Liste der Ortsnecknamen im Zollernalbkreis

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Hasenwedel-Denkmal in Hechingen-Boll

Diese Liste umfasst die im Zollernalbkreis überlieferten Ortsnecknamen.

Die ursprünglich als Spottnamen für die Dorfbewohner genutzten Bezeichnungen sind heute häufig Teil der örtlichen Folklore geworden. Vielerorts wurden Narrenzünfte mit entsprechend gestalteten Figuren nach dem Ortsnecknamen gegründet. In einigen Orten wurden die Ortsnecknamen auch in Denkmälern, Skulpturen oder Straßennamen verewigt.

Im Zollernalbkreis besonders häufig sind Necknamen, die sich auf Begebenheiten beziehen, bei denen jemand angeblich den Mond fangen oder irgendwie vom Himmel herabholen wollte. Auch die Bezeichnung Spältle(s)gucker ist für mehrere Ortschaften belegt.

Ort Neckname Bedeutung und Herkunft
Bad Imnau Storchenrupfer[1] Weil sie einmal einen Storch gerupft haben sollen.
Sauerwasserkröpf[1]
Balingen Laiblesfresser[2]
Laible/Loable[1]
Das Vespern spielte in Balingen stets eine große Rolle, belegt ist auch der „Balinger Gruß“ „Hoscht scho g’verschpert?“ (Hast du schon gevespert?). Eine populäre Anekdote erzählt von einem Balinger Feuerwehrmann, der bei einem Brand in einer Bäckerei in Heselwangen ausgerufen haben soll: „Schlaget d’Fenschter nei und holet d’Laible raus, dass mer drno glei veschpra ka!“ (Schlagt die Fenster ein und holt die Brotlaibe heraus, damit man danach gleich vespern kann)[3]
Mondrastupfer[2] „Mond-Herunter-Stecher“
Bänklessitzer[1][4] Weil die Leute dort nach Feierabend gerne auf einer Bank vor dem Haus sitzen, um zu tratschen.
Benzingen Gansschnäbel[2] Entweder weil sie beim Gänseessen die Schnäbel aus dem Fenster geworfen haben sollen oder weil ein Gänsediebstahl durch die weggeworfenen Schnäbel geklärt werden konnte.[1][5]
Bickelsberg Klotzköpf[2] „Klotzköpfe“
Binsdorf Nenzer[1] Wegen der Aussprach „nenz“ für „nichts“, während im benachbarten Erlaheim schon „nonz“ gesagt wird.
Bisingen Huldiger[2] bzw. Nichthuldiger[1]
Kirchemäus[2] „Kirchenmäuse“
Bitz Regenmolle[2] Regenmolle ist einerseits die Bezeichnung für Molche und teilweise auch für andere Kriechtiere, aber auch eine Bezeichnung für einen dickköpfigen Menschen.
Schnoga[6] Schnake, schwäbisch für Mücke
Blättringen Sausteigreiter[1]
Boll Hasenwedel[2][5] „Hasenschwänzchen“. Weil sie einmal einen Hasen, der auf der Gemarkungsgrenze erlegt wurde, gerade noch an der Blume erwischt hatten und die Nachbarn ihn aber schon an den Ohren hatten. Den Bollemern sei nur die Blume geblieben.[1]
Brittheim Spältlesgucker[1] Neugieriger Mensch
Burgfelden Stoaleskratzer[1] Wegen der steinigen Böden, auf denen man die Steine absammeln musste, um Ackerbau betreiben zu können.
Burladingen Bucklete[2] Bucklige
Nautle[2] Bedeutung unklar
Raucher[5]
Werlhorlz[1] „Nudelholz“, da der Burladinger Zungenschlag ein L, das auf einen Vokal folgt, als ‚rl‘ ausspricht.
Dautmergen Grundel, Grundlenbäuch[2] Wegen der vielen Grundeln (Schmerlen) in der Schlichem und ihren Nebenbächen.[1]
Dormettingen Klotzmesser[1] Wegen der dicken Heftmesser, die sie mit sich führten.
Dotternhausen Maufänger[1] „Mondfänger“, weil die Dotternhauserner einmal den Mond mit Misthaken herunterholen wollten.
Knausleschießer[2]
Dürrwangen Geißenschmitzer (-schwitzer)[2][4] „Ziegenfärber“. Weil sie ihre Ziegen gefärbt haben, um sie besser verkaufen zu können.[1]
Ebingen Hannebel[2] Möglicherweise eine Verballhornung des Doppelnamens Hans Adam oder aufgrund der Aussage eines betrunkenen Ebingers: „I han Nebel“ (Ich habe Nebel).[1]
Zwiebelliesen[2]
