Lizzo

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Lizzo (2019)

Melissa Viviane Jefferson (* 27. April 1988 in Detroit, Michigan), besser bekannt unter ihrem Künstlernamen Lizzo, ist eine US-amerikanische Sängerin, Rapperin und Songwriterin. Ihr zwischen Pop, R&B und Hip-Hop angesiedeltes musikalisches Schaffen widmet sich Themen wie Diversität und Body Positivity. 2019 veröffentlichte sie mit Cuz I Love You erstmals ein Studioalbum bei einem Major-Label, was ihr neben dem kommerziellen Durchbruch zahlreiche Nominierungen und Preise, darunter acht Nominierungen für den Grammy Award, einbrachte.

Melissa Viviane Jefferson kam 1988 in Detroit zur Welt und wuchs in einer Familie musikalischer Laien auf. Bis sie zehn Jahre alt war, wurde sie in der „Motor City“ ausschließlich mit Gospel sozialisiert. Dann übersiedelte sie mit ihren Eltern nach Houston, wo sie erstmals mit anderen Musikrichtungen, allen voran Hip-Hop, in Berührung kam. Sie begeisterte sich außerdem für klassische Musik und begann im Alter von zwölf Jahren mit dem Flötenspiel.[1] Während sie sich einigen R&B- und Rap-Gruppen anschloss, unter anderem der an Crime Mob angelehnten Cornrow Clique,[2] spielte sie auch in Marching Bands und begann an der University of Houston ein Studium mit dem Hauptfach klassische Flöte. Nach einer Selbstfindungsphase entschied sie sich für eine Gesangskarriere. 2010 starb Lizzos Vater, zugleich ihr musikalisches Vorbild, was bei ihr eine Depression auslöste.[3] 2011 zog sie nach Minneapolis.[4]

Nachdem es in mehreren Bands in Houston zu keiner produktiven Zusammenarbeit gekommen war, folgte Lizzo 2011 dem Ruf eines Freundes nach Minneapolis. Sie arbeitete an ihrer Stimme, wurde Frontfrau der Gruppe Lizzo & The Larva Ink und schloss sich der TLC-inspirierten Band The Chalice an.[5] 2013 veröffentlichte sie beim Indie-Label Totally Gross Domestic Product ihr erstes Soloalbum Lizzobangers. Das Time Magazine nahm Lizzo daraufhin in seine Liste von 14 besonders vielversprechenden Künstlern für das Jahr 2014 auf.[6] Im folgenden Jahr erregte sie als Background-Sängerin/Rapperin Aufmerksamkeit. Gemeinsam mit Sophia Eris übernahm sie den Rap-Part auf dem Track Boytrouble vom Prince-Album Plectrumelectrum. Daneben arbeitete sie mit Clean Bandit auf New Eyes und Bastille auf Torn Apart zusammen.[5]

2015 erschien ihr zweites Studioalbum Big Grrrl Small World im Selbstverlag.[5] In der Folge vernetzte sich Lizzo mit dem Produzenten Ricky Reed, der bereits mit Künstlern wie Kesha, Pitbull und Fifth Harmony zusammengearbeitet hatte. Reed verschaffte ihr einen Plattenvertrag mit Atlantic Records, und sie begann zwischen Minneapolis und Los Angeles zu pendeln, während sie an neuem Material arbeitete. Ihre erste Major-EP Coconut Oil mit der Durchbruchsingle Good as Hell erschien im Oktober 2016 und erreichte Platz 44 der Top R&B/Hip-Hop Alben. Lizzo ließ sich gänzlich in Los Angeles nieder, wo sie die Moderation der MTV-Sendung Wonderland übernahm.[2]

In den folgenden zwei Jahren arbeitete sie an ihrem dritten Studioalbum. 2018 tourte sie mit Haim und Florence + the Machine und brachte unter anderem die Singles Fitness und Boys heraus. Anfang des Jahres 2019 erschien ihre bis dahin erfolgreichste Single Juice, die in mehreren Ländern die Charts erreichte und das Album Cuz I Love You ankündigen sollte. Die Verwendung ihrer Songs in einem Netflix-Trailer und anderen Werbespots, ein Auftritt beim Coachella-Festival sowie mehrere Fernsehauftritte – unter anderem beim deutschen Neo Magazin Royale – steigerten ihre Popularität.[3] Daneben entstand ein YouTube-Clip, in dem sie die bekannte „Jazzflöten-Szene“ aus Anchorman – Die Legende von Ron Burgundy mit Will Ferrell parodiert.[7] Ihr drittes Studioalbum erhielt hervorragende Kritiken und erreichte Platz eins der iTunes-Charts.[8] Die auf der Deluxe-Edition des Albums enthaltene Single Truth Hurts erreichte knapp zwei Jahre nach ihrer Erstveröffentlichung Platz eins der Billboard Hot 100 und wurde mehrfach mit Platin ausgezeichnet. Diese Erfolge machten sie am Jahresende mit acht Nominierungen zu einer der Favoritinnen für den Grammy Award. In den vier Hauptkategorien konnte sie sich nicht durchsetzen, sie gewann aber drei Auszeichnungen in den Feldern R&B und Pop.

