Luise Helletsgruber

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Luise Maria Helletsgruber (30. Mai 1901 in Wienerherberg5. Jänner 1967 in Sattledt-Giering) war eine österreichische Opernsängerin der Stimmlage Sopran, die an der Wiener Staatsoper, bei den Salzburger Festspielen und beim Glyndebourne Festival auftrat.

Luise Helletsgruber war die Tochter des Lehrers und Chormeisters Karl Helletsgruber (* 8. November 1859 in Hainburg; † 1. August 1944 in Trautmannsdorf)[1] und dessen Ehefrau Anna (geborene Huber; * 3. Jänner 1872 in Schwadorf; † 7. Februar 1941 in Trautmannsdorf)[2] und wuchs in Trautmannsdorf an der Leitha auf.[3] Nach ihrer allgemeinen Schulausbildung studierte sie von 1918 bis 1922 an der Wiener Musikakademie bei dem finnischen Bariton Filip Forstén.[4]

Helletsgruber debütierte im September 1922 an der Wiener Staatsoper als Junger Hirt in Wagners Tannhäuser.[5] Die Sängerin blieb Ensemblemitglied dieses Hauses bis 1942. Schnell erarbeitete sie sich ein breites Repertoire, insbesondere als lyrischer Sopran, mit einem Schwerpunkt auf Mozart-Partien. Sie hatte liebenswerte und charmante Bühnenpräsenz sowie eine schlanke, aber kräftige Stimme und beeindruckte das Publikum in Wien, Salzburg und Glyndebourne als Cherubino in Le nozze di Figaro, als Donna Anna und Donna Elvira im Don Giovanni und als Dorabella in Così fan tutte. Zu ihren lyrischen Rollen zählten auch die Eva in Wagners Meistersingern von Nürnberg, die Micaëla in Bizets Carmen und die Marguerite in Gounods Faust. Fallweise übernahm sie auch dramatischere Partien, wie die Elsa in Wagners Lohengrin oder die Liù in Puccinis Turandot, letztere mit Jan Kiepura als Kalaf.

Gemeinsam mit Erika Rokyta und Jella Braun-Fernwald ging sie Mitte der 1920er Jahre auf Tournee. Bis 1938 sang sie regelmäßig Hauptrollen bei den Salzburger Festspielen, beispielsweise 1931 und 1935 bis 1938 die Donna Elvira im Don Giovanni und die Marzelline in Beethovens Fidelio. Letztere Rolle übernahm sie auch 1936 anlässlich der Neueröffnung des umgebauten Salzburger Festspielhauses. Es dirigierte Arturo Toscanini, es inszenierte Lothar Wallerstein in Bühnenbildern von Clemens Holzmeister. Zum Ensemble zählten Lotte Lehmann als Leonore, Koloman von Pataky als Florestan, Carl Bissuti, Alfred Jerger, Anton Baumann und Hermann Gallos.[6]

Ihr wesentlicher Beitrag zur Musikgeschichte war die Mitwirkung an den ersten fünf Spielzeiten des Glyndebourne Festivals im Süden Englands, welches 1934 von John Christie und seiner Ehefrau, der Sängerin Audrey Mildmay, dem Dirigenten Fritz Busch und dem Regisseur Carl Ebert gegründet wurde. Sie war dort Ensemblemitglied einer renommierten internationalen Besetzung und übernahm tragende Rollen in vier Mozart-Opern. Drei davon, die drei Da-Ponte-Opern, wurden auf Tonträger aufgezeichnet und sind seither durchgehend lieferbar. Sie wurden von der Kritik als hervorragend und exzellent gelobt.[7][8] 1934 debütierte Helletsgruber in Glyndebourne als Dorabella und Cherubino, 1935 sang sie zusätzlich die Erste Dame in der Zauberflöte. 1936 übernahm sie erstmals die Donna Elvira und sang weiterhin Cherubino und Erste Dame. Sogar nach der Annexion Österreichs im März 1938 gelang ihr die Teilnahme am englischen Festival.

Ein weiteres bedeutendes Tondokument von Helletsgruber stellt Beethovens Neunte dar, eine Aufnahme mit den Wiener Philharmonikern unter Felix von Weingartner, aufgenommen 1935.

1943 war sie für eine Spielzeit am Neuen Lustspielhaus in Berlin tätig, danach gab sie nur noch gelegentlich Liederabende und Rundfunkkonzerte.

Am 17. Juli 1926 heiratete sie in Wien-St. Augustin den Agrarexperten Karl Friedrich Alois Lehr (1896–1967).[3][9] Das Ehepaar starb 1967 auf einer Fahrt in den Winterurlaub an den Folgen eines unverschuldeten Autounfalls.[10]

Karl-Josef Kutsch / Leo Riemens / Hansjörg Rost: Großes Sängerlexikon. Vierte, erweiterte und aktualisierte Auflage. K. G. Saur, München 2003. ISBN 3-598-11598-9 (7 Bände). S. 2022f

Einzelnachweise

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  1. Taufbuch Hainburg, tom. XIII, fol. 322 (Faksimile), abgerufen am 12. November 2024
  2. Taufbuch Schwadorf, tom. IX, fol. 1 (Faksimile), abgerufen am 12. November 2024
  3. a b Taufbuch Wienerherberg, tom. VIII, fol. 24 (Faksimile), abgerufen am 12. November 2024
  4. Forstén, Filip August Karl, in: Oesterreichisches Musiklexikon online
  5. Das Geburtsdatum der Sängerin ist nicht verbürgt. Kutsch/Riemens, das Oesterreichische Musiklexikon online [1] und Discogs [2] nennen 1901, AllMusic, Glyndebourne und Naxos nennen das Jahr 1898.
  6. Salzburger Festspiele (Memento des Originals vom 21. Juli 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.salzburgerfestspiele.at, Mitwirkung von Luise Helletsgruber in den Jahren 1935 bis 1938, abgerufen am 21. Juli 2016.
  7. Musica: Monatsschrift für alle Gebiete des Musiklebens, Band 18, S. 102.
  8. Marcus Felsner: Operatica: Annäherungen an die Welt der Oper, Königshausen & Neumann 2008, S. 25.
  9. Trauungsbuch Wien-01., St. Augustin, tom. XX, fol. 225 (Faksimile), abgerufen am 12. November 2024
  10. Clemens Höslinger: Begleittext zur LP Luise Helletsgruber. Wien: Preiser Records 1979
  11. Hansfried Sieben: Parlophon Band 2: die Matrizen-Nummern der elektrischen Aufnahmen 30 cm. Düsseldorf 1990. S. 69. Die Titel der Opern folgen den Angaben in den Aufnahmeunterlagen.