Mauvergauper[1] „Mondverschütter“, weil die Ebinger den sich im Brunnen spiegelnden Mond mit einem Eimer herausschöpfen wollten. Als der Mond aber nicht mehr im Eimer war, schrie einer: „O je, der Mau isch fort!, Morom hänt ihr au so gaupet?“ (Oje, der Mond ist fort! Warum habt ihr auch so viel verschüttet?)
Nordlichtspritzer[1] Weil die Ebinger einmal ein seltenes Nordlicht für einen Brand hielten und mit der Feuerspritze ausgerückt sind.
Endingen Ämpelesfaiser[2][4], Ämpelessoacher[1] „Ampel-Stinker“ oder „Ampel-Pinkler“
Engstlatt Sandfink[2] oder Sandsäck[1] Nach dem von dort verkauften Fegesand aus dem Stubensandstein.
Godnat[2] „Gutnacht“, so wurden die Engstlatter zumindest im Nachbarort Ostdorf genannt.
Schleifenscheißer[2]
Erzingen Pflommesäck[1][2][4] Pflaumensäcke wurde allgemein als Schimpfwort für einen schwerfälligen, unbeholfenen Menschen gebraucht, aber auch auf die vielen Pflaumen aus Endingen bezogen.
Frommern Hohlwegschlupfer/-fischer[2][1][4]
Gauselfingen Ganslauser[2][1][5] „Gansloser“ wohl aufgrund des ähnlichen Namensanklangs wie Ganslosen, was im Schwäbischen sprichwörtlich als Ort mit besonders einfältigen Bürgern genutzt wurde, ähnlich wie Schilda.
Moofänger[1] „Mondfänger“
Geislingen Hoke[1] „Haken“
Spandale[1]
Grosselfingen Steckenspringer[2][5]
Waihtäg(eter)[1][5] Von der Bezeichnung Waihtag für das jüngste Gericht (Wehtag)
Gruol Moofanger[1][5] „Mondfänger“, weil die Gruoler einmal den Mond mit Misthaken herunterholen wollten.
Haigerloch Stadtrutscher[5]
Hart Speackjäger[1]
Schlappairle[1]
Harthausen auf der Scher Vetter[2] „da alles im Dorfe verwandt oder verschwägert ist“[5]
Dull[2]
Hartheim Hülbeschlapper[1] Die Hülbe ist ein künstliches Gewässer, das in den Ortschaften der wasserarmen Alb als Wasserspeicher angelegt wurde.
Hausen im Killertal Steaklesbuabe[1] Stöckchen-Buben, wegen der von ihnen hergestellten Peitschenstecken.
Hechingen Gansfüß[2] „Gänsefüße“. Weil die Hechinger einer Erzählung nach ihr Rathaus an die Stelle bauten, an der sich zuvor eine Schar Wildgänse niedergelassen hat.
Schlecker[2]
Kuhwedelabhauer[2][5]
Hechinger Messer[2][5]
Dürre Hering[2]
Spüallumpefresser[1] Spüllappen-Fresser
Heidenstadt Goaße[1] Geißen
Heselwangen Laibleszwicker[2]
Höfendorf Wasserkröpf[1]
Hörschwag Spältlesgucker[1] Weil sie nur verstohlen hinter dem Vorhang hervorschauen[5]
Hossingen Schmalzköpf[2]
Stoaleskratzer[1] wegen der steinigen Böden, auf denen man die Steine absammeln musste, um Ackerbau betreiben zu können.
Isingen Halbherren[2] einer, bei dem es nicht zum ganzen Herr reicht
Kaiseringen Maustupfer[1] „Mondstecher“
Laufen an der Eyach Steinkratzer[2]
Scheckmanne[1] Weil sie ihre Ziegen scheckig gefärbt haben.
Goskräge[1] „Gänsekragen“
Lautlingen Gausspanner[1] „Gänsespanner“
Leidringen Lauber[2][1] Nach der dort üblichen Waldstreunutzung.
Margrethausen Lattenstrecker[2]
Laiblesverwürger[2]/Loableswürger[1] „wer heißhungrig Brot hinabwürgt“
Meßstetten Mistehocker[2]
Kälblefärber[2] Kälbchen-Färber. Weil ein Meßstettener Bauer ein Kalb angemalt hatte, um es besser verkaufen zu können. Die Farbe hat einem Regenguss aber nicht standgehalten und lief am Fell herab.[1]
Nebelspritzer[1] Weil die Meßstettener einmal den Nebel für den Rauch eines Feuers hielten und zum Löschen auszogen.
Nusplingen Saue[2] oder Sauländer[1] Der Plural von Sau ist entweder Säue oder Sauen. Diesen Ortsnecknamen erhielten häufig Orte, die auf der Grenze beider Wörter lagen.[2] Ob das auch für Nusplingen zutrifft, ist unklar.
Oberdigisheim Zottler[2][1]
