Ludwig Schwarzenberg
Ludwig Schwarzenberg (* 27. November 1787 in Kassel; † 26. Oktober 1857 ebenda; vollständiger Name: Johannes Daniel Wilhelm Ludwig Schwarzenberg) war ein deutscher Jurist und Politiker. Er war mehrfach Präsident der kurhessischen Ständeversammlung und Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Sein Vater war Pfarrer, er selbst studierte Rechtswissenschaften an den Universitäten Marburg und Göttingen. Anschließend trat er 1807 als Regierungsprokurator in den Dienst der vorläufigen französischen Besatzungsverwaltung in Kassel ein. Nach der Bildung des Königreichs Westphalen war er bis 1809 Advokat beim Staatsrat des Königreichs. Danach ging er in das Lager der Gegner Napoleons über. Er nahm 1809 am Dörnbergschen Aufstand teil und floh anschließend nach Böhmen. Noch im selben Jahr trat er als Freiwilliger in das Freikorps des Herzogs von Braunschweig-Oels ein. Mit diesem kämpfte er im Range eines Leutnants auf britischer Seite 1812 unter anderem in der Schlacht von Salamanca. Ein Jahr später war er an der Belagerung von San Sebastian beteiligt. Dort wurde er schwer verwundet und geriet in französische Kriegsgefangenschaft. Nach seiner Entlassung war er teilweise gelähmt und trat im Jahr 1814 im Range eines Hauptmanns aus dem Militärdienst aus.
Schwarzenberg war seitdem bis 1835 Advokat und Prokurator in Kassel. Danach wirkte er dort bis 1857 als Obergerichtsanwalt. Er arbeitete u. a. an der liberalen Zeitung Der Verfassungsfreund mit, die zwischen 1831 und 1834 erschien.
Politik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bereits seit 1833 gehörte Schwarzenberg als liberaler Politiker der kurhessischen Ständeversammlung an. Hier zählte er zusammen mit Karl Wilhelm Wippermann zu den entschiedenen Liberalen, indem er u. a. für ein Pressegesetz eintrat.[1] Schwarzenberg wirkte in zahlreichen Ausschüssen des Landtags aktiv mit. Sein Mandat behielt er bis 1850. Im Jahr 1838 und von 1848 bis 1850 war er Präsident des Parlaments und 1839, 1845 und 1848 Vizepräsident. Im Jahr 1850 war er Vorsitzender des permanenten Ständeausschusses.
Auch über Kurhessen hinaus war Schwarzenberg politisch aktiv. Er nahm 1848 am Vorparlament teil und war Mitglied des Fünfzigerausschusses. Zwischen dem 18. Mai 1848 und dem 23. Oktober 1848 vertrat er den Wahlkreis Kurhessen 1 (Kassel) in der Frankfurter Nationalversammlung. Er gehörte der Fraktion Westendhall an und war Mitglied des Geschäftsordnungsausschusses.
Wegen seiner Beteiligung am kurhessischen Verfassungskonflikt wurde Schwarzenberg zu Festungshaft verurteilt.
Im Jahr 1856 wurde ihm die Ehrenbürgerwürde der Stadt Kassel verliehen.
Sein Sohn Philipp Schwarzenberg war ebenfalls Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Jürgen Frölich: Schwarzenberg, Johannes Daniel Wilhelm Ludwig. In: Stadt Kassel (Hrsg.): Kassel-Lexikon. Band 2, euregio Verlag, Kassel 2009, ISBN 978-3-933617-40-8, S. 205–206 (mit Porträt).
- Ewald Grothe: Verfassungsgebung und Verfassungskonflikt. Das Kurfürstentum Hessen in der ersten Ära Hassenpflug 1830–1837 (= Schriften zur Verfassungsgeschichte, Band 48). Duncker & Humblot, Berlin 1996, ISBN 3-428-08509-4.
- Ewald Grothe (Hrsg.): Die Abgeordneten der kurhessischen Ständeversammlungen 1830–1866 (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen, Band 48, 13) (= Politische und parlamentarische Geschichte des Landes Hessen, Band 43). Historische Kommission für Hessen, Marburg 2016, ISBN 978-3-942225-33-5, Nr. KSV-428.
- Jochen Lengemann: MdL Hessen 1808–1996. Biographischer Index (= Politische und parlamentarische Geschichte des Landes Hessen, Band 14) (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen, Band 48, 7). Elwert, Marburg 1996, ISBN 3-7708-1071-6, S. 352.
- Philipp Losch: Die Abgeordneten der kurhessischen Ständeversammlung 1830–1866. Elwert, Marburg 1909, S. 52.
- Hellmut Seier (Hrsg.): Akten und Briefe aus den Anfängen der kurhessischen Verfassungszeit 1830–1837 (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen, Band 48, 4) (= Vorgeschichte und Geschichte des Parlamentarismus in Hessen, Band 8). Elwert, Marburg 1992, ISBN 3-7708-0993-9.
- Hellmut Seier (Hrsg.): Akten und Eingaben aus dem kurhessischen Vormärz 1837–1848 (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen, Band 48, 6) (= Vorgeschichte und Geschichte des Parlamentarismus in Hessen, Band 15). Elwert, Marburg 1996, ISBN 3-7708-1074-0.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Literatur von und über Ludwig Schwarzenberg im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Datenbank der Mitglieder der preußischen Nationalversammlung, BIORAB-Frankfurt (der genaue Datensatz muss mit der Suchfunktion ermittelt werden)
- Eintrag auf Seiten der Stadt Kassel
- Schwarzenberg, Johann Daniel Wilhelm Ludwig. Hessische Biografie. (Stand: 24. Februar 2020). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Johann Daniel Wilhelm Ludwig Schwarzenberg. Abgeordnete. In: Hessische Parlamentarismusgeschichte Online. HLGL & Uni Marburg, abgerufen am 14. November 2024 (Stand 16. August 2024).
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Artikel Schwarzenbergs zur Pressegesetzdebatte, 1832. In: Hellmut Seier (Hrsg.): Akten und Briefe aus den Anfängen der kurhessischen Verfassungszeit 1830–1837. Marburg 1992, S. 176–179.
Personendaten | |
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NAME | Schwarzenberg, Ludwig |
ALTERNATIVNAMEN | Schwarzenberg, Johannes Daniel Wilhelm Ludwig (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Jurist und Politiker |
GEBURTSDATUM | 27. November 1787 |
GEBURTSORT | Kassel |
STERBEDATUM | 26. Oktober 1857 |
STERBEORT | Kassel |