Ludwig Heck (Zoologe)

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Ludwig Heck, um 1935
Aktie des Actien-Vereins des zoologischen Gartens zu Berlin vom 1. Dezember 1909 mit Unterschrift von Vorstand Dr. Ludwig Heck
Ludwig Heck auf einer Briefmarke der Deutschen Bundespost Berlin (1957) aus der Serie Männer aus der Geschichte Berlins
Das Grab von Ludwig Heck und seiner Ehefrau Margarethe geborene Nauwerk im Familiengrab auf dem Waldfriedhof München

Ludwig Heck (* 11. August 1860 in Darmstadt; † 17. Juli 1951 in München) war Biologe und Zoodirektor in Berlin.

Ludwig Heck wurde am 11. August 1860 als einziger Sohn des Oberlehrers Georg Heck in Darmstadt geboren.[1] Er studierte in Straßburg, Darmstadt, Gießen, Berlin und Leipzig.[2] Während seines Studiums wurde er 1880 Mitglied im Akademisch-Naturwissenschaftlichen Verein, aus dem er 1897 aber wieder austrat.[3] Am 4. Juli 1885 wurde er zum Dr. phil. an der Universität Leipzig promoviert.[4]

Heck wurde am 1. Juni 1886 zum Direktor des Kölner Zoos bestellt.[5] Zum 1. Juni 1888 wechselte er als Direktor an den Zoologischen Garten Berlin, den er bis zum 31. Dezember 1931 leitete.[1] Als Direktor des Zoologischen Gartens initiierte er den Transport von Tieren aus deutschen Kolonien nach Berlin, so auch einen Waldelefanten (Loxondota cyclotis) aus Kamerun im Jahr 1899. Heck ließ verschiedene Gebäude errichten, wie zum Beispiel das Stelzenvogelhaus, Elefantentor und das Straußenhaus. Sie sollten laut Heck nicht nur ästhetisch ansprechend sein, sondern hatten auch eine ethnografisch-bildende Funktion.[6]

Am 17. Juli 1888 vermählte sich Heck mit Margarete Nauwerk.[7] Aus der Ehe gingen zwei Töchter und die Söhne Lutz Heck und Heinz Heck hervor.[8] Bis ins hohe Alter geistig rege, starb Ludwig Heck am 17. Juli 1951 im Münchener Tierpark Hellabrunn.[9] Der Bildhauer Hugo Lederer hatte 1931 eine Porträt-Büste von ihm geschaffen.

Da Heck sich als Forscher mit der zoologischen Rassenkunde beschäftigte, war er auch an der Entwicklung der Gedankengebäude der Rassenlehre und des Sozialdarwinismus beteiligt.[10] Heck war eng mit dem Nationalsozialismus verbunden. So beteiligte er sich am Forschungsprojekt „Wald und Baum in der arisch-germanischen Geistes- und Kulturgeschichte“, welches unter der Schirmherrschaft von Hermann Göring und Heinrich Himmler entstanden war. „‚Wald und Baum‘ zielte inhaltlich darauf ab, als ideologisches Großforschungsprojekt die Fusion von Wald, Germanen- und Ariertum wissenschaftlich nachzuweisen; politisch darauf, die Grenzen des Germanentums weit zu stecken; forschungsstrategisch darauf, für die Forschungsgemeinschaft Deutsches Ahnenerbe der SS ein Terrain zu okkupieren.“[11] Zu seinem 80. Geburtstag wurde Heck von Adolf Hitler persönlich mit der Goethe-Medaille für Kunst und Wissenschaft, der höchsten Kulturauszeichnung des NS-Staates, geehrt.[12]

Er war seit 1895 Mitglied der Leopoldina.

