Liste von Auslandsreisen von Erich Honecker
Diese Liste enthält Auslandsreisen von DDR-Staats- und Parteichef Erich Honecker, vor allem als offizielle Staatsbesuche.
Übersicht
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Erich Honecker reiste in 38 Länder zu offiziellen Staatsbesuchen.[1] Am häufigsten war er in Moskau, dort aber meist zu informelle Treffen mit der sowjetischen Parteiführung.[2]
Besonders wichtig für ihn waren Staatsbesuche in westlichen Ländern, als Zeichen der Anerkennung der DDR. So reiste er nach Österreich (1980), Japan (1981), Finnland (1984), Italien (1985), in die Niederlande (1987), in die Bundesrepublik Deutschland (1987), nach Belgien (1987) und Frankreich (1988). Ein angestrebter Besuch in den USA kam nicht mehr zustande, da er 1989 seiner Ämter enthoben wurde.
Staatsbesuche (Auswahl)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 1972
- Ungarn, Anfang Februar, erster offizieller Auslandsbesuch als Parteichef
- UdSSR, 4.–10. April, inoffizieller Freundschaftsbesuch
- 1974
- Kuba, 20.–26. Februar
- Polen, Juni
- ČSSR, Oktober
- 1975
- Ungarn, März, zum Parteitag der USAP
- UdSSR, Oktober, mit Freundschaftsvertrag
- 1976
- UdSSR, 23. Februar–5. März, zum XXV. Parteitag der KPdSU, mit Besuch im Sternenstädtchen der Kosmonauten
- 1977
- Jugoslawien, Januar
- Rumänien, Februar
- Polen, Mai
- UdSSR, Juni, auch in Wolgograd
- Bulgarien, September
- Vietnam, Dezember
- Philippinen, Dezember
- Nordkorea, 8.–11. Dezember
- 1979
- Indien, 8.–12. Januar
- Libyen, 15.–17. Februar
- Angola, 17.–20., 24. Februar
- Sambia, 20.–22. Februar
- Mosambik, 22.–24. Februar
- Bulgarien, 1.–2. November
- Äthiopien, 12.–16. November
- VDR Jemen, 16.–17. November
- 1980
- Kuba, 26. Mai–1. Juni
- Rumänien, Ende Juni
- Österreich, 10.–13. November, erster Staatsbesuch in einem westlichen europäischen Land
- 1981
- UdSSR, 23. Februar–3. März, zu KPdSU-Parteitag
- Japan, 26.–31. Mai
- Mexiko, Oktober
- 1982
- Ungarn, Juni
- Syrien, Oktober
- Zypern, Oktober
- Kuweit, Oktober
- 1983
- Polen, August, erster ausländischer Staatsgast nach Ausrufung des Kriegsrechts
- ČSSR, Oktober
- 1984
- Äthiopien, 11.–13. September
- Djibouti, 13. September
- Finnland, 16.–19. Oktober
- Algerien, 17.–19. November
- 1985
- Italien, 23.–24. April, erster Besuch in einem NATO-Land
- Vatikanstadt, 24. April
- Jugoslawien, 2.–4. Oktober
- Griechenland, 9.–11. Oktober
- 1986
- UdSSR, 25. Februar – 6. März, zu KPdSU-Parteitag
- Schweden, 26.–27. Juni
- China, Oktober
- Nordkorea, 18.–21. Oktober
- Mongolei, Oktober
- 1987
- UdSSR, Mai, Staatsbesuch
- Niederlande, 3.–5. Juni[3]
- Bundesrepublik Deutschland, 7.–11. September
- Bulgarien, September
- Belgien, 13.–15. Oktober
- Rumänien, Oktober
- UdSSR, Anfang November, zum 70. Jahrestag der Oktoberrevolution
- 1988
- Frankreich, 7.–9. Januar
- UdSSR, 28.–29. September, Arbeitsbesuch
- Spanien, Oktober[4]
- 1989
- ČSSR, Anfang Mai
- UdSSR, 27. Juni–1. Juli, in Moskau und Magnitogorsk, letzter Staatsbesuch
Weitere offizielle Auslandsreisen (Auswahl)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Internationale Konferenzen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Helsinki, 30. Juli –1. August 1975, Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa, auch Gespräch mit Bundeskanzler Schmidt
Treffen der Ostblockstaaten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Krim, 2. August 1971, Treffen der Parteiführer
- Prag, 25.–26. Januar 1972, reguläre Tagung der Warschauer-Vertrags-Staaten
- Krim, 31. Juli 1972, Treffen der Parteiführer
- Krim, 30.–31. Juli 1973, Treffen der Parteiführer
