Lokschuppen Fürth
Der Lokschuppen in Fürth liegt in der Nähe der U-Bahn-Haltestelle Stadtgrenze und steht unter Denkmalschutz. Er ist das älteste Denkmal der Eisenbahngeschichte Mittelfrankens und einer der ältesten noch erhaltenen Lokschuppen Deutschlands.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Lokschuppen wurde um 1860 mit der Bahnstrecke Nürnberg–Würzburg oder eventuell – jedoch aufgrund des Abstandes zur Trasse weniger wahrscheinlich – schon 1844 ff. im Zuge der Ludwig-Süd-Nord-Bahn und im Zusammenhang mit der sogenannten „Fürther Kreuzung“ erbaut. Er wurde für das Unterstellen von Rangierlokomotiven der Staatseisenbahn genutzt und eventuell für die LEG – Phoenix und Adler II der Ludwigseisenbahn. Die Rangierlokomotiven dienten zunächst vermutlich für den Austausch von Wagen zwischen der Staatseisenbahn und der privaten Ludwigseisenbahn. Auf den beiden Gleisen konnten bis zu vier Rangierlokomotiven untergestellt werden. Jedes der Gleise war mit einer Grube für Wartungsarbeiten versehen. Es gab einen (teilweise noch heute erhaltenen) Wasserspeicher im Dachgeschoss, um die Loks mit Wasser versorgen zu können.[1]
Im Jahre 1911 wurden an der Kopfseite des Schuppens ein Wohn- und Werkstättenanbau und in der Nähe der Anfahrtseite eine Remise (Schuppen oder Feldschmiede) errichtet. Alle drei Gebäudeteile stehen unter der Aktennummer D-5-63-000-1595 unter Denkmalschutz, die amtliche Adresse lautet Karolinenstraße 91.[2][3]
Die Deutsche Bahn nutzte die Gebäude bis Ende der 1980er Jahre. Danach kam es zum Verfall, der laut der Unteren Denkmalschutzbehörde bei der Stadt Fürth auf die „jahrelange Vernachlässigung notwendiger Mindestmaßnahmen eines sachgerechten Bauunterhaltes“ zurückzuführen ist. Mitte der 1990er Jahre wurden die beiden Gleise, die zum Schuppen führten, abgebaut. 2002 ging der Lokschuppen in den Besitz des Immobilienentwicklers Aurelis über, der sich gegen jede Bestandssicherung des Gebäudes (auch gerichtlich) wehrte.[4]
Seit dem 12. Dezember 2010 fährt in unmittelbarer Nähe die S-Bahn Nürnberg (S 1) eingleisig auf dem Gleis vorbei, das ursprünglich dem Anschluss des Ortsgüterbahnhofs Fürth an der Jakobinenstraße diente und auch zu den Verladeanlagen an der Gebhardtstraße führte.[5] 2012 erklärte sich das DB Museum Nürnberg bereit, den Lokschuppen nach einer Translozierung auf ihrem Freigelände aufzustellen, rückte jedoch 2014 von dieser Zusage wieder ab. Ende des Jahres 2015 verkaufte Aurelis den Lokschuppen an den Fürther Investor P & P,[4][6] der eine Nutzung und damit den Erhalt in Aussicht stellt.[7] Der Vorbesitzer Aurelis – vermutlich ist der Übergang notariell noch nicht abgeschlossen – stellte jedoch einen Abrissantrag, der im April 2016 zur Verhandlung kam und zunächst vertagt wurde.[8] Im November 2016 sagte der Firmenchef von P&P, Michael Peter, wiederum eine Sicherung und Sanierung des Gebäudes einschließlich der Remise zu, die Klage werde zurückgenommen.[9][10]
Der neue Eigentümer begann nach dem Erwerb des Gebäudes mit ersten Sicherungsmaßnahmen. Vorerst schützt ein Übergangsdach das Gebäude vor Witterungseinflüssen. Nach Abstimmung mit dem Landesamt für Denkmalpflege soll der Lokschuppen renoviert und damit für die Nachwelt erhalten werden. Der Eigentümer plant, das Gebäude für Gewerbe-, Büro- und Wohnzwecke nutzbar zu machen.[11] Aber auch 2024 sind vor Ort noch keine Sanierungsmaßnahmen auszumachen. Inzwischen hat der Bund jedoch Fördermittel für die Sanierung diese denkmalgeschützten Gebäudes verfügbar gemacht.[12]
Bausubstanz
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Lokschuppen wurde aus Sandsteinblöcken mit zwei Gleisen, Wartungseinrichtungen für Dampflokomotiven und mit einem mit Bitumen gedeckten Dach mit Holzdachstuhl (Satteldach) errichtet.
