Ludwig Friedrich von Froriep

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Ludwig Friedrich von Froriep

Ludwig Johann Friedrich Froriep, ab 1. Dezember 1810: von Froriep, (* 15. Januar 1779 in Erfurt;[1]28. Juli 1847 in Weimar[2]) war ein deutscher Gynäkologe und Hochschullehrer.

Ludwig Friedrich Froriep war der Sohn des Theologieprofessors und Orientalisten Justus Friedrich Froriep (1745–1800) und dessen Frau Amalie Henriette Sophie, geb. Becker (1752–1784). Er studierte Medizin in Jena.[3] Am 6. April 1799 wurde er dort promoviert. Von April bis September des Jahres schloss sich ein Studienaufenthalt an der Universität Wien an. 1801 (nach anderen Angaben 1800) wurde er an der Universität Jena zunächst Privatdozent und stellvertretender Direktor des privaten Instituts für Geburtshilfe. Am 29. April 1801 heiratete er in Weimar Charlotte Bertuch (1779–1839), die Tochter des Verlegers Friedrich Justin Bertuch. Die Trauung wurde von Johann Gottfried Herder vollzogen. 1802 erhielt er in Jena eine außerordentliche Professur. Von September 1802 bis Mai 1803 hielt er sich zu Studien in Paris auf, die Rückreise erfolgte über Leiden und Amsterdam in den Niederlanden.

1804 wechselte er als ordentlicher Professor für Geburtshilfe an die Friedrichs-Universität Halle. Seinen Schwerpunkt legte er dort mehr auf Naturgeschichte, vergleichende Anatomie und Chirurgie. Nachdem Napoleon zum 19. Oktober 1806 die Auflösung der Universität verfügte, war Froriep zunächst als praktischer Arzt in Halle tätig. Ab November 1807 bis Oktober 1808 hielt er sich in Berlin auf, wo die Gründung einer Universität vorgesehen war, die jedoch erst im Jahr 1810 den Lehrbetrieb aufnahm. Noch 1808 erhielt er von der wiedereröffneten Universität Halle den Dr. phil. h. c. verliehen. Er nahm jedoch im selben Jahr eine o. Professur für Chirurgie und Geburtshilfe an der Eberhard Karls Universität Tübingen an, wo man ihm 1810 zusätzlich auch die Lehre im Fach Anatomie übertrug. Am 1. Dezember 1810 wurde er zum Ritter des Königlich-Württembergischen Civil-Verdienst-Ordens ernannt, was mit der Erhebung in den persönlichen Adelsstand verbunden war. Zum 1. Mai 1815 wurde er als Leibarzt von König Friedrich I. in Stuttgart berufen und am 16. April 1815 Mitglied der Medizinal-Sektion des Königlichen Ministeriums.

Im März 1816 wechselte Froriep nach Weimar, um seinen Schwiegervater (seinerzeit Leiter des Landes-Industrie-Comptoirs) zu unterstützen, und trat als Sachsen-Weimarischer Obermedizinalrat in die Führungsebene des Gesundheitswesens des Großherzogtums ein.[4] Von August bis November 1817 hielt er sich in London auf, im September 1821 bereiste er Kopenhagen (Dänemark) und Lund (Schweden). Nach Bertuchs Tod 1822 übernahm er selbst das Kontor, war aber weiter auch ärztlich und medizinpublizistisch tätig. Froriep nahm im September 1822 an der Gründungsversammlung der Gesellschaft der deutschen Naturforscher und Ärzte teil.[5] Im November desselben Jahrs wurde er zum Mitglied der Leopoldina mit dem Beinamen Willan gewählt.[6] Ludwig Friedrich von Froriep pflegte engen Austausch mit Johann Wolfgang von Goethe. Ab 1823 war er Mitglied im Landtag von Sachsen-Weimar-Eisenach für den Stand der Bürger im Weimar-jenaischen Kreis. Er erkrankte 1846 und starb im Jahr darauf in Weimar. Sein Sohn Robert Friedrich Froriep wurde ebenfalls Mediziner, sein Enkel August von Froriep Anatom.