Obernheim Bienen[2][1] oder Hommeler[1] Bienen oder Hummeln, weil sie ein unruhiges Völkchen seien. Bei den Bienen kommt hinzu, dass die für die Raumschaft ungewöhnliche Bezeichnung in Obernheim gebräuchlich ist, während ansonsten eher von Immen gesprochen wird.[1]
Onstmettingen Kälbleastreicher[2] Kälbchen-Anstreicher. Weil ein Onstmettinger Bauer einem Kalb das Fell gefärbt hat, um es besser verkaufen zu können.[1]
Ostdorf Spältlesgucker[1][4]
Owingen Schmuaka[2][5]
Rangendingen Narre[1] Narren
Jäge[1] Eichelhäher
Ringingen Gollen[2]/Gole[1][5] Gimpel
Roßwangen Moostupfer[1] Mondstecher, weil die Roßwanger einmal den Mond von der Lochen herabholen und ihn in einer Miste verstecken wollten.
Rosenfeld Hongerleider[1] „Hungerleider“, aufgrund des ihnen nachgesagten Geizes
Salmendingen Heufeldspringer[1] Die Hochebene zwischen Salmendingen und Ringingen nennt man Heufeld.
Schlatt Moofänger[1] „Mondfänger“
Halander[2] oder Haarländer[1] wohl vom Hanfanbau
Schömberg Hörnle[2], Hornasäger[1]
Lauxen[2] Laux ist eine Kurzvorm des Vornamens Lukas, die häufig pejorativ für dumme Personen genutzt wurde.
Ribelessupper[2][1] Die Ribelessuppe ist eine Suppe aus Brühe und hineingeriebenem Nudelteig. Sie wurde teilweise auch als Schömberger Suppe bezeichnet.
Grundelbäuch[2]
Schörzingen Halbhirn[2][1]
Sickingen Hornsteiner[1]
Schuirepuuzler[1]
Starzeln Bleachle[1]
Stein Sandbolle[1] Nach dem von den Steinern verkauften Sand, den sie aus dem Schilfsandstein gewonnen haben.
Steinhofen Sauköpf[1] Sauköpfe
Loableszweck[1] Leute, die wie eine Zecke am Brotlaib hängen
Stetten bei Hechingen Hageverschrecker[2][5] „Bullenerschrecker“, weil sie einmal einen Zuchtbullen mit einem Schreckschuss erschrecken wollten, dieser darauf aber tot umfiel.
Stetten bei Haigerloch Schmule[5]
Stetten unter Holstein Rauchkatzen[2][5]
Stockenhausen Kriesehoke[1] „Kirschen-Haken“
Kuckuck[1]
Straßberg Felsenanbinder[1] Weil sie einen Felsen, der herabzustürzen drohte, mit einer Kette fixieren wollten. Der Felsen ist aber unter der Kette hindurchgerutscht.
Öllampensoacher[1] Öllampen-Pinkler
Streichen Goaße[1] Geißen
Tailfingen Schlapper[2][1]
Thanheim Maurochsen[5]
Tieringen Schlapper/Schläpper[1]
Trillfingen Hochschüler[1] „weil sie gescheiter sein wollen als andere oder weil sie von ihrem hochgelegenen Dorfe nach Haigerloch in die Lateinschule kamen“[5]
Blockstrecker[5]
Truchtelfingen Bettelmanns-Metzger[2] „Weil sie eine Ochsen aufzogen, der bei jedermann nach Brot und Zucker schnüffelte und daher Bettelmann hieß.“[2]
Spelter[2] oder Spärltler[1] Wohl von der Lage im oberen Schmiechatal, das auch Spalt genannt wird. Der hiesige Zungenschlag spricht ein L nach Vokalen als rl aus.
Täbingen Knöpflessäck[2][1]
Meisailer[1] Wegen der Aussprache des Ausrufs „Meiner Seel“.
Unterdigisheim Teuchelmäus[1] Ein Teuchel ist eine hölzerne Wasserleitung, die mit bis zu zwei Metern langen Bohrern auf Kiefernstämmen gefertigt wurden, woruf man sich in Unterdigisheim wohl gut verstand.
Waldstetten Grundeln[2]
Spältlegucker[1]
Weildorf Storchenrupfer[1] Weil sie einmal einen Storch gerupft haben sollen.
Weilen unter den Rinnen Ummeler[1] Weil sie ein unruhiges Völkchen seien.
Weilheim bei Hechingen Hutzelbäuch[2]
Ränft[2] Ranft ist auch ein Schimpfwort für einen Geizhals.
Mostköpf[1]
Weilheim bei Balingen Lochenfüchs[2][1][4] Bezieht sich auf die Lochen, einen Höhenzug zwischen Weilstetten und Hausen am Tann.
Winterlingen Maßleidige[2] maßleidig bedeutet so viel wie missmutig, übel gelaunt, verstimmt, unverträglich, reizbar.
Hülbebrocker[1]
Zillhausen Spältlesgucker[1]
Zimmern Spältesgucker[5]
Zimmern unter der Burg Stecken[2][1]

