Lore Mallachow

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Lore Mallachow (* 4. Oktober 1894 in Leipzig; † 27. September 1973 ebenda) war eine deutsche sozialistische Schriftstellerin, die sich in der DDR hauptsächlich Frauenbiografien annahm.

Lore Mallachow, die früh ihren Vater, einen Kaufmann,[1] verlor, verlebte eine entbehrungsreiche Kindheit.[2] Die Erziehung übernahm ihre Mutter, die als Musik- und Literaturlehrerin[1] arbeitete und der Tochter künstlerische Neigungen sowie soziales Empfinden vermittelte.[3] Mallachow belegte Seminare an der Hochschule für Frauen zu Leipzig (die spätere Henriette-Goldschmidt-Schule für Frauen), die speziell auf die Verbindung von Erziehungswissenschaft und Frauenbildung ausgerichtet war,[4] wo sie Anregungen zu ihren ersten literarischen Versuchen empfing.[2] Von 1913 bis 1921[1] arbeitete sie als Technische Assistentin in der Landwirtschaft und im Kalibergwerk.[5] Nach den neun Jahren, in denen sie mit den insbesondere die Frauen regelrecht verschleißend harten kapitalistischen Arbeitsbedingungen konfrontiert worden war,[1] musste sie selbst diese Tätigkeit aus gesundheitlichen Gründen aufgeben.[2] Durch eine Heirat sicherte sie sich ihre Existenz.[1]

In der Weimarer Republik vor 1933 verfasste die inzwischen zweifache Mutter[3] Artikel zu sozialen Problemen nebst ersten Lyrik- und Prosatexten.[2] Die Möglichkeit zu publizieren war ihr in der Zeit des Nationalsozialismus von 1933 bis 1945 genommen.[2] Doch entstanden Gedichte, die sie später nicht mehr veröffentlichen wollte, und ein Romanmanuskript, das durch den Bombenkrieg verbrannte. Sie litt unter den vom NS-Regime vorgegebenen Lebensumständen und musste den Verlust ihres Sohnes hinnehmen, der als Soldat im Krieg getötet wurde.[6] Nach Kriegsende engagierte sich Mallachow im Antifaschistischen Frauenausschuss[7] und begann wieder zu schreiben.[2] Zu dieser Zeit und dann wieder ab 1954 erteilte sie Literaturunterricht an der Henriette-Goldschmidt-Schule,[7] bevor sich die Einrichtung mit dem ursprünglich weitgefassten Ausbildungsspektrum auf Kindergärtnerinnen spezialisierte.[4] Mallachow wurde Mitglied der Gewerkschaft 17 für Kunst und Schrifttum, der Urzelle des 1950 von ihr mitbegründeten Deutschen Schriftstellerverbandes (DSV),[6] und agierte als Vorsitzende und Vorstandsmitglied des Deutschen Schriftstellerverbandes im Bezirk Leipzig.[8] Auch an der Gründung des Demokratischen Frauenbunds Deutschlands (DFD) drei Jahre zuvor war sie beteiligt gewesen.[5] Ab 1954 erfolgten ihre Beiträge zur Rundfunksendereihe Deutsche Vergangenheit heute gesehen[2] und sie übernahm einen Forschungsauftrag des DSV mit der Erarbeitung eines Romans über die Frauenrechtlerin Louise Otto-Peters.[7] Es entwickelte sich eine von einem Briefwechsel begleitete langjährige Freundschaft mit Anna Seghers.[9]

Um 1958 fungierte das SED-Mitglied[10] Lore Mallachow als Vorstandsmitglied im Kreisfriedensrat Leipzig und ab 1961 wirkte sie als Stadtverordnete im Ausschuss für Kultur.[11] Daneben war sie als Dozentin bei Schulungen von Betriebsbibliothekaren tätig.[12]

In Lore Mallachows Romanen und Erzählungen dominieren, neben einigen männlichen Künstlern, Frauenporträts und Biografien von Schriftstellerinnen. Nach ihrer 1948 erschienenen Erzählung Tod einer Dichterin über Annette von Droste-Hülshoff[6] folgte 1952 eine Biografie über Bettina von Arnim, und ein Jahr später war sie Mitherausgeberin eines Bettina-Lesebuchs. Ebenfalls 1953 gab sie eine Werkauswahl der Annette von Droste-Hülshoff heraus. Mallachow konzentrierte sich weiterhin auf fortschrittliche Frauen des 19. Jahrhunderts, und so erschien 1957 Du bist mir nah, ein Roman über Christiane Vulpius,[13] der zahlreiche Auflagen erreichte.[8] 1958 veröffentlichte Mallachow den Sammelband Im Morgenlicht mit zwölf Erzählungen, die Frauenporträts aus dem 18. und 19. Jahrhundert beleuchten. Im Gegensatz zu den meist positiven Rezensionen in der DDR-Presse kritisierte Eberhard Hilscher im Neuen Deutschland Mallachows unbefriedigende Darstellungsweise und künstlich wirkende Dialogform.[14] Für den Rezensenten der BZ am Abend war ihr Schreibstil „schlicht und einfach“.[13]