- Warschau, 17.–18. April 1974, reguläre Tagung der Warschauer-Vertrags-Staaten
- Bukarest, 25.–26. November 1976, reguläre Tagung der Warschauer-Vertrags-Staaten
- Moskau, 22.–23. November 1978, reguläre Tagung der Warschauer-Vertrags-Staaten
- Warschau, 14. Mai 1980, reguläre Tagung der Warschauer-Vertrags-Staaten
- Moskau, 5. Dezember 1980, Gipfeltreffen der Warschauer-Vertrags-Staaten zur Krise in Polen, Honecker fordert eine baldige Intervention
- Prag, 4.–5. Januar 1983, reguläre Tagung der Warschauer-Vertrags-Staaten
- Moskau, 28. Juni 1983, Gipfeltreffen
- Moskau, 14. Februar 1984, Treffen, nach Beerdigung von Juri Andropow
- Moskau, 13. März 1985, Treffen, nach Beerdigung von Konstantin Tschernenko
- Warschau, 26. April 1985, Gipfeltreffen, erstmals mit Michail Gorbatschow
- Sofia, 22.–23. Oktober 1985, reguläre Tagung der Warschauer-Vertrags-Staaten
- Prag, 21. November 1985, Gipfeltreffen, Gorbatschow berichtete über Treffen mit US-Präsident Reagan
- Budapest, 10.–11. Juni 1986, reguläre Tagung der Warschauer-Verrtrags-Staaten
- Moskau, 10.–11. November 1986, Gipfeltreffen der Warschauer-Vertrags-Staaten, Reformrede von Michail Gorbatschow
- Warschau, 15.–16. Juli 1988, reguläre Tagung der Warschauer-Vertrags-Staaten
- Bukarest, 6. Juli 1989, reguläre Tagung der Warschauer-Vertrags-Staaten, vorzeitige Abreise wegen gesundheitlicher Probleme
Informelle Besuche bei den Parteiführern der KPdSU
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Erich Honecker war außerdem häufiger zu informellen Besuchen bei den Generalsekretären der KPdSU.
- Krim, August 1974–1982, jährliche Gespräche mit Leonid Breschnew[5]
- Moskau, 14. Juni 1984, Gespräch mit Konstantin Tschernenko
- Moskau, 17. August 1984, Gespräch mit Konstantin Tschernenko, im Beisein von Kurt Hager, Günter Mittag, Erich Mielke, sowie Michail Gorbatschow und zwei weiteren sowjetischen Politikern. Die DDR-Delegation wird scharf gerügt für ihre versuchte Annäherung an die Bundesrepublik, der geplante Honecker-Besuch dort muss abgesagt werden[6]
- Moskau, 3.–4. Mai 1985, erste Begegnung mit Michail Gorbatschow als neuem KPdSU-Generalsekretär[7]
- Moskau, 3. Oktober 1986, Gespräch mit Michail Gorbatschow, der Honecker für seine Reformunwilligkeit kritisiert[8]
Beerdigungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Belgrad, 8. Mai 1980, Beerdigung von Josip Broz Tito, Gespräch mit Bundeskanzler Helmut Schmidt
- Moskau, 14. November 1982, Beerdigung von Leonid Breschnew, Gespräch mit Bundespräsident Carstens
- Moskau, 13. Februar 1984, Beerdigung von Juri Andropow, erstes persönliches Gespräch mit Bundeskanzler Helmut Kohl
- Moskau, März 1985, Beerdigung von Konstantin Tschernenko, Gespräch mit Bundeskanzler Helmut Kohl
Sonstiges
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Erich Honecker wurde in den meisten Ländern mit umfangreichem Zeremoniell empfangen, auch in den westlichen Staaten.
„Mit Böllerschuß und Fanfarenklang, mit Kinderjubel und Kaiservisite empfing Tokio den Staatsratsvorsitzenden der DDR, Erich Honecker, zum Staatsbesuch. Kein König, kein amerikanischer Präsident ist im Nachkriegs-Japan mit erlesenerem Zeremoniell, mit ausgesuchterer Höflichkeit und Aufmerksamkeit bedacht worden (...).“[9]
In der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba säumten bei seiner Ankunft 1979 angeblich eine Million Menschen die Straßen.[10] Erich Honecker und seine Delegation legten auf diese äußerlichen Aufmerksamkeiten sehr viel Wert.[11] Sie entsprachen aber in den meisten Fällen nicht der tatsächlichen politischen Bedeutung der DDR für diese Länder.