Froriep und Schillers Schädel

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1826 wurden die dem 1805 verstorbenen Dichter Friedrich Schiller zugeschriebenen (jedoch damals nicht mehr sicher identifizierbaren) Gebeine vom Jacobsfriedhof Weimar geborgen. Im Herbst 1826 entlieh sich Goethe den Schädel und verfasste die berühmten Terzinen. 1827 wurden die vermeintlichen Schiller-Gebeine in die Weimarer Fürstengruft überführt. 1883 bezweifelte der Hallenser Anatom Hermann Welcker die Echtheit, 1911 präsentierte Ludwig Friedrich von Frorieps Enkel, der Anatom August von Froriep, einen anderen als den angeblich echten. Der zweite Schiller-Schädel wird daher in der Wissenschaft auch als Froriep-Schädel bezeichnet. Jahrelang stritt man, welcher der richtige ist. Der Fürstengruft-Schädel, d. h. der im Schiller-Sarkophag in der Fürstengruft befindliche Schädel, ist Totenmasken, Büsten und Gemälden von Schiller sehr ähnlich. 2008 ergab eine DNA-Analyse, dass im Schillersarkophag die Gebeine von drei verschiedenen Menschen liegen und die zwei Schädel beide nicht von Schiller sind. Der Genealoge Ralf G. Jahn, der Schillers Vorfahren und Verwandte erforschte, stellte nach ausführlichen Quellenuntersuchungen die Hypothese auf, dass es wenig wahrscheinlich ist, dass ein anderer als Ludwig Friedrich von Froriep den Schädel gezielt ausgetauscht haben könnte. Er besaß die Fachkompetenz sowie die Gelegenheit und hatte als fanatischer Anhänger des Phrenologen Franz Joseph Gall auch ein Motiv dazu. Froriep war der Leiter der ärztlichen Kommission, die den Fürstengruft-Schädel als Schiller-Schädel präsentierte, und es war seinem maßgeblichen Einfluss zu verdanken, dass die Welt in dem Fürstengruft-Schädel den Schiller-Schädel zu erblicken glaubte. Er besaß in unmittelbarer Nähe zu Schillers Begräbnisstätte eine der umfangreichsten Schädel- und Knochensammlungen seiner Zeit, mit mindestens 1.500 Einzelstücken.[7][8][9]

Schriften (Auswahl)

