Mäander (Ornamentik)
Der Mäander ist ein seit der Jungsteinzeit verwendetes orthogonales Ornament. Eine Sonderform des Mäanders ist der Doppelmäander, der aus zwei entgegengesetzt verlaufenden Mäandern besteht. Die gerundete Form heißt Laufender Hund.
Herkunft und Begriffe
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Bezeichnung entstand in Anlehnung an den vielfach gewundenen Lauf des kleinasiatischen Flusses Mäander.[1]
Falls die Höhenteilung des Mäanderfrieses zwischen den waagerechten Linien eine gerade Zahl von Zwischenräumen ergibt, spricht man von einem attischen Mäander, bei ungerader Zahl von einem kleinasiatischen Mäander. Wenn Mäanderformen überlagert sind, ergibt sich im Zentrum des Ornaments die Grundform des Hakenkreuzes.[2]
Mäander stammen ursprünglich aus der griechischen Kunst. In der griechischen Antike steht dieses Ornament für die Erlangung der Ewigkeit als Dauer in der Zeit durch Reproduktion. Ein alterndes Wesen setzt ein junges an seine Stelle und erlangt so Unsterblichkeit. Das ältere Wesen rollt sich zusammen, während sich ein junges entfaltet. Es ist eine Anspielung auf den uralten und ewig jungen Gott Eros und die sich ewig erneuernde Energie des Kosmos.
Verwendung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Mäander finden sich zum Beispiel in den Bordüren von Gewändern oder als strukturbetonendes Relief und als Fries in der Architektur. Bekannt sind auch Mäanderfrise in der pompejianischen Wandmalerei, beispielsweise in der Villa Mysterii oder Mysterienvilla, hier als Doppelmäander.
Für Tapeten gibt es sehr viele Dekorstreifen mit dem Motiv „Mäander“.
Ein Mäander ist das Symbol der rechtsextremen griechischen Parteien Chrysi Avgi und Ethniko Metopo.
Beispiele für Mäanderformen
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Gemalter Doppelmäander-Fries in der Villa dei Misteri (Mysterienvilla) bei Pompeji
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Mäander-Fries in einem Kieselpflaster auf Rhodos
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Mäander-Fries unter dem Kranzgesims des Rathauses Sondershausen, Umbau 1856
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Mäander-Ornament an einem Balkongeländer über einem Gesims mit laufendem Hund in Paris (Rue d'Aboukir 194)
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Hans Koepf, Günther Binding: Bildwörterbuch der Architektur. Mit englischem, französischem, italienischem und spanischem Fachglossar (= Kröners Taschenausgabe. Bd. 194). 4., überarbeitete Auflage. Kröner, Stuttgart 2005, ISBN 3-520-19404-X (Digitalisat auf moodle.unifr.ch, abgerufen am 31. Januar 2024), S. 315.
- Otto Kunkel: Der Mäander in den vor- und frühgeschichtlichen Kulturen Europas. Bauer, Marburg 1925 (Dissertation Universität Gießen).
- Franz Sales Meyer: Systematisch geordnetes Handbuch der Ornamentik: Zum Gebrauche für Musterzeichner, Architekten, Schulen und Gewerbetreibende sowie zum Studium im Allgemeinen. Seemanns Kunsthandbücher Bd. 1. Seemann, Leipzig 1888, S. 144–151. (Digitalisat auf dilibri.de, abgerufen am 31. Januar 2024)
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Wilfried Koch: Baustilkunde. Orbis, München 1994. ISBN 3-572-00689-9, S. 466.
- ↑ Hans Koepf, Günther Binding: Bildwörterbuch der Architektur. Mit englischem, französischem, italienischem und spanischem Fachglossar (= Kröners Taschenausgabe. Bd. 194). 4., überarbeitete Auflage. Kröner, Stuttgart 2005, ISBN 3-520-19404-X (Digitalisat auf moodle.unifr.ch, abgerufen am 31. Januar 2024), S. 315.