Mäzenatentum in Heidelberg
Das Mäzenatentum in Heidelberg ist mit begründet durch überdurchschnittliche Löhne und eine hohe Vermögensdichte. Die Stadt belegt den 10. Platz in Deutschland hinsichtlich der Dichte an Vermögensmillionären und ist Heimat einiger der vermögendsten Unternehmer des Landes. Diese engagieren sich stark für ihre Region, insbesondere durch philanthropisches Engagement.[1]
Stiftungslandschaft
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Heidelberg hat eine überdurchschnittliche Stiftungsdichte von 37 Stiftungen je 100.000 Einwohner. In der Metropolregion Rhein-Neckar gibt es rund 400 Stiftungen. Zwei der zehn größten deutschen Stiftungen sind in der Region Heidelberg angesiedelt.[1]
Bedeutende Mäzen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Dietmar Hopp und Klaus Tschira binden mit ihren Stiftungen etwa 5 % bzw. knapp 5 Mrd. Euro des gesamten deutschen Stiftungsvermögens von insgesamt etwa 100 Mrd. Euro.[2] Diese Stifter repräsentieren eine Generation erfolgreicher Unternehmer, die ihr Vermögen selbst erworben haben und regional ausgerichtet sind.[1]
Das philanthropische Engagement in Heidelberg schafft günstige Bedingungen für die Förderung von Kultur und kreativer Wirtschaft, wobei gemeinnütziges Engagement und unternehmerisches Handeln oft Hand in Hand gehen.[1]
Mäzene mit Bezug zur Stadt Heidelberg
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Mäzen | Geburtsdatum (/Sterbedatum) | Geld-Herkunft / Branche | Mäzenatentum (soweit mit Wirkung in der Region) | Bezug zu Heidelberg |
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Othniel Charles Marsh | † 18. März 1899 | Paläontologe | Absolvent der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg | |
Dietmar Hopp | * 26. April 1940 | Mitbegründer des Softwarekonzerns SAP | alle-Hopp!-Anlagen, TSG 1899 Hoffenheim, Projekte aus den Bereichen Sport, Medizin, Soziales und Bildung mit Schwerpunkt in der Rhein-Neckar-Region. | geboren in HD |
Ludwig Mond | † 11. Dezember 1909 | Chemiker und Industrieller | Mond verließ die Ruperto Carola aufgrund finanzieller Probleme ohne Abschluss,
Ehrendoktorwürde der Universitäten Padua (1892) und Heidelberg (1896) | |
Curt Engelhorn | † 13. Oktober 2016 | Bis 1997 war er Mitgesellschafter des Pharma-Unternehmens Boehringer Mannheim | Unter anderem stiftete er 1999 die Curt-Engelhorn-Professur für amerikanische Geschichte am Historischen Seminar und dem Heidelberg Center for American Studies (HCA) 2006 ein eigenes Domizil, das Curt und Heidemarie Engelhorn Palais in der Heidelberger Altstadt. | Für seine großen Verdienste als Stifter wurde Engelhorn 1964 von der Ruprechts-Karls-Universität Heidelberg in den Kreis der Ehrensenatoren aufgenommen. |
Alfred Pringsheim | † 25. Juni 1941 | Mathematiker, Kunstsammler und Kunstmäzen | Er wurde er dort bei Leo Königsberger an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg. 1872 zum Doktor der Mathematik promoviert. | |
Hans-Peter Wild | * 16. Juni 1941 | Capri-Sun | Präsident des in Paris ansässigen und international erfolgreichen Rugby-Clubs SASP Stade Français.
2020 investierte er 67 Millionen Pfund in eine Firma, die einen kommerziellen Kernfusionsreaktor mit der britischen Firma Tokamak Energy herstellen möchte. Wild fördert zudem die Olympiateams des Olympia-Stützpunkts Rhein-Neckar. Er ist Mitglied des Kuratoriums der Musikstiftung Heidelberg, welche jährlich das internationale Musikfestival Heidelberger Frühling ausrichtet und darüber hinaus die ideelle Patenschaft für junge Nachwuchsmusiker übernimmt. Im Frühjahr 2023 gab die Stadt Eppelheim bekannt, dass Wild der Stadt eine noch zu bauende Sporthalle mit dem Namen Hans-Peter-Wild-Halle schlüsselfertig schenken wird. |
Eppelheim ist nur aus einem einzigen Grund nicht der 17. Stadtteil von Heidelberg, obwohl sie „Wirtschaftlich gehört Eppelheim längst schon zur Stadt Heidelberg“:[3] Der Gemeinde geht es Dank der Bild-Gruppe finanziell sehr gut |
Alphons Stübel | † 10. November 1904 | Naturforscher und Vulkanologe | Absolvent der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg | |
Manfred Lautenschläger | * 15. Dezember 1938 | Mitgründer der Finanzberatung MLP | Manfred Lautenschläger-Stiftung, deren Zweck die Förderung von Wissenschaft und Forschung, Bildung und Erziehung, Kunst und Kultur, der Völkerverständigung sowie des Heimatgedankens ist.