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  • De recto emeticorum usu. Diss. inaug. April 1799.[10]
  • De methodo neonatis asphycticis svccvrrendi dissertatio. Jena 1801. Digitalisat.
  • Darstellung der neuen, auf Untersuchungen der Verrichtungen des Gehirns gegründeten, Theorie der Physiognomik des Hn. Dr. Gall in Wien. Weimar 1801. Dritte, vermehrte und berichtigte Ausgabe Weimar 1802. Digitalisat.
  • Theoretisch-praktisches Handbuch der Geburtshülfe, zum Gebrauche bey academischen Vorlesungen und für angehende Geburtshelfer. Landes-Industrie-Comptoir, Weimar 1802. Digitalisat. 9. Ausgabe 1832.
  • Ueber die anatomischen Anstalten zu Tübingen, von Errichtung der Universität bis auf gegenwärtige Zeit. Landes-Industrie-Comptoir, Weimar 1811. Digitalisat.
  • Einige Worte über den Vortrag der Anatomie auf Universitäten. Nebst einer neuen Darstellung des Gekröses und der Netze, als Fortsätze des Bauchfells. Landes-Industrie-Comptoir, Weimar 1812. Digitalisat.
  • Ueber Anatomie in Beziehung auf Chirurgie. Nebst einer Darstellung der relativen Dicke und Lage der Muskeln am Ober- und Unterschenkel. Weimar 1813. Digitalisat.
  • Ueber die Lage der Eingeweide im Becken nebst einer neuen Darstellung derselben. Weimar 1815.
  • Herausgeber (zusammen mit Justin Bertuch) der politischen Zeitung Oppositions-Blatt oder Weimarische Zeitung (mit Beilage zum Oppositions-Blatte). Weimar 1817‒1820.[11] Digitalisate.
  • Geburtshilfliche Demonstrationen, Weimar 1821–1832, 11 Hefte
  • Begründer und Herausgeber der Schriftenreihe Notizen aus dem Gebiete der Natur- und Heilkunde, Weimar 1822–1836, in 50 Bänden erschienen, seit 1837 gemeinsam mit seinem Sohn Robert unter dem Titel Neue Notizen etc.
  • Begründer des Jahrbuchs Fortschritte der Geographie und Naturgeschichte, Weimar 1846–1848, in 5 Bänden erschienen
  • B. Hain: Dr. med. Friedrich Ludwig v. Froriep. In: Neuer Nekrolog der Deutschen, 25. Jg. 1847. Weimar 1849, S. 521‒525.
  • Heinrich Döring: Froriep (Ludwig Friedrich von). In: Allgemeine Encyklopädie der Wissenschaften und Künste, hrsg. von J. S. Ersch und J. G. Gruber. Erste Section. Leipzig 1849, S. 336f.
  • O. Mühlbrecht, A. Froriep: Bertuch, Friedrich Justin. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 2, Duncker & Humblot, Leipzig 1875, S. 552 f.
  • Kleinwächter: Froriep, Ludwig Friedrich. In: Biographisches Lexikon der hervorragenden Aerzte aller Zeiten und Völker. Zweiter Band 1885, S. 453f.
  • Günter Bruns: Ludwig Friedrich von Froriep, Weimar, und die Gründungsversammlung der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte (1822). In: Festgabe der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina zur 103. Versammlung der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte […]. (= Nova Acta Leopoldina. Neue Folge, Nr. 171, Band 29.) Leipzig 1964, S. 143–152.
  • Ahnen Robert Froriep ⚭ Wilhelmine Ammermüller. In: Deutsches Geschlechterbuch. Band 169, 1975, S. 199ff.
  • Walter Steiner, Uta Kühn-Stillmark: Friedrich Justin Bertuch. Ein Leben im klassischen Weimar zwischen Kultur und Kommerz. Köln 2001, ISBN 3-412-11097-3. (Inhaltsverzeichnis; Kapitel 14: Das Erbe unter den Frorieps.)
  • Wiebke von Häfen: Ludwig Friedrich von Froriep (1779–1847): Ein Weimarer Verleger zwischen Ämtern, Geschäften und Politik. Köln 2007, ISBN 978-3-412-03606-5. (Inhaltsverzeichnis)[12]

Einzelnachweise

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  1. Geburtsdatum und vollständiger Name nach Geschlechterbuch 1975, S. 199.
  2. Todesanzeige in Beilage zur Weimarischen Zeitung vom 31. Juli 1847, S. 356; Nachruf in Weimarische Zeitung vom 7. August, S. 249.
  3. Eingeschrieben als „Ludov. Fried. Froriep“ am 25. April 1796 (Matrikel der Universität Jena 1764‒1801, S. 141r).
  4. Weimarisches Wochenblatt vom 28. Juni 1816, S. 237.
  5. Vgl. Okens Bericht in der Isis, Jg. 1823, Spalte 553–559, und G. Bruns 1964.
  6. Geschichte der Kaiserlichen Leopoldino-Carolinischen deutschen Akademie der Naturforscher während des zweiten Jahrhunderts ihres Bestehens. Jena 1860, S. 255.
  7. Schiller-Schädel wahrscheinlich geklaut, www.20min.ch, 5. Mai 2008.
  8. Die vertauschten Köpfe. In: Der Spiegel. Nr. 19, 2008 (online5. Mai 2008).
  9. Schillers Schädel – Weimar sucht nicht weiter, Die Welt, 5. Mai 2008.
  10. Besprechung in Medicinisch-chirurgische Zeitung 4. Band, 1801, S. 404.
  11. Vgl. dazu v. Häfen 2007, S. 178‒235 (Kapitel IV.2.: Das „Oppositions-Blatt“).
  12. Besprechung von Martin Nissen: hsozkult.