Lobet den Herren alle, die ihn ehren
Lobet den Herren alle, die ihn ehren ist ein geistliches Morgenlied und eines der bekanntesten deutschen lutherischen Kirchenlieder. Der zehnstrophige Text mit der originalen Anfangszeile Lobet den Herren alle, die ihn fürchten stammt von Paul Gerhardt, die dazu komponierte Melodie von Johann Crüger. Dieser veröffentlichte es erstmals 1653 in der 5. Auflage seines Gesangbuchs Praxis Pietatis Melica. Heute ist es in den meisten deutschsprachigen Kirchengesangbüchern enthalten, darunter im Evangelischen Gesangbuch (Nr. 447) und im katholischen Gotteslob (Nr. 81; ohne Strophen 4, 5 und 9).
Text
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Form
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Gedicht umfasst zehn Strophen zu drei elfsilbigen und einer fünfsilbigen Zeile nach dem im deutschen Humanismus und Barock vielfach nachgeahmten Vorbild der Sapphischen Strophe.[1]
Ungewöhnlich ist das von Gerhardt gewählte Reimschema [aabbx], das die erste Zeile in zwei Hälften teilt und die kehrversartige Schlusszeile „Lobet den Herren“ ohne Reim lässt. Auffallenderweise weicht Gerhardt von diesem Schema in der ersten Strophe ab, in der die Wörter „Herren“ und „fürchten“ ohne Reim bleiben. Alle neueren Gesangbücher setzen am Schluss der ersten Zeile „ehren“ und stellen dadurch die Formanalogie her, allerdings um den Preis einer Tautologie von „loben“ und „ehren“.
Inhalt
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die regelmäßig wiederkehrende Zeile „Lobet den Herren“ entspricht dem biblischen Ruf Halleluja, der zugleich Aufforderung zum Gotteslob und dessen Vollzug ist. Gerhardt macht diesen Ruf zum Morgengebet und motiviert ihn in den Strophen 2–5 mit dem Dank für die Bewahrung vor verschiedenen realen Gefährdungen der Nacht; dahinter mögen auch Erfahrungen aus dem Dreißigjährigen Krieg stehen. Die Strophen 6–9 sind ein Gebet um weiteren Schutz und um Bewahrung auf dem Weg der göttlichen Gebote in Erwartung des Kommens („deiner Zukunft“) und Gerichts Christi. Dieser eschatologische Horizont ist ausdrücklich Inhalt der bekenntnishaften Schlussstrophe.
Wortlaut
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Originalfassung (1660) | Heute üblicher Text (EG 447) |
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LObet den Herren / Alle / die ihn fürchten / |
Lobet den Herren alle, die ihn ehren; |
Melodie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Johann Crügers C-Dur entspricht der positiven und vertrauensvollen Grundstimmung des Textes. Im Wechsel von Vierteln und Halben gleicht sie den schwebenden Rhythmus der Sapphischen Strophe zur geraden Taktart aus.
inIn Crügers eigenen Ausgaben der Praxis Pietatis Melica ist der Melodie ein bezifferter Bass beigegeben. Sie selbst hat dort durch die tonleiterfremden Leittöne Fis in der ersten und Cis in der zweiten Zeile eine zusätzliche barocke Expressivität; diese sind in der heute gebräuchlichen Fassung getilgt. Ebenfalls getilgt ist – durch Einführung eines Melismas – die Synkope zur A-Moll-Schlusskadenz der dritten Zeile.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Andreas Marti: 447 – Lobet den Herren alle, die ihn ehren. In: Wolfgang Herbst, Ilsabe Seibt (Hrsg.): Liederkunde zum Evangelischen Gesangbuch. Band 15. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2009, ISBN 978-3-525-50339-3, S. 84–90.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ vgl. die Kirchenlieder Herzliebster Jesu, was hast du verbrochen von Johann Heermann und Lobet den Herrn und dankt ihm seine Gaben von Bartholomäus Ringwaldt