Liste der Krönungen französischer Monarchen
Die Liste der Krönungen der französischen Monarchen beinhaltet alle Erstkrönungen der Könige und Kaiser von Frankreich von der Teilung des fränkischen Reichs im Vertrag von Verdun im Jahr 843 bis zur letzten Krönung eines Monarchen im Jahr 1825.
Anmerkungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Karl der Kahle
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Dem althergebrachten Brauch der fränkischen Herrschaftsteilung folgend wurde Karl der Kahle bereits im September 832 von seinem Vater, dem König der Franken und römischen Kaiser Ludwig dem Frommen, zum König erhoben und mit dem Unterkönigreich Aquitanien ausgestattet. Allerdings geschah diese Königserhebung ohne die unter den Karolingern bereits üblich gewordene Weihe durch die sakralen Handlungen der Salbung und Krönung. Diese zwei Komponenten waren aber seit der Herrschaft König Pippins des Jüngeren unabdingbar zur Erlangung des Königsheils, durch das ein Mensch zur Herrschaft befähigt wurde. Karl dem Kahlen wurde Aquitanien nach wenigen Jahren wieder entzogen, bis er 839 schließlich das Land zwischen Maas und Loire, die westliche/neustrische Francia erhielt. Nach den folgenden Bruderkriegen unter den Karolingern erhielt er schließlich bei der Herrschaftsteilung im Vertrag von Verdun 843 das westliche Regnum einschließlich die Oberhoheit über Aquitanien zugesprochen, die westfränkischen Großen erkannten ihn als ihren König an.
Erst im Jahr 848 empfing Karl der Kahle in Orléans die volle herrschaftliche Weihe durch Salbung und Krönung, es ist dabei allerdings umstritten zu welchem Zweck. Der Vermerk des Bischofs Prudentius von Troyes suggeriert, dass sich Karl lediglich zum König von Aquitanien hat krönen lassen, da er im Anschluss an diesen Akt daranging, seinen Neffen, König Pippin II. von Aquitanien, zu entmachten, um Aquitanien seiner direkten Herrschaft zu unterstellen.[1] Ähnlich ging er 869 nach dem Tod seines Neffen Lothar II. vor, indem er Lotharingien besetzte und sich in Metz zu dessen König krönen ließ. Eine Proklamationsurkunde des in Orléans ausführenden Erzbischofs Wenilo von Sens lässt aber den Schluss zu, dass sich Karl der Kahle im Jahr 848 umfassend in die herrschaftlichen Würden eines fränkischen Königs nach karolingischen Brauch hat einsetzen lassen und dass dieser Akt für sein gesamtes Regnum Gültigkeit besaß.[2]
Mehrfachkrönungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die hier aufgeführte Liste nennt alle Erstkrönungen der westfränkischen bzw. französischen Könige und Kaiser, also jene Termine an welchen die Monarchen ihre Weihen und damit ihre Befähigung zur Herrschaftsausübung empfangen haben. Besonders im Mittelalter war es allerdings üblich, dass sich Könige mehrmals haben krönen lassen. Häufig geschah dies bei besonderen festlichen Anlässen religiöser wie auch politischer Natur. Meistens aber wurden die Könige anlässlich der Krönungen ihrer Ehefrauen erneut gekrönt.
Besonders erwähnenswerte Zweitkrönungen war jene von König Karl dem Kahlen, der sich am 9. September 869 in Saint-Étienne in Metz durch Erzbischof Hinkmar von Reims zum König von Lotharingien krönen ließ. Weiterhin wurde er am 25. Dezember 875 in Rom von Papst Johannes VIII. zum römischen Kaiser gekrönt. König Ludwig II. dem Stammler wurde erneut am 7. September 878 in Troyes die Krone aus der Hand Papst Johannes VIII. aufgesetzt und König Odo bekräftigte sein Königtum am 13. November 888 durch eine zweite Krönung in Reims.
Ort
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Unter den Karolingern und ersten Kapetingern variierten die Orte zur Krönung, zumeist war dies den politischen Umständen geschuldet. Seit dem 11. Jahrhundert kristallisierte sich aber mit der Kathedrale Notre-Dame in Reims ein fester Ort zur Verleihung der königlichen Weihen heraus. Am Ort der Taufe des ersten Frankenkönigs Chlodwig I. fand das kapetingische Königtum einen ideellen und spirituellen Anknüpfungspunkt an die Herrschertraditionen der Merowinger. Das in der Abtei Saint-Remi aufbewahrte Salböl, mit dem Chlodwig der Legende nach gesalbt wurde, diente seither auch bei den Weihen der kapetingischen Monarchen. Dem Erzbischof von Reims als Nachfolger des heiligen Frankenapostels Remigius gebührte seither auch das Privileg zur Erteilung der Weihen und das obwohl er in der französischen Kirchenhierarchie hinter dem Erzbischof von Sens zurückstand.