Einzelnachweise

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  1. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y z aa ab ac ad ae af ag ah ai aj ak al am an ao ap aq ar as at au av aw ax ay az ba bb bc bd be bf bg bh bi bj bk bl bm bn bo bp bq br bs bt bu bv bw bx by bz ca cb cc cd ce cf cg ch ci cj ck cl Fritz Scheerer: Ortsnecknamen unserer Gegend. In: Heimatkundliche Vereinigung Balingen (Hrsg.): Heimatkundliche Blätter Balingen. Band 29, Nr. 10, 31. Oktober 1982, S. 373–374 (heimatkundliche-vereinigung.de [PDF; abgerufen am 26. November 2023]).
  2. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y z aa ab ac ad ae af ag ah ai aj ak al am an ao ap aq ar as at au av aw ax ay az ba bb bc bd be bf bg bh bi bj bk bl bm Schwäbisches Wörterbuch. Auf Grund der von Adalbert v. Keller begonnenen Sammlung und mit Unterstützung des Württembergischen Staates bearbeitet von Hermann Fischer. Zu Ende geführt von Wilhelm Pfleiderer. Bände I–VI.2 Tübingen 1901–1936.
  3. Inge Stoll: Die Balinger Loable. In: Stuttgarter Nachrichten. 17. April 2012, abgerufen am 26. November 2023.
  4. a b c d e f g Julius Hartmann, Eduard Paulus (Hrsg.): Beschreibung des Oberamts Balingen (= Die Württembergischen Oberamtsbeschreibungen 1824–1886. Band 60). W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, S. 149 (Volltext [Wikisource]).
  5. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u Anton Birlinger: Volkstümliches aus Hohenzollern. In: Dr. Anton Birlinger (Hrsg.): Alemannia - Zeitschrift für Sprache, Litteratur und Volkskunde des Elsaszes, Oberrheins und Schwabens. Band 12, 1884.
  6. www.zak.de