Nach Ludwig Heck war von 1956 bis 2018 in Mariendorf, einem Ortsteil von Berlin-Tempelhof, eine Grundschule benannt.[13] Die Schulleiterin Sibylle Kähler-Schubert stieß 2014 nach ihrem Dienstantritt die kritische Auseinandersetzung mit dem Namensgeber und seiner NS-Vergangenheit an, Ende 2017 führte ein Offener Brief von dem Verein Forum Kritische Psychologie und dem Münchener Künstler Wolfram P. Kastner an Senatsverwaltungen, Abgeordnete und das Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg zu einer Diskussion in der Öffentlichkeit. Als geeignete neue Namenspatronin der Schule wurde die jüdische Dichterin Mascha Kaléko ausgewählt.[14] Seit dem 7. Juni 2018 trägt die Schule offiziell den Namen Mascha-Kaléko-Grundschule.[15]

  • Neubearbeitung der vier Säugetierbände der 4. Auflage von Brehms Tierleben, teilweise gemeinsam mit Max Hilzheimer
  • mit anderen: Das Tierreich (= Hausschatz des Wissens. Abteilung VI, Bände 8 und 9.), J. Neumann, Neudamm 1894 und 1897. (Einleitung und Säugetiere)
  • Lebende Bilder aus dem Reich der Tiere. Augenblicksaufnahmen nach dem lebenden Tierbestande des Berliner Zoologischen Gartens. Werner Verlag, Leipzig 1899.
  • Schimpanse Bobby und meine anderen Freunde. Carl Reissner, Dresden 1931.
  • Heiter-ernste Lebensbeichte. Erinnerungen eines alten Tiergärtners. Deutscher Verlag, Berlin 1938.
  • Theodor HaltenorthHeck, Ludwig Franz Friedrich Georg. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 8, Duncker & Humblot, Berlin 1969, ISBN 3-428-00189-3, S. 175 f. (Digitalisat).
  • Anonym: Personalnachrichten. Berlin. [Prof. Dr. Ludwig Heck]. In: Der Zoologische Garten (N.F.). Band 8, 1935, S. 82.
  • Anonym: Nachruf [für Geheimrat Prof. Dr. Ludwig Heck]. In: Zoologischer Anzeiger. Band 147, 1951, S. 94.
  • Anonym: Ludwig Heck gestorben. In: Tierzucht. Band 5, 1951, S. 295.
  • Otto Antonius: Ludwig Heck zum 70. Geburtstage. In: Der Zoologische Garten (N.F.). Band 3, 1930, S. 97–103.
  • Ludwig Heck: Heiter-ernste Lebensbeichte. Erinnerungen eines alten Tiergärtners. Deutscher Verlag, Berlin 1938.
  • Heinz-Georg Klös: In memoriam Professor Dr. Lutz Heck. In: Bongo. Beiträge zur Tiergärtnerei und Jahresberichte aus dem Zoo Berlin. Band 8, ISSN 0174-4038, 1984, S. 105–110.
  • Heinz-Georg Klös, Hans Frädrich, Ursula Klös: Die Arche Noah an der Spree. 150 Jahre Zoologischer Garten in Berlin. Berlin 1994, ISBN 3-927551-29-5.
  • Herman H. ter Meer: Ludwig Heck, der feinsinnige Förderer deutscher Tierkunst. In: Der Zoologische Garten (N.F.). Band 3, 1930, S. 216.
  • Neue deutsche Biographie. Band 8: Hartmann – Heske. Berlin 1969, S. 175, Heck. (weblink)
  • Bernd-A. Rusinek: "Wald und Baum in der arisch – germanischen Geistes – und Kulturgeschichte" – Ein Forschungsprojekt des "Ahnenerbe" der SS 1937–1945. In: Albrecht Lehmann, Klaus Schriewer (Hrsg.): Der Wald – Ein deutscher Mythos? Perspektiven eines Kulturthemas. (= Lebensformen. Band 16). Berlin/ Hamburg 2000, S. 267–363. (online abgerufen am 30. Dezember 2014)
  • Karl Max Schneider: Heiter-ernste Lebenserinnerungen an Geheimrat Heck. In: Der Zoologische Garten (N.F.). Band 19, 1952, S. 44–52.
