Lilly Dillenz
Elisabeth Leonore Dillenz, geborene Elisabeth Leonore Hollitzer (6. September 1896 in Wien – 19. März 1964 in Hainburg an der Donau, genannt „Lilly“ und „Lily“) war eine österreichische Schauspielerin und Flugpionierin.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Lilly Dillenz war die Tochter des österreichischen Malers, Karikaturisten, Sänger und Kabarettisten Carl Leopold Hollitzer (1874–1942) und dessen erster Ehefrau Olga Josefine Scholz (1873–nach 1917[1]). Die Ehe ihrer Eltern dauerte sieben Jahre und wurde 1902 geschieden. Carl Otto Czeschka, der mit Lillys Vater befreundet war, zeichnete 1904 Porträtstudien von ihr als Achtjährige.[2]
Vor ihrer Schauspiel-Ausbildung bei Rainer Simons studierte sie ohne Abschluss an der Kunstgewerbeschule Wien bei Erwin Puchinger, Alfred Roller und dem Bildhauer Anton Hanak.[3]
Von 1920 bis 1925 war sie mit dem an der Wiener Staatsoper beschäftigten Fagottisten Hugo Burghauser[4] und ab 1925[5] mit dem Kunstmaler Richard Josef Dillenz (1892–1959[6]) verheiratet.
Gemeinsam mit Richard Dillenz gründete sie die Firma Filmproduktion Wien, die Filme wie Frühlingsstimmen (1951) mit Paul Hörbiger produzierte[7][8][9]. Ebenfalls gemeinsam initiierten sie in der Bad Deutsch-Altenburger Familienvilla das Carl-Leopold-Hollitzer-Museum,[10][11], das am 28. Juni 1958 eröffnet wurde. Jedoch Richard Dillenz starb nach schwerer Krankheit bereits am 25. Oktober 1959. Das Museum wurde wieder aufgelöst und seit 2000 befindet sich in der repräsentativen Hollitzer-Villa das örtliche Gemeindezentrum[12][13].
Gescheiterte Atlantik-Überquerung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Für einen Transatlantik-Flug wurde die „Dillenz-Transozeanflug GmbH“ gegründet[14] und mit den Junkers-Werken wurden terminliche und finanzielle Vereinbarungen zu diesem ehrgeizigen Projekt geschlossen. Als Passagierin wollte sie als erste Frau per Flugzeug 1927 den Atlantik von Ost nach West überqueren.[15] Der am 4. Oktober 1927 gestartete Flug unter dem Kommando von Frederick Loose sollte vom europäischen Festland nach Amerika führen, jedoch gelang der Start der Junkers G 24 (D-1230) nach einem Zwischenstopp auf den Azoren wegen Propellerdefekten nicht mehr.[16][17] Die US-amerikanische Zeitung Daily Illini berichtete am 5. Oktober 1927, „Lilli Dillenz“ sei kurz vor der Abreise „an Bord geschmuggelt“ worden,[18] denn bereits der Mitflug einer Frau bei einer versuchten Überquerung des Atlantik war damals eine Sensation.[19] Amerikanische Zeitungen berichteten davon mit ihrem Foto.[20] Die erste Frau, die den Atlantik tatsächlich nonstop überquerte, wurde dann wenige Monate später im Juni 1928 Amelia Earhart.
Ehrungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Im Jahr 2018 wurde in der Seestadt Aspern in Wien-Donaustadt die Lilly-Dillenz-Straße nach ihr benannt.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Marina M. Hathorn: Le secret de Lily Hollitzer. Le destin hors du commun d'une Viennoise au XXe siecle. L'Harmattan, 2023 (französisch), ISBN 978-2-14-035101-3
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Lilly Dillenz im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien
- Hollitzer-Verlag
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Olga Hollitzer reiste bis 1917 häufig zur Kur u. a. nach Bad Ischl und Karlsbad und ist dort in den Listen zu finden
- ↑ Eine der Zeichnungen „Kind im Sessel“ wurde veröffentlicht anlässlich Czeschkas 78. Geburtstags im Hamburger Abendblatt am 22. Oktober 1956, Seite 10
- ↑ Auskunft von Mileva Roller, Absolventin der Wiener Kunstgewerbeschule und spätere Ehefrau des Direktors der Schule: Korrespondenz mit Carl Otto Czeschka aus 1919: „Die Tochter von Hollitzer soll eine außerordentlich begabte Hanak-Schülerin sein“
- ↑ Trauungsbuch Wien-St.Josef zu Margareten, Bd. 60, S. 81.
- ↑ zunächst als Zivilehe. Die kirchliche Trauung fand am 28.8.1932 statt
- ↑ Traueranzeige bei MyHeritage
- ↑ Dillenz-Film (Wien). In: filmportal.de. Deutsches Filminstitut, abgerufen am 2. Oktober 2020.
- ↑ Rudolf Dillenz. In: filmportal.de. Deutsches Filminstitut, abgerufen am 2. Oktober 2020.
- ↑ Bad Deutsch-Altenburg: Bild einer Gegend, abgerufen am 25. November 2016
- ↑ Firmengruppe Hollitzer, abgerufen am 25. November 2016
- ↑ Katalog „Carl Leopold Hollitzer. Ein Künstlerleben aus Österreich“. Mit einem Geleitwort von Lambert Heiböck. Wien 1959
- ↑ Hollitzer-Villa in Bad Deutsch-Altenburg wird Gemeindezentrum Pressestelle der Niederösterreichischen Landesregierung 8. März 2000
- ↑ https://www.meinbezirk.at/bruck-an-der-leitha/imagepost/villa-hollitzer-bad-deutsch-altenburg_i74100
- ↑ später umgewandelt in „Ozeanflug GmbH“
- ↑ Biddeford Daily Journal Newspaper Archives, Nov 28, 1927. In: NewspaperArchive.com. 28. November 1927 (newspaperarchive.com [abgerufen am 30. März 2018]).
- ↑ Deutsche Piloten starten am Torre von Belém Portugalforum 2012, abgerufen am 25. November 2016
- ↑ Junkers Plane Falls in Azores Take-Off; Crew of Five and Passenger Strive in Vain to Rise From Water -Bend Propeller Blade in Efforts. In: The New York Times. 25. November 1927, abgerufen am 30. März 2018.
- ↑ Initial Lap in German Flight is completed. Junker Plane Lands In Amsteridam After Originally Planning To Reach Lisbon. In: Daily Illini. Illinois Digital Newspaper Collections, 5. Oktober 1927, abgerufen am 15. Dezember 2024 (englisch).
- ↑ Das Scheitern des Flugprojektes der Frau Dillenz. In: Neue Freie Presse, 17. Mai 1928, S. 15 (online bei ANNO).
- ↑ Last minute photos 1927 (englisch)
Personendaten | |
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NAME | Dillenz, Lilly |
ALTERNATIVNAMEN | Dillenz, Elisabeth Leonore; Hollitzer, Elisabeth Leonore (Geburtsname) |
KURZBESCHREIBUNG | österreichische Schauspielerin und Flugpionierin |
GEBURTSDATUM | 6. September 1896 |
GEBURTSORT | Wien |
STERBEDATUM | 19. März 1964 |
STERBEORT | Hainburg an der Donau |