Lindberg (Winterthur)
Der Lindberg ist ein Hügel im Norden der Stadt Winterthur im Schweizer Kanton Zürich. Der ihn bewachsende Lindbergwald ist ein beliebtes Naherholungsgebiet.
Lindberg | ||
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Mittlerer Walcheweiher im Lindbergwald | ||
Höhe | 554 m ü. M. | |
Lage | Winterthur, Kanton Zürich, Schweiz | |
Dominanz | 2,9 km → Hegiberg | |
Schartenhöhe | 97 m ↓ Bahnhof Oberwinterthur | |
Koordinaten | 698517 / 263415 | |
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Geografie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Unter den Stadtbergen Winterthurs ist der Lindberg mit 554 m ü. M. etwas weniger hoch als der Eschenberg (592 m) im Süden und der Hegiberg (594 m) im Osten, hingegen höher als der Brüelberg (547 m) im Westen und der Wolfensberg (527 m) im Nordwesten der Kernstadt.[1]
Der Lindberg schliesst die Stadt Winterthur gegen Norden nach Seuzach hin ab. Sein Waldgebiet gehört im Wesentlichen zu den Kreisen Stadt (Quartier Lind) und Oberwinterthur (Quartiere Zinzikon und Talacker). Im Nordwesten erstreckt es sich bis zum 505 m hohen Amelenberg auf dem Gemeindegebiet von Seuzach; dieser kleine Hügel ist allerdings durch die Autobahn A1 vom Rest des Waldes getrennt. Das ganze Waldgebiet ist etwa 3,6 Quadratkilometer gross, ohne Amelenberg etwa 3,2 Quadratkilometer.[1]
Flora
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Lindbergwald bestand ursprünglich vor allem aus einheimischen Rotbuchen und Stieleichen. In der Amtszeit der Stadtforstmeister Max Siber und Friedrich Arnold wurden 1896–1928 im gesamten Stadtwald 87'600 Stück fremdländischer Baumarten angepflanzt, wovon die meisten aber wieder verschwunden sind. Im Lindbergwald hat sich der grösste Bestand an solchen Neophyten aus Nordamerika (Douglasien und Roteichen) erhalten.[2]
Die Mammutbäume bei den Walcheweihern wurden zwischen 1896 und 1902 gepflanzt. Sie sind 35 bis 40 Meter hoch.[3] Zwei Bäume stehen zwischen dem mittleren und dem unteren Weiher (siehe Bild am Anfang des Artikels), fünf weitere etwa 100 Meter nordwestlich an derselben Waldstrasse (Untere Weiherstrasse).
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Lindberg wird 1180 erstmals in einer Urkunde als «Limperg» erwähnt. 1441 wird er als «lintperg», 1562 als «Lymberg», 1653 als «Limberg» erwähnt.[4] Tatsächlich ist der Name etymologisch nicht direkt auf den Lindenbaum (mhd. linde/linte), sondern auf das heutige Quartier «Lind» zurückzuführen, das an seinem Fusse liegt. Dieser Name geht auf den häufigen Flurnamen «Lind» zurück, der ein Lindengehölz bezeichnet. «Lindberg» bedeutet ursprünglich also «Berg am Lindenwald».[5]
Der Lindberg war bereits in der Antike bewohnt. Im spektakulären «Lindbergfund» von 1709 kamen Kultgegenstände aus römischer Zeit ans Licht, die eine Verschmelzung «von keltischen Religionsvorstellungen und römischer Formgebung»[6] aufwiesen. Er gilt als früher Nachweis für eine gallorömische Kultur.[7] An die römische Besiedlung erinnert der Flurname «Römerholz», nach dem die am Waldsaum gelegene Sammlung Oskar Reinhart «Am Römerholz» benannt ist.
Im Mittelalter lagen Gerichtsbarkeit und Jagdrecht zunächst bei den Grafen von Kyburg. Als diese 1264 ausstarben und die Stadt Winterthur an die Habsburger ging, wurde ihr im Rahmen der Verleihung des Stadtrechts vermutlich auch die Nutzung des Lindbergs und seines noch wesentlich kleineren Waldes übertragen.
Gegen Ende des 15. Jahrhunderts bestanden auf dem Lindberg vier Wüstungen aus ehemaligen Lehnshöfen. Um die stetig wachsende Stadt möglichst autonom und reichlich mit dem zentralen Rohstoff Holz versorgen zu können, wurden diese ab 1492 zu einem geschlossenen Waldkomplex aufgeforstet.[8]
Walcheweiher
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Südwesten des Lindbergwaldes befinden sich drei Weiher. Der mittlere «Walcheweiher» war spätestens seit dem 15. Jahrhundert in städtischem Besitz. Er wurde ab dem 17. Jahrhundert für den Betrieb einer Walkmühle im Haus «Zum Rosental» verwendet. 1813 wurde diese Walke unter Johannes Geilinger in eine mechanische Baumwollspinnerei umgewandelt. Um den gestiegenen Wasserbedarf zu decken, liess Geilinger 1818 auch den oberen Walcheweiher anlegen. Die Spinnerei ging 1827 bereits wieder ein. 1882 erhielt die Brauerei Haldengut von der Stadt das Recht, die Weiher im Winter zur Eisgewinnung zu nutzen. Die Brauerei legte dafür zusätzlich den dritten Walcheweiher an. Nach der Etablierung von Kühlanlagen kündigte sie 1934 den Pachtvertrag.
Nachdem 1999 die Waldeggsee-Initiative, welche die Erstellung eines Sees in Winterthur vorsah, abgelehnt worden war, liess der Stadtrat prüfen, ob die Winterthurer Stadtweiher als Badegewässer freigegeben werden könnten. Seit Juni 2000 ist das Baden in den Walcheweihern und dem Schützen- und Dättnauerweiher auf eigene Gefahr erlaubt.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Kurt Madliger: Die Winterthurer Stadtwaldungen. In: Schweizerische Bauzeitung, 79. Zürich 1961. S. 401–404.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Lindberg auf Waldzeit. Wälder von Winterthur.
- Lindbergwald im Winterthur Glossar.
- Walcheweiher im Winterthur Glossar.
- Walcheweiher auf der Website der Stadt Winterthur (mit Video).
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b Karte auf map.geo.admin.ch, abgerufen am 22. September 2024.
- ↑ Lindbergwald. In: Winterthur Glossar, abgerufen am 22. September 2024.
- ↑ Informationstafel «Mammutbaum» an der Unteren Weiherstrasse (Foto in Wikimedia Commons).
- ↑ ortsnamen.ch. Abgerufen am 21. September 2024.
- ↑ Andres Betschart, Stefan Busz, Miguel Garcia et al.: Von Ackeret bis Zytmoos. Strassennamen in Winterthur. Chronos Verlag, Zürich 2019, S. 12.
- ↑ Werner Ganz: Winterthur. Einführung in seine Geschichte von den Anfängen bis 1798. Buchdruckerei Winterthur, Winterthur 1960, S. 7.
- ↑ Robert Forrer: Die helvetischen und helveto-römischen Votivbeilchen der Schweiz. Basel 1948.
- ↑ Madlinger: Winterthurer Stadtwaldungen, 1961, S. 401.