Luigi Legnani

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Luigi Rinaldo Legnani (* 7. November 1790 in Ferrara; † 5. August 1877 in Ravenna) war ein italienischer Sänger, Gitarrenvirtuose, Komponist von Werken für die Gitarre und Musikinstrumentenbauer.

Mit 17 Jahren sang Luigi Legnani Opernpartien im alten Theater zu Ravenna und konzertierte dort 1816 und später auch in Mailand als Gitarrist.

Ab 1819 wirkte Legnani für einige Jahre als Sänger und Gitarrist in Wien. Zwischen 1823 und 1833 reiste er nach Deutschland und in die Schweiz, bevor er 1833 wieder nach Wien zurückkehrte. Josef Zuth definiert den Einfluss Legnanis, dessen spieltechnische und kompositorischen Fähigkeiten über Mauro Giuliani hinausgingen, auf die Wiener Gitarristik zweifach: Einerseits habe seine virtuose Spieltechnik die „Grenzen des Erreichbaren“ aufgezeigt, andererseits habe Legnani mit dem von ihm gebauten und gespielten Gitarrenmodell den Wiener Gitarrenbauern, vor allem Johann Georg Stauffer und dessen Sohn Johann Anton, aber auch den Gitarrenmachern Z. H. Hell, Rieß, Schustler und Stoß,[1] wesentliche Impulse gegeben.[2]

Im Jahr 1835 traf er in Genua (Italien) auf Niccolò Paganini und trat mit ihm in zumindest einem gemeinsamen Konzert auf (eine Anzeige eines Konzerts im Corignano-Theater zu Turin am 9. Juni 1837 hat sich erhalten). 1837 konzertierte Legnani am 19. und 21. Oktober in Augsburg[3], 1838 auch in Dresden und München und war im selben Jahr zum letzten Mal in Wien, 1842 in Madrid.

1850 begab er sich zurück nach Ravenna, wo er bis zu seinem Tod im Hause Locatelli in der Girottistraße 195[4] als innovativer Gitarren- und Violinenbauer arbeitete.[5]

Legnanis Werke erreichen die Opuszahl 250 und bieten ein reiches Spektrum von Solo- und Kammermusikwerken für Gitarre. Besondere Bekanntheit erlangten die 36 Capricen (Op. 20), unter anderem wegen ihrer teilweise sehr hohen Anforderungen an die Spielgeschwindigkeit.

Werke (Auswahl)

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • Scherzo, op. 10 (zu spielen mit einem einzigen Finger der linken Hand)
  • Variationen über das populäre Duett „Nel cor piú non mi sento“ („Mich fliehen alle Freuden“), op 16[6]
  • La Donna del Lago: Variazioni, op. 18, über „Oh quante lagrime“ von Rossini[7]
  • 36 Capricen, op. 20.
  • Duett für Flöte und Gitarre, op. 23[8]
  • Konzert, op. 28 (mit Leidesdorf)
  • Introduktion, Thema mit Variationen und Finale, op. 64[9]
  • Capricen, op. 250[10]

Werkausgaben (Auswahl)

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • Hans Ritter (Hrsg.): Luigi Legnani: Capricen in allen Dur- und Moll-Tonarten, Op. 20 (= Gitarren-Archiv, 35 und 36). Schott, Mainz 1928.
  • Walter Götze (Hrsg.): Luigi Legnani: 6 Capricen für Gitarre, Op. 250 (= Gitarren-Archiv, 37). Schott, Mainz 1927.
  • Barna Kovàts (Hrsg.): Luigi Legnani, 25 leichte Gitarren-Duos. Von J. Chr. Fr. Bach, Beethoven, Couperin, Dandrieu, Krieger, die Lasso, L. Mozart, Pachelbel, Purcell, Rameau u. a., Edition 5228. B. Schott’s Söhne, Mainz (= Gitarren-Archiv. Band 37).
  • Ennio Speranza: Legnani, Luigi. In: Mario Caravale (Hrsg.): Dizionario Biografico degli Italiani (DBI). Band 64: Latilla–Levi Montalcini. Istituto della Enciclopedia Italiana, Rom 2005.
  • Sergio Monaldini: Chitarra romantica. Luigi (Rinaldo) Legnani e il virtuosismo strumentale nell’Ottocento. Longo, Ravenna 2015.
  • Simon Wynberg: Introduction. In: Luigi Legnani, 36 Caprices Op. 20 in all major and minor keys. Chanterelle, Heidelberg 1986.
  • Daniela Rossato: Luigi Rinaldo Legnani. In: nova giulianiad. 7/85, S. 154 ff. Onlineversion
  • Francesco Gorio: Luigi Legnanis Konzert für Gitarre und Orchester. In: nova giulianiad. 7/85, S. 165–179.
  • Josef Zuth: Luigi Legnani. In: Josef Zuth: Simon Molitor und die Wiener Gitarristik. Wien 1919, S. 80–81.
  • Josef Zuth: Handbuch der Laute und Gitarre. Verlag der Zeitschrift für die Gitarre (Anton Goll), Wien 1926 (1928), S. 176.

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Josef Zuth: Handbuch der Laute und Gitarre. Verlag der Zeitschrift für die Gitarre (Anton Goll), Wien 1926 (1928), S. 138 (Hell, Z. H.)
  2. Josef Zuth: Simon Molitor und die Wiener Gitarristik um 1800. Wien 1920. Textfassung online verfügbar (Memento vom 29. Oktober 2013 im Internet Archive)
  3. Augsburger Postzeitung, Nr. 292, 19. Okt. 1837, S. 4 (als Digitalisat), und ebda. Nr. 294, 21. Okt. 1837, S. 4 (als Digitalisat), abgerufen am 18. März 2024.
  4. Josef Zuth: Handbuch der Laute und Gitarre. 1926, S. 176.
  5. Graham Wade: A Concise history of the Classical Guitar. Mel Bay, Pacific 2001, S. 85.
  6. Ruggero Chiesa (Hrsg.): Variazioni sul duetto „Nel cor piú non mi sento“ op. 16.
  7. etwa in: Rossini für Gitarre. Zimmermann, Frankfurt am Main (= ZM. Band 31330).
  8. Ruggero Chiesa (Hrsg.): Duetto concertante per flauto e chitarra op. 23.
  9. Ruggero Chiesa (Hrsg.): Introduzione, tema variazioni e finale op. 64
  10. Walter Götze: Luigi Legnani, 6 leichte Capricen, op. 250. Schott, Mainz (= Gitarren-Archiv. Band 37).