Sie verfasste in den 1950er Jahren auch gelegentlich Beiträge für die Frauenredaktion der Zeitschrift Wochenpost und die Leipziger Ausgabe des Börsenblatts für den deutschen Buchhandel. 1960 publizierte sie einen Bildband zum Leben und Werk von Clara Zetkin, dem 1962 ein Text zu einer Clara-Zetkin-Kantate folgte, komponiert von einem Komponisten-Kollektiv des Pädagogischen Instituts Leipzig,[15] die im Rundfunk gesendet wurde[8] und für deren öffentliche Aufführung Ausdruckstänze in Erwägung gezogen wurden.[10] Der britische Kronanwalt Denis Nowell Pritt, ein Ehrenbürger Leipzigs, übersetzte Mallachows Text ins Englische.[6] Für eine Frauen-Enzyklopädie verfasste sie zwischen 1958 und 1960 einzelne Beiträge[8] und war 1961 Mitarbeiterin an einer Chronik der Leipziger Wollkämmerei.[15] Mit einer 1962 veröffentlichten Erzählung über den Komponisten Albert Lortzing[15] profilierte sich Mallachow auch als Kinder- und Jugendbuchautorin. 1964 kündigte sie eine Broschüre über das Künstlerschloss Wiepersdorf, in deren Ersteller-Kollektiv sie vom Berliner Institut für Denkmalpflege berufen worden war, an, die tatsächlich aber erst 1968 herausgegeben wurde.[16] Postum erschien 1973 der für Jugendliche geschriebene Roman Es war einmal. Aus dem Leben der Brüder Grimm,[5] dem bis 1985 zahlreiche Auflagen folgten. Weitere dichterische Projekte Mallachows blieben unvollendet, so ein Roman über den Revolutionär Robert Blum.[8][15]

Literarische Werke

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  • Lore Mallachow: Der Tod der Dichterin, 1948 (kein bibliografischer Nachweis).[6]
  • Lore Mallachow: Bettina (= Berlinische Miniaturen. Band 12). Das Neue Berlin, Berlin 1952.
  • Bettina von Arnim: Bettina. Ein Lesebuch für unsere Zeit. Hrsg.: Gerda Berger, Lore Mallachow, Gertrud Meyer-Hepner (= Lesebücher für unsere Zeit). 1. Auflage. Thüringer Volksverlag, Weimar 1953.
  • Annette von Droste-Hülshoff: Annette von Droste-Hülshoff. Lebensbild von Levin Schücking und Auswahl aus ihrem Werk. Eingeleitet und herausgegeben von Lore Mallachow. Hrsg.: Lore Mallachow. 1. Auflage. Koehler & Amelang, Leipzig 1953.
  • Lore Mallachow: Du bist mir nah. Roman. 1. Auflage. Mitteldeutscher Verlag, Halle (Saale) 1957.
  • Lore Mallachow: Im Morgenlicht. 1. Auflage. Mitteldeutscher Verlag, Halle (Saale) 1958.
  • Lore Mallachow: Clara Zetkin. Ihr Leben in Bildern. Text- und Bildteil von Lore Mallachow. 1. Auflage. Verlag Enzyklopädie, Leipzig 1960.
  • Irene Uhlmann unter Mitarbeit von Lore Mallachow, Gudrun Thomas-Petersein und Inge Brandt (Hrsg.): Kleine Enzyklopädie: Die Frau (= Kleine Enzyklopädie. Band [6]). 1. Auflage. Verlag Enzyklopädie, Leipzig 1961 (mit Beiträgen von Lore Mallachow).
  • Lore Mallachow: Der Vorhang öffnet sich. Eine Erzählung über Albert Lortzing. 1. Auflage. Kinderbuchverlag, Berlin 1962.
  • Lore Mallachow: Es war einmal. Aus dem Leben der Brüder Grimm. 1. Auflage. Kinderbuchverlag, Berlin 1973 (mehrere Auflagen bis 1985; Illustrator: Paul Rosié).

