Die Liste der Horus-Kindgottheiten gibt einen systematischen Überblick über alle bisher bekannten Horus-Kindgottheiten. Sie werden in chronologischer Reihenfolge aufgeführt. Ergänzend wird der Zeitraum genannt, in welchem die jeweiligen Horus-Kindgottheiten bezeugt sind.
Die näheren Beschreibungen in den Pyramidentexten zeigen zur späteren Ikonografie den markanten Unterschied, dass sich der Zeigefinger im Mund statt an der Unterlippe des Mundes befindet. Hintergrund dieser abweichenden frühen Charakterisierung bildete das Ziel, Horus als sehr junges Kind wiederzugeben.[1]
In den schriftlichen Quellen wechseln öfter die Bezeichnungen für Horus als Kind. Die zumeist verwendete Variante schließt das Lexemnechen ein, erst danach folgt chered und nur einmal hwn. Daneben wird Horus, das kleine Kind in den weiteren Nebenformen Kind in Chemmis und Kind im Inneren seines Nestes genannt.[2]
Der Name des Horus ist daher zumeist durch die beiden Bezeichnungen nechen und chered als Epitheton erweitert. Chered steht als Titel für ein Kind ohne bestimmtes Alter, in Kombination mit nechen wird jedoch auf die Lebensphase eines Säuglings oder Kleinkindes angespielt, weshalb das Epitheton in diesem Fall für junges Kind beziehungsweise kleines Kind steht.[1]
Die in der Ägyptologie öfter bis in das Alte Reich zurückreichende verwendete Bezeichnung Harpokrates ist als Gattungsbegriff für verschiedene Horus-Kindgottheiten zu verstehen, ohne jedoch als Nachweis für die tatsächliche Existenz des Harpokrates oder für eine übereinstimmende Genealogie verwendet zu werden.[3] Vom Alten Reich bis zum Ende des Neuen Reiches sind keine ikonografischen Darstellungen sowie kultische Verehrungen der Gottheit Horus, das Kind belegt. Außerdem fehlt eine gemeinsame göttliche Ebene, da die jeweiligen Kindgottheiten in den Texten unterschiedliche Attribute zugeordnet bekamen. Private Verehrungen konnten für jenen Zeitraum ebenfalls nicht nachgewiesen werden.[4]
Sandra Sandri: Har-Pa-Chered (Harpokrates): Die Genese eines ägyptischen Götterkindes (= Orientalia Lovaniensia analecta. Band 151). Peeters, Leuven 2006, ISBN 90-429-1761-X.