Im Juli 2022 veröffentlichte sie ihr viertes Studioalbum Special, das auf Platz zwei in die Billboard-Charts einstieg. Die bereits drei Monate vorher veröffentlichte Lead-Single About Damn Time erreichte daraufhin als erste Nummer mit dem Wort damn (verdammt) im Titel die Spitze der US-Charts.[9]

Im März 2024 deutete Lizzo per Instagram ihr Karriereende an.[10]

Film und Fernsehen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Neben ihrem musikalischen Durchbruch begann sie auch an Filmproduktionen mitzuwirken. 2019 hatte sie zunächst eine Sprechrolle im Animationsfilm UglyDolls und später eine Nebenrolle an der Seite von Jennifer Lopez in der Krimikomödie Hustlers. 2020 unterzeichnete sie einen Vertrag zur Produktion von Fernsehprogrammen für den Prime-Video-Streaming-Service von Amazon.[11] Lizzos Serie Watch Out for the Big Grrrls, in der sie Tänzerinnen für ihre Konzerte castet, wurde 2022 mit einem Primetime Emmy in der Kategorie Outstanding Competition Program ausgezeichnet und beendete damit eine vierjährige Siegesserie von RuPaul’s Drag Race.[12] 2023 spielte sie in der dritten Staffel der Serie The Mandalorian mit.

Vorwürfe zur Belästigung ihrer Mitarbeiterinnen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lizzo wird vorgeworfen, die Ex-Tänzerinnen ihres Teams gemobbt, belästigt und diskriminiert zu haben. Wie Anfang August 2023 bekannt wurde, erheben die Frauen Arianna Davis, Crystal Williams und Noelle Rodriguez zahlreiche Vorwürfe, darunter sexuelle, religiöse, rassistische Belästigung, Diskriminierung aufgrund einer Behinderung, Körperverletzung und Freiheitsberaubung. Die Tänzerinnen fordern Schadensersatz in nicht genannter Höhe.[13] Lizzo wies die Vorwürfe zurück und bezeichnete sie als „unglaublich“.[14]

Lizzo bei einem Konzert (2018)

Lizzo bewegt sich musikalisch zwischen R&B, Pop und Hip-Hop. Ihre Songs führen poppige Basslines mit Gospel-Riffs zusammen und kombinieren Rap, Querflöte, Songwriting und Tanz. Sie selbst beschreibt ihre Musik als „Church with a twerk“.[3][1] CNN verglich sie 2019 mit Amy Winehouse („aber profaner“), Erykah Badu („respektloser“) und Beyoncé.[15] Ihre Texte behandeln Themen der Diversität, Körperlichkeit, Sexualität, Hautfarbe oder Selbstbewusstsein.[16] Mit ihren tanzintensiven Bühnenshows, extravaganten Outfits und ausgefallenen Frisuren avancierte sie zu einer Ikone der Body Positivity. Sie engagiert sich gegen Bodyshaming in den Massenmedien. Für das Albumcover von Cuz I Love You ließ sie sich 2019 nackt ablichten.[3]

“I can’t wake up one day and not be black. I can’t wake up one day and not be a woman. I can’t wake up one day and not be fat.”

„Ich kann nicht eines Tages aufwachen und nicht schwarz sein. Ich kann nicht eines Tages aufwachen und keine Frau sein. Ich kann nicht eines Tages aufwachen und nicht fett sein.“

Lizzo (2018)[3]

Studioalben

Jahr Titel
Musiklabel
Höchstplatzierung, Gesamtwochen, AuszeichnungChartplatzierungenChartplatzierungenTemplate:Charttabelle/Wartung/ohne Quellen
(Jahr, Titel, Musiklabel, Plat­zie­rungen, Wo­chen, Aus­zeich­nungen, Anmer­kungen)
Anmerkungen
 DE  AT  CH  UK  US
2013 Lizzobangers
Totally Gross National Product
Erstveröffentlichung: 15. Oktober 2013
2015 Big Grrrl Small World
BGSW
Erstveröffentlichung: 11. Dezember 2015
2019 Cuz I Love You
Nice Life, Atlantic Records
AT66
(1 Wo.)AT
CH75
(1 Wo.)CH
UK30
Gold
Gold