Die Ehefrau Margot Honecker begleitete ihren Mann grundsätzlich nicht zu Auslandsreisen.[12] Selbst bei Staatsbesuchen in Berlin ließ sie sich gelegentlich von Frau Krenz oder Frau Fischer als Begleiterinnen von Raissa Gorbatschowa vertreten.[13]
Gegendemonstrationen sind nur von seinem Besuch in den Niederlanden 1987 bekannt. Der einzige etwas gefährlichere Zwischenfall ereignete sich bei der letzten Auslandsreise im sowjetischen Magnitogorsk Ende Juni 1989.[14] Dort wurde Erich Honecker von einer wütenden Menschenmenge von der Bühne vertrieben. Nach seiner verspäteten Ankunft in der Stadt war das Musikprogramm verändert worden, das laufende Rockkonzert wurde durch ein Folkloreensemble mit Balalaikas ersetzt. Dieses gefiel dem Publikum nicht und so gab es lautstarke Proteste und leere Wodkaflaschen flogen in Richtung der Gäste, die den meisten wahrscheinlich unbekannt waren...
Berichterstattung in den Medien der DDR
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Über die Auslandsreisen der Staatsdelegationen besonders mit Erich Honecker wurde in den DDR-Medien ausführlich berichtet. Das SED-Zentralorgan Neues Deutschland und die Nachrichtensendungen der Aktuellen Kamera informierten detailliert über die einzelnen Besuchstage, etwas kürzer alle anderen Tageszeitungen. Zusammenfassende Berichte gab es danach auch in Zeitschriften wie der Neuen Berliner Illustrierten (NBI) und Horizont. Über einige Reisen wurden sogar umfangreiche Bildbände herausgegeben, zum Beispiel über Kuba 1974 und Afrika 1979. Auch die DEFA zeigte Dokumentarfilme über einige Besuche.
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Geschenke von Auslandsreisen BStU, Bundesarchiv, aus dem Nachlass
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ DDR-Souvenirs Deutsches Historisches Museum, zählte 38 Länder
- ↑ Lorenz Herzog, Honecker privat. Ein Personenschützer erzählt, Das Neue Berlin, 2012; begleitete Erich Honecker in 15 Jahren etwa 400 mal nach Moskau
- ↑ Neues Deutschland vom 5. Juni 1987 Artikelanfänge
- ↑ Erich Honecker und König Juan Carlos DDR-Bildarchiv
- ↑ Hans-Hermann Hertle: Risse im Bruderbund. Die Gespräche Breschnew – Honecker 1974 bis 1982, Ch. Links, Berlin 2006; nach Gesprächsprotokollen
- ↑ Gesprächsprotokolle Argus BStU, auch vom 14. Juni und 13. August 1984 in Moskau
- ↑ Besuch von Erich Honecker bei Michail Gorbatschow 1985 Zeitklicks
- ↑ Niederschrift über ein Gespräch zwischen Erich Honecker und Michail Gorbatschow am 3. Oktober 1986 Chronik der Mauer
- ↑ Kaiser und Kommunist, in Der Spiegel vom 23. Mai 1981 Text, über seinen Besuch in Japan 1981
- ↑ Neues Deutschland vom 13. November 1979, S. 2, wahrscheinlich nach Angaben des Gastgeberlandes Äthiopien
- ↑ Pomp, Prunk und Sozialismus, in Tagesspiegel vom 3. Oktober 2004 Text; Erich Honecker und andere Politiker schauten sich die DEFA-Dokumentarfilme über die Besuche an und genossen die Aufmerksamkeiten
- ↑ Ed Stuhler, Margot Honecker, 2003; auch Bernd Brückner, An Honeckers Seite. Der Personenschützer des ersten Mannes, Berlin 2014; es ist keine Auslandsreise bekannt, bei der sie ihn begleitete
- ↑ Für Honecker wurde die Autobahn kilometerweit gesperrt, in Die Welt, vom 11. April 2016 Text, nach Aussage von Bernd Brückner
- ↑ Yvonne Schymura, Erichs treuer Schatten. Honeckers Leibwächter, in Der Spiegel, vom 9. Mai 2004 Text; nach dem Buch von Bernd Brückner