Sofern Königinnen zum Zeitpunkt der Krönungen ihrer Gatten bereits mit ihnen verheiratet waren, wurden sie in der Regel mit ihnen in Reims gekrönt. Bei Königinnen die einem bereits amtierenden König angeheiratet wurden, erteilte man hingegen die Weihen an einem anderen Ort. Zumeist war dies die Abtei Saint-Denis bei Paris, welche dem Schutzheiligen der Dynastie Dionysius geweiht war und deshalb in einem engen religiösen Verhältnis zum Königtum stand. Auch wurde häufig die königliche Privatkapelle (Sainte-Chapelle) genutzt, die von dem Familienheiligen Ludwig IX. (Saint-Louis) gebaut wurde.
Königinnen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Sofern Königinnen mit einem bereits amtierenden König verheiratet wurden, geschah ihre Krönung zumeist am Ort der Hochzeit einen oder wenige Tage darauf. Die erste Königin, deren Krönung schriftlich vermerkt wurde, ist Emma, die Ehefrau König Rudolfs. Sie wurde erst einige Monate nach ihrem Mann allein in Reims gekrönt, während sich der König im Kampf gegen seine Feinde befand. Das war ein Umstand, den die Chronisten ihrer Zeit für erwähnenswert hielten.[3] Inwiefern die Ehefrauen der vorangegangenen Herrscher gekrönt wurden, ist nicht festzustellen.
Unter dem Haus der Bourbonen wurde auf eine Krönung der Königinnen ganz verzichtet. Eine Ausnahme stellt hier nur Maria von Medici dar, die sich einen Tag vor der Ermordung ihres Mannes, König Heinrich IV., hat krönen lassen. Sie war damit auch die letzte gekrönte Königin.
Liste der Krönungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Karolinger und Robertiner
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Kapetinger
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Haus Valois
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Haus Bourbon
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bild | König und Königin | Datum | Ort | Ausführender |
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Heinrich IV. (1589–1610) |
27. Februar 1594 | Notre-Dame in Chartres | Nicolas de Thou, Bischof von Chartres | |
Margarete von Valois | --- | --- | --- | |
Maria von Medici | 13. Mai 1610 | Saint-Denis | ||
Ludwig XIII. (1610–1643) |
17. Oktober 1610 | Notre-Dame in Reims | François de Joyeuse, Erzbischof von Rouen | |
Anna von Österreich | --- | --- | --- | |
Ludwig XIV. (1643–1715) |
7. Juni 1654 | Notre-Dame in Reims | Simon Legras, Bischof von Soissons | |
Maria Teresa von Spanien | --- | --- | --- | |
Ludwig XV. (1715–1774) |
25. Oktober 1722 | Notre-Dame in Reims | Armand Jules de Rohan-Gémené, Erzbischof von Reims | |
Maria Leszczyńska | --- | --- | --- | |
Ludwig XVI. (1774–1792) |
11. Juni 1775 | Notre-Dame in Reims | Charles-Antoine de la Roche-Aymon, Erzbischof von Reims | |
Marie Antoinette von Österreich | --- | --- | --- |
Erstes Kaiserreich
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bild | Kaiser und Kaiserin | Datum | Ort | Ausführender |
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Napoleon I. (1804–1814) |
2. Dezember 1804 | Notre-Dame in Paris | Selbstkrönung | |
Joséphine de Beauharnais | 2. Dezember 1804 | Notre-Dame in Paris | Kaiser Napoleon I. | |
Marie-Louise von Österreich | --- | --- | --- |
Restauration
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bild | König und Königin | Datum | Ort | Ausführender |
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Karl X. (1824–1830) |
29. Mai 1825 | Notre-Dame in Reims | Jean Baptiste de Latil, Erzbischof von Reims |
Weitere Besonderheiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Neben der Kaiserkrönung Karls des Kahlen wurden Ludwig II. der Stammler und Ludwig VII. der Jüngere von Päpsten gekrönt, letzterer gar bei seiner Erstkrönung. Bei der Selbstkrönung von Napoleon Bonaparte zum Kaiser der Franzosen war Papst Pius VII. anwesend.