Musikalische Werke

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  • 1963: Clara Zetkin. Wir kämmen die grobe Wolle. Musikalisches Poem für Soli, Chor, Sprecher, Orchester (Kantate, Text: Lore Mallachow).
  • 1967: Der Staudamm (Kantate, Text: Lore Mallachow).
  • 1969: Des Volkes Kraft. Kantate zum 20. Jahrestag der DDR (Kantate, Text: Lore Mallachow).

Einzelnachweise

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  1. a b c d e Günter Albrecht, Kurt Böttcher, Herbert Greiner-Mai, Paul Günter Krohn (Hrsg.): Lexikon deutschsprachiger Schriftsteller von den Anfängen bis zur Gegenwart. 1. Auflage. L–Z. VEB Bibliographisches Institut, Leipzig 1968, S. 95.
  2. a b c d e f g St.: Für die Rechte der Frau. Ein Besuch bei der Schriftstellerin Lore Mallachow. In: Leipziger Volkszeitung. Nr. 235, 10. Oktober 1954.
  3. a b Lore Mallachow: Du bist mir nah. Roman. Mitteldeutscher Verlag, Halle (Saale) 1957 (Klappentext).
  4. a b Administrator: Schulgeschichte der Henriette-Goldschmidt-Schule. In: goldschmidtschule-leipzig.de. Henriette-Goldschmidt-Schule. Berufliches Schulzentrum der Stadt Leipzig, 20. August 2006, abgerufen am 2. November 2017.
  5. a b c Hans Pfeiffer: Mitkämpferin bis zuletzt. In: Leipziger Volkszeitung. Leipzig 30. September 1973.
  6. a b c d e Helmut Richter: Der Optimismus eines tiefen Lebens. Zum 75. Geburtstag Lore Mallachows. In: Leipziger Volkszeitung. Leipzig 27. September 1969, S. 4 (LVZ-Beilage).
  7. a b c Unser Glückwunsch der Genossin Malachow [sic]. In: Leipziger Volkszeitung. Nr. 230, 3. Oktober 1954.
  8. a b c d e f g h F. M.: Lore Mallachow zum 70. Geburtstag. In: Leipziger Volkszeitung. Leipzig 4. Oktober 1964.
  9. Friederike Frach: Schloss Wiepersdorf, Das „Künstlerheim“ unter dem Einfluss der Kulturpolitik in der DDR. 1. Auflage. Christoph Links Verlag, Berlin 2012, ISBN 978-3-86153-674-1, S. 82 f.
  10. a b c Eine „Clara-Zetkin-Kantate“. In: Westfälische Rundschau. Dortmund 15. Oktober 1962.
  11. Karich: Wie wir die Schriftstellerin Lore Mallachow kennenlernten. In: Leipziger Volkszeitung. 24. November 1961.
  12. Lutz Winckler: Kulturelle Erneuerung und gesellschaftlicher Auftrag. Zur Bestandspolitik der Öffentlichen Bibliotheken und Betriebsbüchereien in der SBZ und DDR 1945 bis 1951. Hrsg.: Wolfgang Frühwald, Georg Jäger, Dieter Langewiesche, Alberto Martino, Rainer Wohlfeil (= Studien und Texte zur Sozialgeschichte der Literatur. Band 20). Max Niemeyer Verlag, Tübingen 1987, ISBN 3-484-35020-2, Zwischenbilanz über die Schulung der Leipziger Betriebsbibliothekare (1951), S. 106.
  13. a b –nk: „Du bist mir nah“. Roman von Mallachow, Mitteldeutscher Verlag, 345 S., 4,80 DM. In: BZ am Abend. 29. November 1957.
  14. Eberhard Hilscher: Bedeutende Frauengestalten. In: Neues Deutschland. Berlin 24. Dezember 1958, Kunst und Literatur.
  15. a b c d Lore Mallachow. In: Leipziger Volkszeitung. Leipzig 4. Oktober 1962, Kulturelles kurz.
  16. Friederike Frach: Schloss Wiepersdorf, Das „Künstlerheim“ unter dem Einfluss der Kulturpolitik in der DDR. 1. Auflage. Christoph Links Verlag, Berlin 2012, ISBN 978-3-86153-674-1, S. 124.
  17. Klaus Kändler: Mallachow. In: Walther Killy (Hrsg.): Literaturlexikon. Autoren und Werke deutscher Sprache. 1. Auflage. Band 7. Bertelsmann Lexikon Verlag, Gütersloh/München 1990, ISBN 3-570-04677-X, S. 437.