Der Bau der Heidelberger Kinderklinik wurde durch die Stiftung mit 14 Millionen Euro unterstützt. Die Stiftung finanzierte auch den Bau einer Begegnungsstätte für ehemalige Zwangsarbeiter in Heidelbergs Partnerstadt Simferopol auf der Krim, sowie den Bau von 72 Schulen in Äthiopien. |
Ehrensenatorenwürde der Universität Heidelberg,
Ehrensenatorenwürde der Hochschule für Jüdische Studien Heidelberg, Ehrendoktorwürde der Universität Heidelberg |
Viktor Dulger | † 21. März 2016 | Gründer vonProminent Dosiertechnik | Er stiftete den Bürgern der Stadt Heidelberg auf dem Bismarckplatz eine vielbeachtete Skulptur Spagetti-Säule.[4] | Er lebte in Heidelberg, Träger der Richard-Benz-Medaille für Kunst und Wissenschaft der Stadt Heidelberg, für seine kontinuierliche Förderung der Universität Heidelberg verlieh ihm das Institut 1990 die Senatorenwürde, ehrenhalber |
Hans G. Hachmann | † 22. Oktober 2007 | US-amerikanischer Rechtsanwalt | Hans G. Hachmann wurde 2002 zum Ehrenmitglied des Deutschen Studentenwerks ernannt. Für sein Engagement wurde er mit der Ehrensenatorwürde der Bauhaus-Universität Weimar, der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (2001) und der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg (2002) sowie mit der Ehrenmitgliedschaft der Universität Potsdam (2002) geehrt. | |
Heinrich Vetter (Unternehmer) | † 3. Februar 2003 | Bereits 1946 wurde er Geschäftsführer des Kaufhauses Vetter und baute dies bis Mitte der 60er Jahre zu einem florierenden Unternehmen mit rund 1.000 Beschäftigten aus. Ende der sechziger Jahre erkannte er, dass er auf Dauer mit den Filialgroßkaufhäusern nicht konkurrieren kann und vermietete 1967 das Kaufhaus an die Horten AG – von der und deren Nachfolgern Kaufhof und Galeria Karstadt Kaufhof es bis zur Schließung und dem Verkauf an die Unternehmensgruppe Diringer & Scheidel im Oktober 2020 betrieben wurde. | 1997 verlieh ihm die Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg ihre seltene Ehrenbürgerschaft. | |
Carl Leopold Netter | † 14. Juli 1922 | Unternehmer und Mäzen | Die von Netter begründete „Stiftung von 1916 für rechtswirtschaftliche und rechtsvergleichende Studien“ fördert dieses Institut mit den verbliebenen Mitteln bis heute. Ein Teil der Netterschen Gründung wurde später integriert in das Max-Planck-Institut für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht. Die Heidelberger Juristische Fakultät verlieh ihm 1917 den juristischen Ehrendoktor. | |
Stefan Sandkühler | † 5. März 2004 | Mediziner, Hochschullehrer und Kunstmäzen | Sandkühler war Privatdozent für Innere Medizin an der Universität Heidelberg. | |
Ferdinand Schalch | † 19. November 1918 | Geologe, Paläontologe, Kartograph, Geheimer Bergrat, Sammler und Mäzen | Absolvent der Ruprecht-Karls-Universität Heidelber | |
Wolfgang Marguerre | * 30. Januar 1941 | Wolfgang Marguerre ist Inhaber von neun Patenten im Bereich Infektionen und Blutplasma. Er ist Eigentümer und CEO des Blutplasma-Fraktionierungsunternehmens Octapharma | Mit einer Spende über 15 Millionen Euro hat er die Sanierung des Theaters in Heidelberg.