Die beiden später ergänzten Gebäude (Wohngebäude und Remise) wurden in Ziegelbauweise ausgeführt und verputzt. Sie erhielten ein gedecktes Dach mit einem Dachstuhl aus Holz. Das Dach des Wohngebäudes wurde als Schopfwalmdach ausgeführt.[13]
Vor 2004 wurde das Dach des Lokschuppens durch einen Brand schwer beschädigt. Das Gebäude ist vom Abriss oder Abgang bedroht.[4]
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Denkmalnetz Bayern: Lokschuppen von 1860 - Ältester erhaltener Lokschuppen Deutschlands verrottet.
- Alexander Mayer: Wie die Rettung des Lokschuppens versemmelt wurde. In: Fürther Freiheit vom 6. November 2015.
- Volker Dittmar: Die wichtigsten Hausaufgaben der Denkmalstadt Fürth. In: Nordbayern.de vom 7. Januar 2014.
- Volker Dittmar: Schlosserei am Lokschuppen interessiert. In: Nordbayern.de vom 17. September 2011.
- Voker Dittmar: Neuer Anlauf zum Rettungsversuch. In: Nordbayern.de vom 26. August 2011.
- Volker Dittmar: Einzigartiges Bahndenkmal verfällt. In: Nordbayern.de vom 12. März 2011.
- Alexander Mayer: Lokschuppen verfällt weiter. In: Rundbrief des Stadtheimatpflegers Nr. 67 vom 27. Februar 2011, S. 6.
- Alexander Mayer: Führung zur Fürther Verkehrsgeschichte. In: Rundbrief des Stadtheimatpflegers Nr. 66 vom 10. September 2010.
- Volker Dittmar: Wieder Hoffnung für Lokschuppen. In: Nordbayern.de vom 22. März 2007.
- Historischer Lokschuppen wird saniert. Auf: fuerth.de – Stadtnachrichten vom 21. April 2006.
- FürthWiki: - Bildergalerie.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Alexander Mayer: Zu Wasser, zu Lande und in der Luft. Sutton, Erfurt 2010, ISBN 978-3-86680-594-1, S. 59 ff.
- Fürther Geschichtswerkstatt (Jörg Schäfer, Werner Schmidt, Lothar Berthold): Eisenbahnstadt Fürth. Fürth 2007, ISBN 3-927347-66-3. S. 16 f., 22.
- Wolfgang Mück: Deutschlands erste Eisenbahn mit Dampfkraft. Die königlich private Ludwigs-Eisenbahn zwischen Nürnberg und Fürth. Hrsg.: Verein für Heimatforschung "Alt-Fürth" (= Fürther Beiträge zur Geschichts- und Heimatkunde. Band 3). Spindler und Verein, Nürnberg und Fürth 1985, DNB 860658317, S. 210 ff.
- Hans-Peter Schäfer: Die Anfänge der fränkischen Eisenbahn. Würzburg 1985, ISBN 3-8003-0257-8, S. 41 ff.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Mayer: Zu Wasser, zu Lande und in der Luft. 2010. S. 63.
- ↑ Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege: Baudenkmäler in Fürth auf geodaten.bayern.de, abgerufen am 25. Februar 2024
- ↑ Nordbayern.de vom 12. März 2011: Einzigartiges Bahndenkmal verfällt.
- ↑ a b c Alexander Mayer: Wie die Rettung des Lokschuppens versemmelt wurde. In: Fürther Freiheit vom 6. November 2015.
- ↑ Nahverkehr-franken.de, Abruf am 24. November 2015.
- ↑ Nordbayern.de vom 12. März 2011: Einzigartiges Bahndenkmal verfällt
- ↑ Nordbayern.de vom 5. Dezember 2015: Stadt Fürth will mit P & P riesige Brachfläche entwickeln.
- ↑ Fürth: Tauziehen um historischen Lokschuppen vor Gericht. Nordbayern.de vom 5. Mai 2016
- ↑ Johannes Alles: Bahn frei: der Lokschuppen wird gerettet. In: Fürther Nachrichten vom 12. November 2016, S. 33 und Nordbayern.de vom 14. November 2016 (gleicher Text).
- ↑ Johannes Alles: Aurelis nimmt Klage zurück. In: Fürther Nachrichten vom 12. November 2016, S. 33.
- ↑ Sanierung des Lokunterstands startet mit Volldampf ( vom 14. Oktober 2018 im Internet Archive) auf www.br.de vom 4. Dezember 2017
- ↑ Fürther Lokschuppen wird saniert. In: Nürnberger Nachrichten. 30. September 2024, S. 8.
- ↑ Eintrag im bayerischen Denkmalatlas (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im März 2022. Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis..
Koordinaten: 49° 27′ 56,3″ N, 11° 0′ 34,3″ O