Lokremise (St. Gallen)
Die Lokremise ist eine ehemalige Lokremise in der Stadt St. Gallen. Das heute als Kulturzentrum eingerichtete Gebäude ist zusammen mit dem danebenliegenden Wasserturm für die Wassertanks der Dampflokomotiven ein Kulturdenkmal von nationaler Bedeutung. Es ist das grösste erhaltene Lokomotiv-Ringdepot der Schweiz.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Lokremise wurde zwischen 1903 und 1911 erbaut, während der Stickereiblüte und dem gleichzeitigen Aus- und Umbau des Hauptbahnhofs. Der Bau gilt als Pionierbau in Eisenbeton. Verziert war er mit einer Jugendstilfassade, wie die meisten Gebäude in St. Gallen zu jener Zeit – inklusive des danebenliegenden Bahnhofs und der Stickereihandelshäuser im Bahnhofsquartier. Zur Remise gehörten ein angrenzendes Badhaus (1902), zwei Hochkamine und der noch heute bestehende Wasserturm (Robert Maillart 1906) zur Versorgung der Dampflokomotiven.
Bis zu den 1980er Jahren wurde die Remise immer weniger benötigt. Dank der Elektrifizierung war eine Rundremise sowie deren Drehscheibe zum Wenden der Loks nicht mehr notwendig. Die Lokomotiven benötigten zudem weniger Unterhalt und dieser wurde auf wenige Standorte zentralisiert. Kulturelle Zwischennutzungen (z. B. durch die Sammlung Hauser & Wirth) konnten den Niedergang des Gebäudes nur begrenzt aufhalten.
Im Auftrag des Kantons und mit Zustimmung der Stimmbürger wurde die Remise 2009/2010 grundlegend umgebaut. Das Gebäude wurde innen praktisch vollständig entkernt und die neue Infrastruktur hineingebaut. Durch den Einbau von drei selbstständigen Einheiten (Haus-im-Haus-Prinzip) wurde der Bau in vier Zonen unterteilt: zwei Theaterzonen des Theaters St. Gallen, eine Kunstzone und eine Allgemeinzone mit Eingangsbereich und Restaurant. Die Renovation sollte den Ursprung des Gebäudes sichtbar bestehen lassen. Somit sind die Originalgleise, die alten Holztore, die ursprünglichen Säulen, sowie die Fassade und die Fenster erhalten geblieben. Einzig die Sichel, welche zur Verbindung aller Räume dient, wurde als Neuanbau dazugebaut.
Im September 2010 wurde die Lokremise mit einem 1000 Tage-Fest eröffnet und wird seither von der Stiftung Lokremise betrieben.
Die Stiftung Lokremise koordiniert den Kultur- und Gastronomiebetrieb und ist zudem für den «kleinen» Unterhalt des denkmalgeschützten Gebäudes zuständig. Für den «grossen» baulichen Unterhalt ist der Kanton St. Gallen als Besitzer des Gebäudes zuständig.
Spartenübergreifendes Kulturzentrum
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Heute sind in der Lokremise drei Partner (Konzert und Theater St. Gallen, Programmkino Kinok, Kunstmuseum St. Gallen) und ein Gastronomiepartner (Restaurant Brasserie Lok, Schatz AG) unter einem Dach versammelt. Zugleich steht die Lokremise Gastveranstaltern für Kulturprojekte, Tagungen und Präsentationen, Firmen- oder Festanlässe offen.
Bei günstigem Wetter kann man auf der Rondelle speisen. Im Wasserturm kann jeweils am Sonntag die Installation von Christoph Büchel erlebt werden.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Liana Ruckstuhl: Lokremise St. Gallen (= Typotron-Heft; 28). Typotron, St. Gallen 2010, ISBN 978-3-908151-58-6. (mit Erinnerungen pensionierter Lokomotivführer)
- Hans Rudolf Reust: "Das Architektonische Komponieren der Künste". Die Lokremise von Isa Stürm, Urs Wolf und Sebastian Müller in St. Gallen.
trans 19, composition, gta Verlag, ETH Zürich, 2011
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Koordinaten: 47° 25′ 17,7″ N, 9° 21′ 57,9″ O; CH1903: 745429 / 254094
- Verkehrsbauwerk in St. Gallen
- Theater (Schweiz)
- Gastronomiebetrieb (Schweiz)
- Kulturgut von nationaler Bedeutung im Kanton St. Gallen
- Erbaut in den 1910er Jahren
- Lokschuppen
- Kino in der Schweiz
- Unternehmen (St. Gallen)
- Schienenverkehr (Schweiz)
- Verkehrsbauwerk in Europa
- Umgenutztes Bauwerk im Kanton St. Gallen