Müde kehrt ein Wandersmann zurück
Müde kehrt ein Wandersmann zurück ist ein deutsches Volkslied aus dem 19. Jahrhundert. Der in zahllosen Versionen verbreitete Text geht zurück auf die Ballade Die Heimkehr von Leberecht Dreves, die 1836 entstanden sein soll[1] und 1839 im Druck erschien.[2] Die Melodie eines unbekannten Komponisten ist erstmals 1882 nachgewiesen. Das Lied gilt als Paradebeispiel eines „Küchenlieds“.
Text
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Ballade von Dreves, erschienen in seiner Gedichtsammlung Vigilien. Nächtliche Lieder (Bonn 1839),[2] besteht aus neun Strophen zu je vier trochäischen, männlich reimenden fünfhebigen Zeilen. Sie beschreibt die Heimkehr eines „Wanderers“, der seine zu Hause gebliebene Liebste mit einem Blumenstrauß begrüßen will. Die Geliebte ist jedoch keine andere als die „Gärtnersfrau“, die in seiner Abwesenheit geheiratet hat und nun die gebrochene Treue beweint. Das gegenseitige Erkennen der beiden bleibt acht Strophen lang untergründig und wird erst in der letzten Strophe vom Mann ausgesprochen, bevor er mit dem Strauß „rastlos“ davonzieht.
Die volkstümlichen Versionen sind regelmäßig um drei bis vier Strophen gekürzt, teilweise zu Lasten der Handlungsverständlichkeit. Literaturssprachliche Wendungen sind durch alltäglichere und direktere ersetzt, wobei nicht selten Reim und Rhythmus zerstört sind. Den Höhepunkt bildet die dritte Strophe mit der Frage „Warum weinst du, holde Gärtnersfrau?“ und ihrer Antwort „Nein, ach nein, um diese [die Blumen] wein ich nicht“, die die schluchzende Sentimentalität bis zur Komik steigert und gern auch in mundartlichem Tonfall zitiert wurde („Warum wejnste, scheene Järtnersfrau …“).
Melodie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Zum sentimentalen Effekt des Liedes trägt entscheidend die [3] sich jedoch im Sechs-Achtel-Takt durchsetzte und so zum Volksgut wurde. Mit ihrer Terzbetontheit und ihren Sext- und Septimintervallen ist sie ein vollkommenes Beispiel ihres Genres.
bei, die 1882 im Vier-Viertel-Takt auftaucht,Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Ludwig Erk, Franz Magnus Böhme: Deutscher Liederhort. Band 2. Breitkopf und Härtel, Leipzig 1893, S. 469 (Digitalisat).
- Hoffmann von Fallersleben, Karl Hermann Prahl: Unsere volkstümlichen Lieder. 4. Auflage. Engelmann, Leipzig 1900, S. 190 (Textarchiv – Internet Archive).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Text und Kommentar, Volksmusikarchiv des Bezirks Oberbayern
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Lebrecht Dreves: Gedichte. Herausgegeben von Joseph Freiherr von Eichendorff. A. Duncker, Berlin 1849, S. 180 (Digitalisat in der Google-Buchsuche).
- ↑ a b Lebrecht Dreves: Vigilien. Nächtliche Lieder. König, Bonn 1839, S. 93 f. (Digitalisat).
- ↑ Ernst Klusen (Hrsg.): Deutsche Lieder. Insel, Frankfurt a. M. 1980, ISBN 3-458-04855-2, S. 377 und S. 835.