Im September 2015 hat er mit einer Million Euro die Flüchtlingsarbeit in Heidelberg unterstützt. Im Oktober 2015 spendete Marguerre 250.000 Euro für Innovationen im medizinischen Training für die Ärzteausbildung am Universitätsklinikum Heidelberg. Für die Neugestaltung des Heidelberger Theaterplatzes spendete Marguerre 680.000 Euro. Im Mai 2021 spendete Marguerre 500.000 Euro zugunsten kleiner inhabergeführter Geschäfte in Heidelberg. |
geboren in HD,
Ehrensenator der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, Ehrenbürger der Stadt Heidelberg |
Heinrich Benedikt Fleischbein | † 19. Juni 1793 | Theologie an der Heidelberger Universität, sowie Prediger an der Heiliggeistkirche | gestorben in Heidelberg | |
Klaus-Georg Hengstberger | * 9. März 1930 | Kommunalpolitiker und Mäzen | Ehrensenator der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg | |
Gustav Oberlaender | † 30. November 1936 | deutsch-amerikanischer Unternehmer und Mäzen. | Ehrendoktor (Dr. phil. h. c.) der Universität Heidelberg | |
Leontine Goldschmidt | † 8. Mai 1933 | Mineraloge, Kristallograph, Naturphilosoph, Mineraliensammler und Mäzen | Victor Goldschmidt gründete mehrere wissenschaftliche Institute, darunter ein Ethnographisches Institut, auf dessen Sammlungen das heutige Völkerkundemuseum aufbaut. | 1888 habilitierte er sich an der Universität Heidelberg Über Projektion und graphische Krystallberechnung.
1909 wurde er ordentlicher Honorarprofessor. 1912 wurde er als korrespondierendes Mitglied in die Russische Akademie der Wissenschaften in Sankt Petersburg aufgenommen. Im Jahr 1913 wurde er zum Mitglied der Heidelberger Akademie der Wissenschaften gewählt. Er fand seine letzte Ruhe in Heidelberg, der Stätte seines wissenschaftlichen Wirkens und des Verbleibs seines Lebenswerkes. Sein Grab befindet sich auf dem Bergfriedhof in Heidelberg. |
Carl Leonhard | † 4. April 1930 | Manager in der Zementindustrie und Mäzen. | gestorben in HD,
1893 trat er als Direktor in die Heidelberger Portland-Zement-Fabrik ein, wo er bis 1916 im Vorstand blieb und bis zu seinem Tod dem Aufsichtsrat angehörte. | |
Günter Reimann-Dubbers | * 1942 | Teil der Unternehmerfamilie Reimann | Die Elke & Günter Reimann-Dubbers Stiftung hat es sich zur Aufgabe gemacht, gemeinnützige Projekte, insbesondere in den Bereichen Familie, Bildung und Gesundheit ins Leben zu rufen und zu unterstützen. Außerdem sitzt Reimann-Dubbers im Kuratorium der Stiftung Heidelberger Frühling und war bis 2016 im Kuratorium des Völkerkundemuseum Heidelberg der J. und E. von Portheim Stiftung | Ehrensenatoren der Ruprechts-Karls-Universität Heidelberg |
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Heidelberg der Gunsstandort der Philantropie[1]
Web-Links
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c d e Johannes Glückler von der Universität München, Martina Ries Heiko Schmid vom Geographisches Institut der Universität Heidelberg: Heidelberg der Gunsstandort der Philantropie. In: Stadt Heidelberg Heidelberg, September 2010 (Hrsg.): Die Kreative Ökonomie in Heidelberg. 5.1. Auflage. Heidelberg 2010, ISBN 978-3-88570-131-6 (uni-heidelberg.de [PDF]).
- ↑ Antje Bischoff, Katrin Kowark und Berenike Wiener: Aktuelle Zahlen zu Stiftungsfinanzen: Ausgaben, Erträge und Renditen. (PDF) 18. Juni 2015, abgerufen am 17. Dezember 2024.
- ↑ Warum die Eppelheimer keine Heidelberger wurden: Gescheiterte Eingemeindungspläne 1926 und 1935. eppelheim.de, abgerufen am 17. Dezember 2024.
- ↑ Die „Spaghettisäule“ am Bismarckplatz. heidelred.de, 6. Dezember 2023, abgerufen am 17. Dezember 2024.