  • G. Steinbacher: Persönliches. [Geh. Rat Prof. Dr.Dr. h.c. Ludwig Heck]. In: Ornithologische Mitteilungen. Band 3, 1951, S. 240.
  • J. Steinbacher: Zum Tode von Geheimrat Heck. In: Natur und Volk. Band 81, 1951, S. 234–236.
  • Lindiwe Breuer: Der »erste deutsche Elefant«: Ein kamerunischer Elefant auf Bestellung. In: Atlas der Abwesenheit. Kameruns Kulturerbe in Deutschland (Hrsg. Kollektiv), Reimer Verlag, Heidelberg 2023, S. 185–195.
Commons: Ludwig Heck – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b Klös, Frädrich & Klös (1994), S. 99.
  2. Heck (1938), S. 32–40.
  3. Dieter Berger, Gernot Schäfer: Die Giessener Burschenschaft Frankonia. 1872–1972. Gießen 1972, S. 177.
  4. Anonym (1935), S. 82.
  5. Heck (1938), S. 43.
  6. Lindiwe Breuer: Der »erste deutsche Elefant«: Ein kamerunischer Elefant auf Bestellung. In: Assilkinga, Mikaél et al. (Hrsg.): Atlas der Abwesenheit. Kameruns Kulturerbe in Deutschland. Reimer Verlag, Heidelberg 2023, ISBN 978-3-496-01700-4, S. 185–190.
  7. Heck (1938), S. 53 und Klös (1984), S. 106.
  8. Heck (1938), S. 53.
  9. Schneider (1952), S. 44.
  10. Dr. Ludwig Heck. Herrscher über tausend Tiere. In: „Darmstädter Echo vom 21. Januar 2002“ laut der „Homepage von Helmut Schumacher“. 14. September 2007, abgerufen am 28. November 2010: „Als wohl berühmtesten Zoodirektor Deutschlands neben Bernhard Grzimek lobte Ernst Ulrich Vorbach den Ehrendoktor Ludwig Heck. Grund genug für die Hessische familiengeschichtliche Vereinigung, den Darmstädter in einem Vortrag zu würdigen. [...] Etwas zu kurz in dem Vortrag kam die Verstrickung Hecks ins Dritte Reich. Die Referenten entschuldigten sich damit, dass von 1933 an wenig überliefert sei. Als Forscher der zoologischen Rassenkunde war Heck auch beteiligt an der Rassenlehre und dem Sozialdarwinismus unter Hitler. Mehr wurde dazu im Vortrag nicht gesagt.“
  11. Bernd-A. Rusinek, S. 5; http://www.rusinek.eu/wp-content/uploads/2012/02/Wald-und-Baum-in-der-arisch-germanischen-Kultur-und-Geistesgeschichte-Langfassung.pdf „Mit Hecks Aufnahme in das ‚Wald und Baum‘ Projekt, so hieß es intern, könne man ‚2 Fliegen mit einer Klappe schlagen, indem über Prof. Heck auch der direkte Weg zu (...) Göring offen sei, bei dem Heck bekanntlich aus - und ein ginge‘.“ (Akten-Notiz nach Bernd-A. Rusinek, S. 27, abgerufen am 30. Dezember 2014); vermutlich verwechselte Rusinek hier den Vater Ludwig Heck, ehemaliger Direktor des Berliner Zoos, mit dem Sohn Ludwig Georg Heinrich (Lutz) Heck (1892–1983), 1938 amtierender Direktor des Berliner Zoos und Hermann Göring freundschaftlich eng verbunden (C.Goldner 2014).
  12. Colin Goldner: 75 Jahre „Nazi-Zoo“. Humanistischer Pressedienst, 5. Mai 2014, abgerufen am 9. November 2016.
  13. Schulchronik. In: „Ludwig-Heck-Grundschule“. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 28. November 2015; abgerufen am 28. November 2010: „1956 bekam die Schule den Namen des bekannten Berliner Zoodirektors Ludwig Heck.“  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ludwig-heck-grundschule.de
  14. Grundschule trennt sich von Nazi-Namen. Der Tagesspiegel, 28. November 2017.
  15. Website der Schule, abgerufen am 12. August 2018.