(47 Wo.)UK
US4
Platin
Platin

(145 Wo.)US
Erstveröffentlichung: 19. April 2019
Verkäufe: + 1.380.000
2022 Special
Nice Life, Atlantic
DE18
(2 Wo.)DE
AT17
(1 Wo.)AT
CH14
(3 Wo.)CH
UK6
(5 Wo.)UK
US2
(36 Wo.)US
Erstveröffentlichung: 15. Juli 2022
Verkäufe: + 55.000
Jahr Award Nominiertes Werk Kategorie Resultat
2019 American Music Awards Sie selbst New Artist of the Year Nominiert
Favorite Female Artist – Soul/R&B Nominiert
Juice Favorite Song – Soul/R&B Nominiert
BET Awards Sie selbst Best Female Hip-Hop Artist Nominiert
Bravo Otto Sie selbst Newcomer Nominiert
International Music Award Sie selbst Style Gewonnen
MTV Europe Music Awards Sie selbst Best New Act Nominiert
Best Push Act Nominiert
Best US Act Nominiert
MTV Video Music Awards Sie selbst Best New Artist Nominiert
Push Artist of the Year Nominiert
Tempo Best Power Anthem Nominiert
Truth Hurts Song of Summer Nominiert
People’s Choice Awards Cuz I Love You Album of 2019 Nominiert
Q Awards Juice Best Track Nominiert
Soul Train Music Awards Juice Song of the Year Nominiert
Video of the Year Gewonnen
The Ashford & Simpson Songwriter’s Award Nominiert
Best Dance Performance Nominiert
Cuz I Love You Album/Mixtape of the Year Gewonnen
Sie selbst Best R&B/Soul Female Artist Nominiert
Streamy Awards Sie selbst Breakthrough Artist Nominiert
Teen Choice Awards Sie selbst Choice Breakout Artist Nominiert
Choice Summer Female Artist Nominiert
Truth Hurts Choice Summer Song Nominiert
2020 Grammy Awards Sie selbst Best New Artist Nominiert
Cuz I Love You Album of the Year Nominiert
Best Urban Contemporary Album Gewonnen
Truth Hurts Record of the Year Nominiert
Song of the Year Nominiert
Best Pop Solo Performance Gewonnen
Exactly How I Feel Best R&B Performance Nominiert
Jerome Best Traditional R&B Performance Gewonnen
2022 Emmy Awards Watch Out for the Big Grrrls Outstanding Competition Program Gewonnen
2023 Grammy Awards About Damn Time Record of the Year Gewonnen
Song of the Year Nominiert
Best Pop Solo Performance Nominiert
Special Album of the Year Nominiert
Best Pop Vocal Album Nominiert
Commons: Lizzo – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. a b Brittany Spanos: Lizzo on Judging ‘Drag Race,’ Working With Prince and Becoming Eternal. Rolling Stone, 24. Juli 2018, abgerufen am 27. April 2019 (englisch).
  2. a b Sandra E. Garcia: Lizzo Wants to Build You Up. The New York Times, 18. September 2018, abgerufen am 27. April 2019 (englisch).
  3. a b c d e Bethonie Butler: How Lizzo went from underground phenom to rising pop star. The Washington Post, 24. April 2019, abgerufen am 27. April 2019 (englisch).
  4. Lizzo: Moving to Minneapolis 'one of best decisions I've made' - Bring Me The News. 27. April 2019, abgerufen am 30. März 2024.
  5. a b c David Jeffries: Lizzo – Biography. Allmusic, abgerufen am 27. April 2019 (englisch).
  6. Melissa Locker: 14 Musical Acts To Watch in 2014. Time, 13. November 2013, abgerufen am 27. April 2019 (englisch).
  7. The Legend of LIZZO – Jazz Flute Scene. Lizzo/YouTube, 5. März 2019, abgerufen am 27. April 2019 (englisch).
  8. Adam Uren: Lizzo’s new album goes to No. 1 on iTunes, and critics love it. Bring Me The News, 20. April 2019, abgerufen am 27. April 2019 (englisch).
  9. Gary Trust: Lizzo’s ‘About Damn Time’ Hits No. 1 on Billboard Hot 100. Billboard, 25. Juli 2022, abgerufen am 13. September 2022 (englisch).
  10. US-Musikerin Lizzo deutet Rückzug aus Musikgeschäft an. In: Spiegel. 30. März 2024, abgerufen am 30. März 2024.
  11. R&B star Lizzo to produce TV programming for Amazon’s streaming service. In: Reuters. 6. August 2020, abgerufen am 7. August 2020 (englisch).
  12. Selome Hailu: Lizzo’s ‘Big Grrrls’ Wins Competition Series Emmy: ‘All I Wanted to See Was Someone Fat Like Me, Black Like Me’. Variety, 12. September 2022, abgerufen am 13. September 2022 (englisch).
  13. Mitarbeiterinnen sexuell gedemütigt? Schwere Vorwürfe gegen US-Sängerin Lizzo. WDR, 2. August 2023, abgerufen am 2. August 2023.
  14. Lizzo wehrt sich gegen Missbrauchsvorwürfe ihrer Tänzerinnen. In: FAZ.NET. 3. August 2023, ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 4. August 2023]).
  15. Kendall Trammell: Lizzo is the musical artist you need to hear right now. CNN, 22. April 2019, abgerufen am 26. April 2019 (englisch).
  16. Süddeutsche Zeitung: Oh, die Vergänglichkeit! Abgerufen am 23. Dezember 2019.