- Die Könige Karl der Dicke, Johann I., Ludwig XVIII. und Ludwig Philipp I., sowie Kaiser Napoleon III. wurden nicht gekrönt. Karl der Dicke wurde lediglich von den westfränkischen Großen anerkannt, Johann I. war ein Säugling der nach wenigen Tagen starb und Ludwig XVIII. verzichtete aus gesundheitlichen Gründen. Ludwig Philipp I. (1830) und Napoleon III. (1852) wurden in ihr Amt proklamiert.
- Guido von Spoleto wurde im März 888 als Gegenprätendent zu König Odo von den führenden burgundischen Großen zum westfränkischen König gewählt und gekrönt. Nachdem sich schnell seine Unterlegenheit gegenüber Odo offenbart hatte, zog sich Guido noch im selben Jahr nach Italien zurück und verzichtete auf das westfränkische Königtum.[4]
- König Heinrich VI. von England wurde während des hundertjährigen Krieges 1431 in Paris zum (Gegen)König von Frankreich gekrönt. Bei der Zeremonie waren ausschließlich englische Lords anwesend, die Krone empfing der junge König aus der Hand seines Onkels. Der französische Adel blieb dem fern und erkannte stattdessen Karl VII. an, der bereits 1429 in Reims gekrönt worden war.
- Die Krönung des ersten Bourbonen Heinrich IV. stellt eine Ausnahme dar, da sie nach der bereits etablierten Tradition nicht in Reims, sondern in Chartres stattfand. Während des noch stattfindenden Religionskrieges wurde ihm von der katholischen Liga der Einzug in Reims verweigert. Auch konnte deshalb nicht das Salböl des Chlodwig benutzt werden, weshalb man auf das des heiligen Martin von Tours zurückgriff, welches in der Abtei Marmoutier verwahrt wird.
- In Bourges fand die einzige Krönung südlich der Loire statt, anlässlich der Krönung Eleonores von Aquitanien mit ihrem Ehemann König Ludwig VII. im Jahr 1137.
- Königin Ingeborg von Dänemark wurde noch am Tag ihrer Krönung von ihrem Ehemann, König Philipp II. August, verstoßen, nur einen Tag nachdem sie ihn geheiratet hatte.
- Anna von Bretagne war die einzige Königin die zwei Mal gekrönt wurde, als Ehefrau zweier Könige.
- Der größte zeitliche Abstand zwischen Amtsantritt und Krönung betrug elf Jahre, solange musste der Sonnenkönig Ludwig XIV. warten. Erst nach sieben Jahren konnte Karl VII. von Jeanne d’Arc nach Reims geführt werden, Heinrich IV. beging erst nach fünf Jahren seine Krönung.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Joachim Ehlers (Hg.): Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888–1498. 1. Aufl. Beck, München 1996, ISBN 3-406-40446-4
- Peter Claus Hartmann (Hg.): Französische Könige und Kaiser der Neuzeit. Von Ludwig XII. bis Napoleon III. 1498–1870. 2. Aufl. Beck, München 2006, ISBN 3-406-54740-0
- Leon Levillain: Le sacre de Charles le Chauve à Orléans, in: Bibliothèque de l'Ecole des Chartes LXIV (1903), S. 31–53
- Guy Lanoë: L'ordo de couronnement de Charles le Chauve à Sainte-Croix d’Orléans (6 Juni 848), in: Kings and Kingship in Medieval Europe (1993), S. 41–68
- Richard A. Jackson: Ordines Coronationis Franciae : Texts and Ordines for the Coronation of Frankish and French Kings and Queens in the Middle Ages. Philadelphia 1995–2000
- Jean-Baptiste Lebigue: L'ordo du sacre d'Henri VI à Notre-Dame de Paris (16 décembre 1431), in: Notre-Dame de Paris 1163-2013 (2013), S. 319–363
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Prudentius von Troyes, Annales Bertiniani, hrsg. von Georg Waitz in Monumenta Germaniae Historica (MGH) SS rer. Germ. 5 (1883), S. 36
- ↑ Monumenta Germaniae Historica (MGH) Capitularia regnum Francorum II, Nr. 300, S. 451, cap. 3
- ↑ Flodoard von Reims, Annales, chronica et historiae aevi Saxonici, hrsg. von Georg Heinrich Pertz in Monumenta Germaniae Historica (MGH) SS 3, (1839), S. 372
- ↑ Annales Xantenses et Annales Vedastini, hrsg. von B. de Simson in Monumenta Germaniae Historica SS rer. Germ. 12 (1909), S. 64–65