Liber aureus Prumiensis
Die im Jahr 721 gegründete Benediktinerabtei St. Salvator in Prüm erhielt von sämtlichen Herrschern des Karolingerhauses wertvolle Urkunden, die nur mühsam bei zwei Normanneneinfällen gegen Ende des 9. Jahrhunderts gerettet werden konnten.[1] In der Folgezeit fertigte man Abschriften dieser und anderer Urkunden an und fügte sie zu einem Kopialbuch zusammen, das mit zwei kupfervergoldeten Deckeln geschmückt wurde. Daher rührt der Name Liber aureus Prumiensis (Goldenes Buch von Prüm).
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nach dem 2. Überfall der Normannen im Jahr 892 wurde Regino von Prüm zum Abt gewählt. Auf ihn gehen die Erfassung des Prümer Besitzes im Prümer Urbar zurück und auch das Vorhaben, die zweimal geretteten Urkunden in gesonderten Abschriften festzuhalten. Um das Jahr 900 kopierte man diese auf 54 Blätter, die heute den Beginn des Goldenen Buches bilden. Zu Beginn des 12. Jahrhunderts fügte man die Blätter der heutigen Zählung 1 und 10 hinzu. Dieser jüngere Teil enthält neben Zweitabschriften von Texten, die bereits im ersten Teil enthalten waren, überwiegend Privaturkunden aus dem 10. und 11. Jahrhundert. Die letzte Urkunde ist im Jahr 1103 ausgestellt. Die Arbeit wurde spätestens im Jahr 1105/06 abgeschlossen und das Buch erhielt seine endgültige Bindung und seine vergoldeten Deckel.[2] Im Jahr 1222 fertigte der damalige Prümer Abt Caesarius von Milendonk eine wortgetreue Abschrift des Prümer Urbars an, in die er auch in kleinerer Schrift die zwischenzeitlich eingetretenen Veränderungen einfügte.[3] Als im 15. Jahrhundert die Trierer Erzbischöfe versuchten, die Abtei Prüm in das Erzstift zu inkorporieren, legten die Mönche mehrfach das Goldene Buch vor, um ihre Privilegien zu sichern. Nach der durch Napoleon erzwungenen Auflösung der Abtei zu Ende des 18. Jahrhunderts gelangte das Goldene Buch als Geschenk des Büchersammlers Johann Peter Job Hermes († 1833) im Jahr 1820 in den Besitz der Stadtbibliothek Trier und trägt dort die Bezeichnung Hs. 1709.[4]
Inhalt
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Handschrift enthält auf 114 Blättern Abschriften von insgesamt 116 Urkunden aus den Jahren 721 bis ca. 1103. Dabei sind nur 26 der Blätter, die erst nach dem Jahr 900 geschrieben wurden, darunter Listen Trierer Bischöfe (f. 108r), Prümer Äbte (f. 108v), Prümer Mönche (f. 109r), sowie Vita et miracula sancti Goaris Wandalbertis (f. 109r–110v) und Annales Necrologii Prumiensis (f. 111v– 114v).[5]
Buchschmuck
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Es gibt nur drei Seiten mit Abbildungen: Auf f. 73b Medaillons salischer Herrscher, sowie auf fol. 74b ein Widmungsbild mit Karl dem Kahlen und Papst Nikolaus I. Das Blatt dazwischen lässt sich nach oben auf seine doppelte Höhe ausklappen und zeigt eine graphische Darstellung der Genealogie der Karolinger, Ottonen und Salier. Alle drei Bilder sind um 1106 gemalt worden.
Hervorzuheben ist der vergoldete Einband, dem die Handschrift die Bezeichnung Liber aureus verdankt. Auf den Eichenholzplatten von Vorder- und Rückdeckel im Format 27 × 19,5 cm wurden mit Stiften gleich große vergoldete Kupferplatten befestigt. Jede der beiden Platten ist identisch aufgeteilt und enthält in einem Leistenrahmen mit Blattornamenten oder Inschriften ein zentrales Bildfeld, das in zwei horizontale Streifen unterteilt ist. Auf dem Vorderdeckel erkennt man Christus in der Mitte, Pippin dem Jüngeren (li.), dem die Abtei die Neugründung von 752/762 verdankt, und Karl den Großen (re.), darunter spätere Herrscher der Karolinger, nämlich von links nach rechts Ludwig der Fromme, Lothar I., Ludwig der Deutsche und Karl der Kahle. Auf dem rückseitigen Buchdeckel versammeln sich um die rechte Hand Gottes in jedem Register vier paarweise angeordnete Figuren, die als imperatores (Kaiser) und reges (Könige) bezeichnet werden.[6]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Ingo Schwab (Hrsg.): Rheinische Urbare, 5. Band, Das Prümer Urbar, Droste Verlag, Düsseldorf 1983, ISBN 3–7700–7545–5.
- Reiner Nolden (Hrsg.): Das „Goldene Buch“ von Prüm (Liber aureus prumiensis) – Faksimile, Übersetzung der Urkunden, Einband, Geschichtsverein Prümer Land, Prüm 1997, ISBN 3–931478–03–3.
- Karl Heinrich Theisen (Hrsg.): Urkundenbuch der Abtei St. Salvator in Prüm – Urkunden, Akten und Regesten, 4 Bände: Bd. 1, 720–1268, Rottach–Egern 2016, ISBN 978–3–933949–57–8; Bd. 2, 1269–1399, Rottach–Egern 2017, ISBN 978–3–933949–60–8; Bd. 3, 1400–1430, Rottach–Egern 2018, ISBN 978–3–933949–63–9; Bd. 4, 1431–1476, Rottach–Egern 2019, ISBN 978–3–933949–66–0.
- Reiner Nolden: »Das Goldene Buch von Prüm« – Liber aureus Prumiensis (StB Trier, HS 1709). Paulinus, Trier 2013, ISBN 978–7902–0513–8.
- Moriz Thausing, Karl Foltz, Das goldene Buch von Prüm mit um das Jahr 1105 gestochenen Kupferplatten, in: Mitteilungen des Instituts für österreichische Geschichtsforschung 1 (1880), S. 93–104.
- Wolfgang Haubrichs: Beobachtungen zur Prümer Scripta im 'Liber aureus', in: Das Prümer Urbar als Geschichtsquelle und seine Bedeutung für das Bitburger und Luxemburger Land (Beiträge zur Geschichte des Bitburger Landes 11/12 = Jg. 4, Heft 2/3). Bitburg 1993, S. 47–64.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Rudolf Buchner (Hrsg.): Quellen zur karolingischen Reichsgeschichte. 3. Teil. Darmstadt 1964. Kapitel Regino Chronik, S. 260–263 und 294–297.
- ↑ Reiner Nolden: »Das Goldene Buch von Prüm« – Liber aureus Prumiensis (StB Trier, HS 1709), S. 7f.
- ↑ Michael Embach: Hundert Highlights. Kostbare Handschriften und Drucke der Stadtbibliothek Trier. Schnell & Steiner, Regensburg 2013, ISBN 978-3-7954-2750-4, darin Nr. 93 Abschrift des Prümer Urbars von 893 und 1222, S. 204f.
- ↑ Das Goldene Buch von Prüm
- ↑ Reiner Nolden (Hrsg.): Das „Goldene Buch“ von Prüm (Liber aureus prumiensis) ..., Prüm 1997, S. 244–247.
- ↑ Christine Sauer: Der Einband des Liber aureus, in: Reiner Nolden: »Das Goldene Buch von Prüm« .... Trier 2013, S. 50–72, hier S. 51ff.