Loredana Marcello

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Drei Dogaresse in vier Kleidern und Witwenbekleidung, nämlich „Zilia Dandolo-Priuli, 1557“, „Loredana Marcello-Mocenigo, 1570“, erneut „Zilia Dandolo-Priuli, 1559“ und „Cecilia Contarini-Venier, 1578“[1] Die Darstellungen stammen aus dem Libro de' Cerimoniali.

Loredana Marcello († 11. Dezember 1572 in Venedig) war vom Zeitpunkt der Wahl ihres Ehemanns, des Dogen Alvise Mocenigo I., nämlich vom 15. Mai 1570, bis zu ihrem Tod rund zweieinhalb Jahre lang Dogaressa der Republik Venedig. Das Paar war seit 1533 verheiratet und blieb kinderlos. Loredana Marcello war eine von nur vier Dogaresse des 16. Jahrhunderts und die einzige, die während der Amtszeit ihres Mannes und Dogen starb; sie war zugleich die erste, die auf dem gemeinsamen Grabmal eine Skulptur erhielt.

Loredana Marcello di Alvise di Gian Francesco heiratete 1533 den späteren Dogen Sebastiano Venier. Dessen Mutter war Lucrezia Marcello di Alvise di Pietro war. Loredana stammte aus einem anderen Familienzweig, als seine Mutter, wie der Zusatz di Gian Francesco anzeigt. Diese Verbindung war zwar günstig für die beiderseitigen Handelsinteressen, besonders des Fernhandels der großen Familien, auch steigerte diese Verbindung ungemein das Prestige, doch hatte das Paar keine Kinder. Loredana war naturwissenschaftlich und literarisch gebildet.

Bereits am 3. Dezember 1549 hatte sie ein Testament aufgesetzt.[2]

Sie starb am 11. Dezember 1572. Das Doppelgrabmal für den verwitweten Dogen und seine Frau befindet sich in der Kirche San Zanipolo. Es wurde an der Westwand im Mittelschiff der Kirche errichtet. Das Monument aus istrischem Stein, entworfen und ausgeführt von Girolamo Grapiglia (fl. 1572–1621) und Francesco Contino, der es 1646 vollendete, hat einen zweigeschossigen Aufbau. Im zweiten Geschoss befinden sich die beiden Sarkophage mit den Liegefiguren zu Seiten einer Figur des segnenden Christus.

Im sogenannten Ceremoniale, das 1593 auf Anordnung des Rates der Zehn durch den Sekretär Paolo Rena angefertigt wurde, und das die Wege der feierlichen Staatsrepräsentation aufzeigen sollte, befinden sich auch Beschreibungen der feierlichen Einzüge von Dogaresse, wobei drei Miniaturen in Band 1 eingefügt wurden. Diese drei Abbildungen stellen besagten Einzug, die Witwenschaft und das Totenkleid von drei Dogaresse dar. Diese waren Zilia Dandolo Priuli, Loredana Marcello Mocenigo und Cecilia Contarini Venier, und damit drei der vier Dogaresse des 16. Jahrhunderts. Damit wird ihre überaus herausgehobene Stellung im staatlich-öffentlichen Ritual deutlich, aber auch das Festhalten an Zeiten, in denen die Dogaressa persönlich anwesend war. Sie war allerdings auch die erste Dogaressa, die eine lebensgroße Darstellung auf dem Grabmal ihrer Familie erhielt. Dass dies ansonsten selten geschah, führte Holly Hurlburt auf den eher römisch-triumphalistischen Aufbau und die Fokussierung auf den Dogen zurück, ein die Persönlichkeit des Dogen des 16. Jahrhunderts viel massiver in den Mittelpunkt stellender Eindruck, der durch eine weitere, gar weibliche Skulptur gestört worden wäre.[3]

  • Dorit Raines: La dogaressa erudita. Loredana Marcello Mocenigo tra sapere e potere, in: Letizia Arcangeli, Susanna Peyronel (Hrsg.): Donne di potere nel Rinascimento, Viella, Rom 2008, S. 375–404 (academia.edu).
  • Holly S. Hurlburt: The Dogaressa of Venice, 1200-1500. Wife and Icon, Palgrave Macmillan, 2005, S. 138 f. (Grabmal), 184 (Cerimoniale), 224.
  • Andrea Da Mosto: I dogi di Venezia con particolare riguardo alle loro tombe, Ferdinando Ongania, Venedig [1939], S. 215 f.. (Digitalisat, PDF)
  1. Edgcumbe Staley: The Dogaressas of Venice, T. Werner Laurie, London 1910, zwischen S. 254 und 255.
  2. Staatsarchiv Venedig, Testamenti, b. 210, n. 343: testamento di Loredana Marcello, moglie del doge (Andrea Da Mosto: I dogi di Venezia con particolare riguardo alle loro tombe, Ferdinando Ongania, Venedig [1939], S. 357).
  3. Holly S. Hurlburt: The Dogaressa of Venice, 1200-1500. Wife and Icon, Palgrave Macmillan, 2005, S. 138 f.