde er nicht mehr repariert. Erst lange Jahre nach der Außerdienststellung des Leuchtturms konnte der restaurierte Zeitball am 21. Mai 2008 als touristische Attraktion wieder in Betrieb gehen.
Heute ist er der einzige in Privatbesitz befindliche Leuchtturm in Polen, der 2004 ein neues Leben als historisches Denkmal bekam und eines der attraktivsten und markantesten historischen Gebäude von Danzig ist. Im Jahr 2006 wurde der Leuchtturm in das nationale Register historischer Gebäude eingetragen.[6]
Weitere Leuchtfeuer in Danzig
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Name |
Baujahr | Turmhöhe | Feuerhöhe | Kennung ?° |
Reichweite | # UKHO NGA ARLHS | ||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Leuchtturm Festung Weichselmünde Leuchtfeuer | 54° 23′ 45″ N, 18° 40′ 44,8″ O | Ostsee, Danziger Bucht | 1482 | 30 m (98,4 ft)[1] | gelöscht 1758 | [A 1] | ||||
Leuchtturm Gdańsk Port Północny Leuchtturm | 54° 23′ 59,2″ N, 18° 41′ 46,4″ O | Ostsee, Danziger Bucht | 1984 | 61 m (200,1 ft)[1] | 56 m (183,7 ft) | Fl(3)W.9s 140-320 |
25 sm (46,3 km) | C 3080.8 6968[7] POL-007 PL-0170[8] |
[A 2] | |
Leuchtturm Gdańsk Nowy Port Mole Ost Molenfeuer | 54° 24′ 59,1″ N, 18° 39′ 31,9″ O | Ostsee, Danziger Bucht | 1842 | 13 m (42,7 ft)[1] | 11 m (36,1 ft) | LFl.R. 6s | 7 sm (13 km) | C 3068 6876[7] POL-006 |
[A 3] | |
Leuchtturm Gdańsk Nowy Port Mole West Molenfeuer | 54° 24′ 39,1″ N, 18° 39′ 32,2″ O | Ostsee, Danziger Bucht | 13 m (42,7 ft)[1] | 11 m (36,1 ft) | LFl.G. 6s | 8 sm (14,8 km) | C 3066 6880[7] POL-005 |
[A 4] |
- Anmerkungen
- ↑ Festung ist zugänglich.
- ↑ Von der Plattform hat man (nur die Angestellten, der Turm ist nicht frei zugänglich) einen weiten Blick über die Bucht bis zu Halbinsel Hel. Als einziger polnischer Leuchtturm besitzt er einen Fahrstuhl.
- ↑ Auf der Ostmole der Westerplatte befindet sich der älteste Danziger Leuchtturm. Der aus gußeisernen Elementen bestehende, rote Leuchtturm wurde am 1. April 1843 in Betrieb genommen und sichert die Hafeneinfahrt auf der Backbordseite. 2012 wurde er bei Sanierungsarbeiten der Mole durch einen neuen Turm ersetzt.
- ↑ Das grüne Westmolenfeuer sichert die Hafeneinfahrt.
Sonstiges
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Leuchtturm kann vom 1. Mai bis 31. August täglich von 10.00 bis 19.00 Uhr und im September samstags und sonntags von 10.00 bis 17.00 Uhr besichtigt werden. Der historische Zeitball fällt an den o. g. Tagen um 12.00, 14.00, 16.00 und 18.00 Uhr.
Philatelistische Würdigung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Jahr 2015 gab die polnische Post den vierten Briefmarkenblock einer neuen Serie mit Leuchttürmen der polnischen Küste heraus. Eine der Briefmarken zeigt den Leuchtturm Gdańsk Port Północny, Wert 2,35 zł.[9]
Eine numismatische Würdigung gab es 2010 mit einer Sonderprägung Polskie Latarnie Morskie mit vier Leuchtturm-Münzen von Gdansk, Rozewie, Hel und Krynica Morska.
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Die Seefeuer [Leuchtthürme und Leuchtschiffe] der Deutschen Küsten und diejenigen Binnen- und Einsegelungsfeuer, welche mit Fresnel’schen Apparaten oder Fresnel’schen Laternen ausgerüstet sind von Ludwig Alexander Veitmeyer. Mit einer Karte. Als Manuscript gedruckt. Ernst & Korn, Berlin 1889. Seefeuer der Deutschen Küsten, Leuchtturm Neufahrwasser - Seite 10 und 41
- Leuchtfeuer und Leuchtapparate. Historisch und konstruktiv dargelegt von Ludwig Alexander Veitmeyer. M. Geitel [Hrsg.], Oldenbourg-Verlag, München und Leipzig 1900 (Reprint-Verlag AG Leipzig 2005. ISBN 978-3-8262-2202-3).
- Renata Baczyńska: Polnische Leuchttürme und ihre Beziehung zur Tourismuswirtschaft, Bydgoszcz 2010, Online als PDF (S. 67 u. 73 polnisch)
- Jerzy Litwin: Die Fahrwasserbezeichnung des Danziger Hafens (2002) Deutsches Schiffahrtsarchiv, 25, 269-286.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Gdansk Nowy Port. In: marinetraffic.com. (englisch).
- Leuchtturm Danzig-Neufahrwasser. In: deutsche-leuchtfeuer.de. (deutsch).
- Der Leuchtturm und die Ostmole auf der Westerplatte (polnisch)
- Der Leuchtturm Nowy Port (polnisch)
- Requiem für einen Leuchtturm an der Hafeneinfahrt von Danzig (polnisch)
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c d e Russ Rowlett: Lighthouses of Poland: Baltic Coast. In: The Lighthouse Directory. University of North Carolina at Chapel Hill (englisch).
- ↑ Dt.Dig Biblio Leuchtturm zu Neufahrwasser
- ↑ Datenbank Pommern - Denkmale. (PDF; Gdańsk - Nowy Port, Seite 29) In: NiD WW Pommern. Abgerufen am 29. Oktober 2022 (polnisch).
- ↑ Seeamt Gdynia - Startseite. In: Urząd Morski w Gdyni. Abgerufen am 16. Oktober 2022.
- ↑ Fresnel-Linsen Hersteller In: United States Lighthouse Society von Thomas Tag (engl.)
- ↑ Leuchtturm in Gdansk - Novy Port auf der Webseite stotom.wordpress.com, (polnisch).
- ↑ a b c
Registrierungen:
- UKHO: United Kingdom Hydrographic Office Publikation Admiralty List of Lights and Fog Signals
- NGA: List of Lights 116. (PDF; Section 5, Seite 95-96 (124-125)) NGA, 2022, abgerufen am 25. Juli 2022 (englisch).
- ARLHS: World List of Lights (WLOL) Poland. In: ARLHS. Abgerufen am 25. Juli 2022 (englisch).
- ↑ Hydrografisches Marineamt - Ostsee (3 Bände). (PDF, Tom 1 (521), Seite 8) In: Liste der Leuchtfeuer. Abgerufen am 28. Oktober 2022 (polnisch).
- ↑ Latarnie morskie - 2015 auf der Webseite des Katalog Znaków Pocztowych (Polnischer Briefmarkenkatalog), 11. Mai 2006, abgerufen am 6. August 2022 (polnisch).