Luise von Oertzen

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Luise von Oertzen (* 3. März 1897 in Detmold; † 16. November 1965 in Wiesbaden) war eine deutsche Krankenschwester und Generaloberin der Schwesternschaften des Deutschen Roten Kreuzes (DRK).

Leben und Wirken

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Luise von Oertzen war die Tochter des preußischen Verwaltungsjuristen Karl Friedrich von Oertzen und seiner Frau Constance, geb. Freiin von Senarclens-Grancy. Sie war das Jüngste von sechs Kindern. Luise von Oertzen absolvierte ihre Ausbildung zur Krankenschwester in den Jahren 1918 bis 1920 im Rotkreuzmutterhaus Sophienhaus Weimar. Zwischen 1932 und 1933 qualifizierte sie sich im Jahreslehrgang für leitende Schwestern an der Werner-Schule vom Deutschen Roten Kreuz des DRK in Berlin-Lankwitz. Im März 1933 wurde sie Oberin des DRK-Mutterhauses Clementinenstift in Hannover und wurde fast zeitgleich Mitglied der NSDAP (Mitgliedsnummer 5.852.005). Sie wurde 1935 zur Generaloberin der Schwesternschaften des Deutschen Roten Kreuzes berufen. Mit Inkrafttreten des „Gesetzes über das Deutsche Rote Kreuz“ vom 9. Dezember 1937 wurden alle selbständigen Rotkreuz-Organisationen aufgelöst und zum Deutschen Roten Kreuz zusammengeschlossen. Luise von Oertzen wurde zur „Generalhauptsturmführerin“ berufen. Trotz ihrer Sympathie für die NSDAP verhinderte sie eine Verschmelzung der Rotkreuz-Schwestern mit den NS-Schwestern der NS-Volkswohlfahrt, auch „Braune Schwestern“ genannt. Nach Kriegsbeginn setzte sie die Berufung von Armee-Oberinnen zur Betreuung der Schwestern in den Kriegsschauplätzen durch.

Oertzen setzte sich kurz vor Kriegsende aus Babelsberg ab und floh mit einigen engen Mitarbeiterinnen, nachdem sie die Amtsgeschäfte auf die Oberin Cläre Ports, der bisherigen Oberin der Schwesternschaften der DRK-Landesstelle III, übergeben hatte.[1] Im September 1945 wurde das DRK in der sowjetischen Besatzungszone aufgelöst. 1952 wurde Luise von Oertzen vom Verband Deutscher Mutterhäuser vom Roten Kreuz zu seiner Generaloberin gewählt.[2] In den Auseinandersetzungen um das neue Krankenpflegegesetz von 1957, mit dem die Volksvertreter den Beruf der Krankenschwester den übrigen Frauenberufen gleichstellen wollten, wurde Luise von Oertzen zur Protagonistin der Verfechterin der Rechte der Mutterhäuser. Sie befürchtete einen Untergang der Mutterhäuser durch das Gesetz und setzte sich, gemeinsam mit den Vertreterinnen der römisch-katholischen und evangelischen Mutterhäuser, Mutter Aquila und Auguste Mohrmann, vehement für die „Tradition der deutschen Krankenpflege“ und für einen „Rechtsschutz für die Haube“ ein.[3] Deshalb wurde im Krankenpflegegesetz von 1957 lediglich die Berufsbezeichnung „Krankenschwester“, nicht aber die krankenpflegerische Berufsausübung unter gesetzlichen Schutz gestellt. Für nicht mutterhausgebundene Institutionen wie beispielsweise die 1953 neu gegründete Schwesternschule der Universität Heidelberg war dies ein herber Rückschlag.[4]

  • Krankenpflege. Schwesternmangel. Rechtsschutz für die Haube. In: Der Spiegel. Heft 26, 1957, S. 18–26. (spiegel.de)
  • M. v. Bechtolsheim: Generaloberin Luise von Oertzen. Verband der Mutterhäuser vom Roten Kreuz e.V., 1966.
  • Hilde Steppe (Hrsg.): Krankenpflege im Nationalsozialismus. 8. Auflage. Mabuse-Verlag, Frankfurt am Main 1996, ISBN 3-925499-35-0, S. 216–217.
  • Biographie Luise von Oertzen. In: Horst-Peter Wolff (Hrsg.): Biographisches Lexikon zur Pflegegeschichte. „Who was who in nursing history“. Verlag Ullstein Mosby, Berlin/ Wiesbaden 1997, ISBN 3-86126-628-8, S. 142.
  • Birgit Panke-Kochinke, Monika Schaidhammer-Placke (Hrsg.): Frontschwestern und Friedensengel. Kriegskrankenpflege im Ersten und Zweiten Weltkrieg. Mabuse, Frankfurt am Main 2002, ISBN 3-933050-91-X, S. 157+163 Luise von Oertzen: Arbeitsbericht aus den DRK Schwesternschaften
  • Ludger Tewes: Rotkreuzschwestern Ihr Einsatz im mobilen Sanitätsdienst der Wehrmacht 1939–1945. (= Krieg in der Geschichte. 93). Paderborn 2016, ISBN 978-3-506-78257-1, S. 27–52.

Einzelnachweise

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  1. Birgitt Morgenbrod, Stephanie Merkenich: Das Deutsche Rote Kreuz unter der NS-Diktatur 1933 bis 1945. Verlag Schoeningh, 2008, ISBN 978-3-506-76529-1, S. 417.
  2. Sigrid Schmidt-Meinecke: Der Ruf der Stunde. W. Kohlhammer, Stuttgart 1963, S. 34.
  3. Anja K. Peters: Historische Pflegeforschung als kritisches Korrektiv. In: Christine R. Auer: Posthum für Antje Grauhan. The Heidelberg School of Anthropological Medicine and Nursing. Vortrag anlässlich des Florence Nightingale Kongresses 2010 “International Perspectives in the History of Nursing Conference”. Heidelberg 2010, S. 17–18.
  4. Christine R. Auer: Eine frei denkende Krankenschwester. Antje Grauhan M.A. wird 80 Jahre alt. Eigenverlag, Heidelberg 2010, ISBN 978-3-00-030494-1, S. 79. zu Luise von Oertzen, Auguste Mohrmann und Mutter Aquila (Grußwort Antje Grauhan 100-Jahr-Feier für Olga von Lersner), gefördert von der Robert-Bosch-Stiftung.
  5. DRK Pflegeheim Luise von Oertzen.
  6. Deutsche Biographie: von Oertzen