Limnoperna fortunei
Limnoperna fortunei | ||||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Kolonie von Limnoperna fortunei auf einem Stück Treibholz aus dem Salto Grande Stausee | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
| ||||||||||||
Wissenschaftlicher Name der Unterfamilie | ||||||||||||
Limnoperninae | ||||||||||||
Scarlato & Starobogatov, 1979 | ||||||||||||
Wissenschaftlicher Name der Gattung | ||||||||||||
Limnoperna | ||||||||||||
Rochebrune, 1882 | ||||||||||||
Wissenschaftlicher Name der Art | ||||||||||||
Limnoperna fortunei | ||||||||||||
(Dunker, 1857) |
Limnoperna fortunei ist eine Muschel-Art aus der Familie der Miesmuscheln (Mytilidae). Es ist die einzige Art der Gattung Limnoperna, die wiederum die Typusgattung und einzige Gattung der Unterfamilie Limnoperninae ist. Limnoperna fortunei ist eine der wenigen Miesmuscheln, die ins Süßwasser vorgedrungen ist. Sie wurde schon vor 1989 anthropogen nach Südamerika verschleppt und breitet sich seither massiv in den großen Flüssen Argentiniens, Uruguays und Südbrasiliens aus.[1]
Merkmale
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Limnoperna fortunei besitzt ein vergleichsweise kleines, längliches und eiförmiges Gehäuse mit einem gebogenen bzw. winkligen Dorsalrand; es wird bis etwa 6 cm lang. Der Umriss ist allerdings stark variabel. Die Gehäuse besitzen oft einen Kiel der vom Wirbel ausgeht. Der Wirbel liegt etwas hinter dem Vorderende, das Schloss mit dysodonten Zähnen vor und hinter dem Ligament. Die Gehäuseränder sind glatt. Das Periostracum ist bräunlich. Die Schale hat eine typische goldbraune Farbe, der der Art im Englischen den Namen Golden Mussel eingebracht hat. Das Innere der Schale ist permuttfarben.
Geographische Verbreitung und Lebensraum
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Art bewohnt das Süß- und Brackwasser. Sie war ursprünglich nur in einigen Flüssen in China und wahrscheinlich Südostasien beheimatet. Sie ist heute in weitere Regionen Ostasiens verschleppt worden und wird dort als invasiver Schädling betrachtet.
Möglicherweise gehörte sogar das heutige Verbreitungsgebiet in Südostasien (außerhalb Chinas) nicht zum ursprünglichen Verbreitungsgebiet, d. h., dass die Art bereits in diese Regionen verschleppt wurde. Bereits in den 1930er Jahren wurde sie aus Taiwan beschrieben. 1968 war die Art in das Trinkwassersystem von Hongkong eingeschleppt worden und verursachte dort einige Probleme durch verstopfte Leitungen. Schon vor 1989 war sie anthropogen nach Südamerika verschleppt worden.[2] Derzeit breitet sie sich weiter in Südamerika aus.[1]
Limnoperna fortunei ist 2022 in die Liste invasiver gebietsfremder Arten von unionsweiter Bedeutung für die Europäische Union aufgenommen worden.
Entwicklung und Lebensweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Art lebt in langsam fließenden Gewässern, oft sind mehrere Exemplare an einen Stein angeheftet. Die Art ist getrenntgeschlechtlich. Die Geschlechtsprodukte werden ins freie Wasser abgegeben, wo sie befruchtet werden. Aus den Eier entwickeln sich Trochophora-Larven, die das erste noch rein organische Gehäuse, den Prodissoconch I bilden. Der D-förmige Prodissoconch I erreicht eine Länge von etwa 115 µm. Die Trochophora-Larve bildet sich rasch um in eine planktonfressende Veliger-Larve, die mit der Bildung des Prodissoconch II beginnt, und der eine Größe von 320 µm hat. Der Nepioconch erreicht etwa 1,3 mm Größe, er entspricht dem Plantigrad-Stadium. In dieser Lebensphase besitzen die Tiere einen langen, dünnen und hochbeweglichen Kriechfuß, sie bewegen sich damit am Boden fort. Danach bildet sich der Dissoconch, das Adultgehäuse, aus und die Muschel heftet sich mit Byssusfäden am Untergrund fest.
Taxonomie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Art-Taxon wurde 1857 von Wilhelm Dunker als Volsella fortunei aufgestellt.[3] Die Gattung Limnoperna wurde 1882 von Alphonse Trémeau de Rochebrune vorgeschlagen.[4] Die Typusart ist Dreissena siamensis Morelet, 1866 durch die Bestimmung des Autors; diese Art ist ein jüngeres Synonym von Volsella fortunei Dunker, 1857. Die Unterfamilie Limnoperninae wurde 1979 von Orest Scarlato und Jaroslav Starobogatov aufgestellt.[5] Typusgattung und einzige Gattung der Limnoperninae ist Limnoperna de Rochebrune, 1882. Ein jüngeres Synonym ist Dreissena siamensis Morelet, 1866.[6]
Belege
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Demetrio Boltovskoy (Hrsg.): Limnoperna Fortunei: The Ecology, Distribution and Control of a Swiftly Spreading Invasive Fouling Mussel. Invading Nature Springer Series in Invasion Ecology, 10, XXXI, 476 S., Cham [u. a.], Springer International Publishing; 2015, ISBN 978-3-319-13494-9; ISBN 978-3-319-13493-2
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b Márcia Divina de Oliveira, Alice M. Takeda, Luciano Fernandes de Barros, Domingos Sávio Barbosa, Emiko Kawakami de Resende: Invasion by Limnoperna fortunei (Dunker, 1857) (Bivalvia, Mytilidae) of the Pantanal Wetland, Brazil. Biological Invasions, 8(1): 97-104, 2006. doi:10.1007/s10530-006-1833-0
- ↑ Juan M. Clemente and Ernesto Brugnol: First record of Limnoperna fortunei (Dunker, 1857) (Bivalvia: Mytilidae) in continental waters of Uruguay (Río Negro and Río Yí). Bol. Soc. Zool. Uruguay, 2. época, 13: 29-33, 2002 PDF ( des vom 4. März 2016 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Wilhelm Dunker: Mytilacea nova collectionis Cumingiae. Proceedings of the Zoological Society of London, 24: 358-366, London (1856) 1857 Online bei www.biodiversitylibrary.org (S. 361/2)
- ↑ Alphonse Trémeau de Rochebrune: Supplement aux documents sur la faune malacologique de la Cochinchine et du Cambodge. Bulletin de la Societé Philomatique de Paris, serie 7, 6: 99-118, Paris 1882 Online bei www.biodiversitylibrary.org (S. 102/3)
- ↑ Orest A. Skarlato, Jaroslav. I. Starobogatov, The Major Features of Evolution and System of the Class Bivalvia, Trudy Zool. Inst. Akad. Nauk SSSR, 80: (Morphology, Systematics, and Phylogeny of Mollusks), 5–39, Moskau 1979.
- ↑ Arthur Morelet: Diagnoses de coquilles nouvelles de l'Indo-Chine. Revue et magasin de Zoologie pure et appliquée, serie 2, 18: 165-168, Paris 1866 Online bei www.biodiversitylibrary.org (S. 167/8)